„Einer für alle“ – Kann Verantwortung für ein Team die individuelle Anstrengung im Hochleistungssport steigern?

Teamarbeit wird im Sport häufig als Quelle zusätzlicher Motivation beschrieben. Lässt sich dies tatsächlich mit Leistungsdaten belegen? Oder handelt es sich hierbei lediglich um Mythen und Wunschvorstellungen? Der vorliegende Artikel geht der Frage nach, ob AthletInnen in Sportteams tatsächlich eine höhere Leistung als im Einzelwettbewerb zeigen, und wenn ja, ob diese Leistungsgewinne vor allem durch zusätzliche Anstrengung aufgrund sozialer Verantwortung erklärbar sind. Zusätzlich zu Studienergebnissen aus dem Forschungslabor belegen wir unsere zentralen Annahmen mit Daten aus dem Hochleistungsschwimmen.

Kann Teamarbeit die einzelnen Teammitglieder zu zusätzlicher Anstrengung motivieren? Oder denken Menschen in Teams ausschließlich an sich selbst und versuchen, auf Kosten Anderer Ressourcen zu sparen? In diesem Beitrag wollen wir auf der Basis von theoretischen Annahmen und empirischen Untersuchungen darstellen, wann und warum Teamarbeit sogar im Hochleistungssport zu zusätzlichen Anstrengungen motiviert. Zu diesem Zweck schildern wir zunächst zwei historische Studien zu motivierenden Auswirkungen von Teamarbeit unter Laborbedingungen. Danach beschreiben wir insbesondere soziale Verantwortung als einen zentralen Auslöser dieser motivierenden Wirkung von Teamarbeit. Zum Schluss berichten wir drei aktuelle Studien mit Daten außerhalb des Forschungslabors, in denen motivierende Auswirkungen von Teamarbeit im Hochleistungssport nachgewiesen werden konnten.

Historische Studien zur Motivation durch Teamarbeit

Die Untersuchung der Auswirkungen von Teamarbeit auf die Anstrengungsbereitschaft des Einzelnen gehört zu den frühesten Forschungsthemen der experimentellen Psychologie (Köhler, 1926; Moede, 1914; Ringelmann, 1913; Triplett, 1897). Interessanterweise beinhalteten diese frühen Studien zumeist Sportaufgaben. Neben demotivierenden Auswirkungen von Teamarbeit (z.B. Ringelmann, 1913) zeigten einige dieser frühen Studien, dass Teammitglieder manchmal auch über sich selbst hinauswachsen und im Team höhere Leistungen zeigen als bei vergleichbarer Einzelarbeit (sog. Motivationsgewinne in Teams). So berichtete Walter Moede (1914) aus einer Studie mit Schülern, dass im Vergleich zu isolierter Einzelarbeit bereits ein Wettkampf zwischen zwei Einzelpersonen zu einer Zunahme der Anstrengung in einer einfachen Kurbelaufgabe führte. Eine weitere Zunahme der Anstrengung war zu beobachten, wenn eine Person als Mitglied eines Teams in einem Wettkampf gegen ein Mitglied eines anderen Teams antrat. Einige Jahre später wies ein Schüler von Moede, Otto Köhler (1926), in seinen Untersuchungen mit Mitgliedern eines Berliner Ruderclubs ebenfalls positive Auswirkungen von Teamarbeit auf Motivation und Leistung nach. Er ließ die Ruderer jeweils in Einzelarbeit ein Gewicht von 41 Kilogramm im 2-Sekundenrhythmus bis zur Erschöpfung anheben. In einem zweiten Durchgang sollten sie dann gemeinsam in Zweierteams das doppelte Gewicht (82 kg) ebenfalls im 2-Sekundenrhythmus anheben. Dieses Gewicht war so angebracht, dass es nur von beiden Teammitgliedern gemeinsam gehoben werden konnte: Hörte ein Teammitglied auf, dann musste auch das andere Mitglied die Aufgabe beenden. Köhler berichtete, dass die Zweierteams das Gewicht häufiger anhoben als beide Teammitglieder durchschnittlich in ihren jeweiligen Einzeldurchgängen.

Die Arbeiten von Moede (1914) und Köhler (1926) beinhalten also erste Hinweise auf motivierende Wirkungen von Teamarbeit in kurzfristig zusammengestellten Arbeitsgruppen unter Laborbedingungen. Diese frühen Befunde geben allerdings wenig Auskunft über die zugrundeliegenden psychologischen Prozesse, die für die beobachteten Leistungsgewinne verantwortlich sind. Zudem beantworten sie nicht die Frage, ob diese motivierenden Wirkungen von Teamarbeit auch außerhalb des Forschungslabors auftreten, wenn es um bedeutsame Ergebnisse geht wie beispielsweise im Hochleistungssport.

Soziale Verantwortung als Quelle von Motivationsgewinnen in Teams

In den Jahrzehnten, die auf die dargestellten Pionierstudien folgten, wurde vor allem untersucht, wann es zu Verlusten der Motivation in Teams kommt. Hierbei ging es vor allem um sogenanntes „soziales Faulenzen“, also die Reduktion von Anstrengung wenn die Einzelleistungen nicht identifizierbar sind (siehe Karau & Williams, 1993, für eine Übersicht). Die Untersuchung von Gewinnen in der Motivation durch Teamarbeit wurde hingegen erst in den letzten 25 Jahren wieder aufgenommen (z. B. Stroebe, Diehl, & Abakoumkin, 1996; Witte, 1989). Eine zentrale Rolle spielte dabei die Replikation und nähere Untersuchung des von Köhler (1926) beschriebenen Effekts (vgl. Kerr & Hertel, 2011; Larson, 2009). So konnten Hertel, Kerr und Messé (2000) zeigen, dass sich Köhlers Ergebnisse auch mit einer weniger belastenden Aufgabe nachweisen ließen: In Einzel- und Gruppendurchgängen hielten studentische TeilnehmerInnen jeweils ein Gewicht von einem Kilogramm mit ausgetrecktem Arm vor sich, bis die Aufgabe zu anstrengend wurde und sie das Gewicht absenkten. Um die Leistung in der Aufgabe einigermaßen bedeutsam zu machen, konnten die UntersuchungsteilnehmerInnen pro Sekunde Halteleistung fünf Cent verdienen. Die TeilnehmerInnen bearbeiteten diese Halteaufgabe in einem Einzeldurchgang und in einem Teamdurchgang mit jeweils einer anderen Person zusammen. Die Teams unterschieden sich dabei im Ausmaß der sozialen Verantwortung der Teammitglieder untereinander. Hatten die Teams hohe soziale Verantwortung, musste das zweite Teammitglied ebenfalls aufhören, sobald das erste Mitglied die Aufgabe beendete. Bei niedriger sozialer Verantwortung konnte dagegen das andere Teammitglied weiterarbeiten und so weiterhin Geld für das Team verdienen. Hertel und Kollegen (2000) fanden auch in dieser Studie motivierende Auswirkungen von Teamarbeit, allerdings nur bei hoher sozialer Verantwortung der Teammitglieder. Offensichtlich waren Teammitglieder vor allem dann zu zusätzlicher Anstrengung bereit, wenn sie ihren Teampartner nicht im Stich lassen wollten.

Die Idee, dass soziale Verantwortung eine zuverlässige Ursache für motivierende Wirkungen von Teamarbeit ist, wurde danach in einer Reihe weiterer Studien überprüft (vgl. Hertel, Clauss & Niemeyer, 2008; Kerr, Messé, Seok, Sambolec, Lount & Park, 2007; Weber & Hertel, 2007). Hohe soziale Verantwortung wird dabei durch Teambedingungen umgesetzt, bei denen die Einzelleistung des einzelnen Mitglieds unentbehrlich für die Gesamtleistung des Teams ist. Wenn Teammitglieder bspw. nacheinander arbeiten, hat das letzte Teammitglied oft eine höhere Verantwortung für das Gesamtergebnis des Teams, weil es schlechte Leistungen der vorherigen Partner kompensieren kann. Die durchgeführten Laborstudien belegen, dass soziale Verantwortung tatsächlich ein zuverlässiger Auslöser für zusätzliche Anstrengungen in Teams ist, insbesondere dann, wenn die Teammitglieder kooperative Einstellungen haben und die Aufgabe kontinuierliches Feedback über die Leistungen aller Teammitglieder bietet (zur Übersicht, s. Kerr & Hertel, 2011).

Die beschriebenen Befunde lassen sich gut mit Hilfe des „Collective Effort Model“ (CEM, Karau & Williams, 1993) erklären. Das CEM nimmt an, dass die Anstrengung von Teammitgliedern besonders hoch sein sollte, wenn die folgenden drei Bedingungen gegeben sind: Erstens sollten die Teammitglieder den Eindruck haben, dass ihre hohe Anstrengung auch zu einer guten persönlichen Leistung im Team führt. Zweitens sollten sie den Eindruck haben, dass eine gute Leistung auch zu positiven Konsequenzen sowohl für das Team als auch für die einzelnen Mitglieder führt. An dieser Stelle spielt insbesondere die erlebte soziale Verantwortung eine große Rolle: Je stärker sich ein Teammitglied verantwortlich bzw. unentbehrlich für das Team fühlt, umso höher sollte seine Anstrengung für das Team ausfallen. Drittens sollten die Teammitglieder die Aufgabe als wichtig und die etwaigen Konsequenzen der gezeigten Leistung (bspw. eine Prämie) als bedeutsam empfinden.

Auf Basis dieses Modells lässt sich vorhersagen, dass die Anstrengungsbereitschaft von Teammitgliedern bei Berücksichtigung dieser Mechanismen besonders hoch sein sollte, so dass Motivationsgewinne im Vergleich zu Einzelarbeit auftreten. Zumindest in Laboruntersuchungen konnte dies sehr gut bestätigt werden. Jedoch bleibt die Frage, ob diese motivierenden Wirkungen von Teamarbeit auch außerhalb des Forschungslabors auftreten und insbesondere dann, wenn Personen im oberen Bereich ihrer Leistungsfähigkeit agieren, wie beispielsweise im Hochleistungssport.

Motivationsgewinne durch Teams im Hochleistungssport

Die Erwartung, dass soziale Verantwortung auch im Hochleistungssport zu zusätzlicher Anstrengung und Leistung in Teams führen kann, haben wir erstmalig in drei Studien auf der Basis vorliegender Daten aus dem Schwimmsport überprüft. Der Vorteil dieser Daten liegt neben einer sehr exakten Leistungsmessung vor allem darin, dass wir für dieselben AthletInnen Leistungsdaten aus Einzelwettbewerben und Staffelwettbewerben vergleichen konnten. Somit konnten wir sehr zuverlässig zusätzliche Anstrengungen im Team im Vergleich zu Einzelarbeit überprüfen.

In der ersten Studie verglichen wir die Leistungen von FreistilschwimmerInnen in den Einzel- und Staffelwettbewerben bei Olympia 2008 (Hüffmeier & Hertel, 2011). Dabei vermuteten wir, dass die wahrgenommene Verantwortung für das Team im Verlauf einer Staffel zunehmen sollte, da mit späterer Startposition die Möglichkeit abnimmt, eine schlechte Leistung durch nachfolgende Starter zu kompensieren. Entsprechend sollte die wahrgenommene soziale Verantwortung für die SchlussschwimmerInnen am höchsten sein. Diese wachsende soziale Verantwortung sollte sich wiederum in schnelleren Zeiten in der Staffel im Vergleich zum Einzelwettbewerb niederschlagen.

Mögliche Auswirkungen von sozialer Verantwortung analysierten wir mit Hilfe der Leistungen der SchwimmerInnen in den Halbfinals der Wettbewerbe über 100 und 200 Meter Freistil, die sowohl im Einzel- als auch im Staffelwettbewerb angetreten waren. Um diese Daten angemessen auswerten zu können, mussten wir berücksichtigen, dass sich die Startprozeduren im Einzel- und Staffelwettbewerb voneinander unterscheiden. Während SchwimmerInnen im Einzelwettbewerb und StartschwimmerInnen der Staffel vor dem Startsignal ihren Startsprung nicht vorbereiten dürfen, ist dies für die folgenden StaffelschwimmerInnen möglich (bspw. einen kurzen Anlauf machen). Um unerwünschte Einflüsse dieser ungleichen Startbedingungen aus Einzel- und Staffelwettbewerb auf unsere Ergebnisse ausschließen zu können, rechneten wir die Startzeiten in einem ersten Schritt aus den Schwimmzeiten der AthletInnen heraus. Die anschließende Auswertung zeigte, dass die StartschwimmerInnen in der Staffel genauso schnell schwammen wie im Einzelwettbewerb. Die drei folgenden Staffelmitglieder schwammen jedoch im Staffelwettbewerb deutlich schneller als im Einzelwettbewerb und zeigen somit motivierende Auswirkungen von Teamarbeit im Hochleistungsport.

Eine Besonderheit dieser ersten Studie ist die Betrachtung von Halbfinaldaten. Schwimmstaffeln qualifizieren sich bei Olympia über die erzielte Halbfinalzeit für das Finale und nicht über die erreichte Halbfinalplatzierung. Diese Ausgangssituation bewirkt eine besonders hohe soziale Verantwortung der SchlussschwimmerInnen, da von ihrer Leistung die Qualifikation des Teams für den Finallauf abhängt. Anders ist dagegen die Situation in einem Finallauf. Hier ist oft bereits während des Rennens absehbar, ob Staffeln eine Medaille erreichen können oder nicht. Entsprechend sind einige Staffeln schon früh abgeschlagen, so dass späte Starter gar keinen Einfluss mehr auf die Medaillenchancen der Staffel haben. Gemäß unseren dargestellten Überlegungen sollten sich spätere Starter daher nur dann zusätzlich motiviert fühlen, wenn sie eine realistische Chance auf einen Medaillengewinn mit ihrer Staffel sehen.

Diese Überlegung prüften wir in einer zweiten Studie mit Daten aus den Finalläufen von Schwimmwettbewerben (Hüffmeier, Krumm, Kanthak & Hertel, in Druck). Weiterhin wollten wir untersuchen, ob unsere Befunde nicht einfach durch die unterschiedlichen Startprozeduren im Einzel- und Staffelwettkampf zu erklären sind. Die Ergebnisse der ersten Studie (Hüffmeier & Hertel, 2011) zeigten ja „lediglich“ schnellere Schwimmzeiten in der Staffel für solche SchwimmerInnen, die auch den Startsprung mit frühzeitiger Anlaufbewegung ausführen konnten (d. h., StaffelschwimmerInnen an Positionen 2 bis 4).

Für diese zweite Studie analysierten wir die Leistungen von FreistilschwimmerInnen in den Einzel- und Staffelwettbewerben über 100 Meter bei zahlreichen sportlichen Großereignissen (Olympische Spiele von 1996-2008, Weltmeisterschaften von 1998-2011 sowie Europameisterschaften von 2000-2010). Das Vorgehen entsprach weitestgehend dem unserer ersten Studie mit einem wichtigen Unterschied: Wir unterschieden bei unserer Untersuchung zwischen den Staffeln, die eine Medaillenchance gehabt hatten (Staffeln mit Endplatzierungen von 1-4), und Staffeln ohne Medaillenchance (Staffeln mit Endplatzierungen von 5-8). Lediglich für SchwimmerInnen aus chancenreichen Staffeln sollte die über die Startpositionen hinweg steigende soziale Verantwortung auch im Vergleich zum Einzelwettbewerb zu schnelleren Schwimmzeiten führen. Solche zunehmenden Leistungsgewinne sind nicht durch unterschiedliche Startprozeduren in Einzel- und Staffelwettkampf erklärbar, da die Startprozedur für die zweiten, dritten und vierten SchwimmerInnen identisch ist.

Entsprechend unserer Erwartung konnten wir in dieser zweiten Studie erneut zeigen, dass – vorausgesetzt die Staffeln hatten eine reelle Medaillenchance – die StaffelschwimmerInnen 2 bis 4 über die Staffel hinweg zunehmend schnellere Schwimmzeiten im Vergleich zum Einzelwettbewerb erbrachten. In Staffeln ohne Medaillenchancen schwammen dagegen die SchwimmerInnen aller Startpositionen ähnlich schnell wie im Einzeldurchgang. Diese Ergebnisse belegen erneut die positive Wirkung sozialer Verantwortung im Staffelverlauf, während die Alternativerklärung unterschiedlicher Startprozeduren nicht greift.

In unserer dritten Studie (Hüffmeier, Kanthak & Hertel, 2012) untersuchten wir mit Hilfe der Leistungen in Freistil- und Lagenstaffeln bei den Olympischen Spielen von 1996-2008 die Frage, welchen Einfluss spezifisches Feedback über die Leistungen der TeamkollegInnen auf die Motivation der Teammitglieder hat. Der zentrale Unterschied zwischen den beiden Staffeltypen besteht darin, dass in Freistilstaffeln typischerweise alle vier SchwimmerInnen im Kraulstil schwimmen, während die SchwimmerInnen in Lagenstaffeln je einen unterschiedlichen Schwimmstil in der Reihenfolge Rücken, Brust, Schmetterling und Kraul schwimmen. Unsere Ausgangsüberlegung war, dass SchwimmerInnen in Freistilstaffeln sehr genau einschätzen können, welche Anstrengung ihre TeamkollegInnen aufbringen, da sie einerseits einen geschulten Blick für die Anstrengung und Leistung anderer SchwimmerInnen im selben Schwimmstil haben und andererseits auch häufig gemeinsam trainieren. Demgegenüber ist die gegenseitige Einschätzung von SchwimmerInnen in Lagenstaffeln weniger klar, da sie ihre TeamkollegInnen in einem Schwimmstil beobachten, für den sie weniger Expertise haben. In Lagenstaffeln sollte im Vergleich zu Freistilstaffeln somit unklarer sein, wie stark die eigene Leistung zur Teamleistung beiträgt. Entsprechend nahmen wir an, dass motivierende Auswirkungen sozialer Verantwortung in Teams in Lagenstaffeln aufgrund der Unsicherheit über die Anstrengung und Leistung der TeamkollegInnen kaum oder gar nicht zu beobachten sein sollten. Die Auswertung der Daten bestätigte unsere Vermutung; in Freistilstaffeln zeigten SchwimmerInnen an Startposition 2 bis 4 schnellere Schwimmzeiten im Vergleich zum Einzelwettkampf. In den Lagenstaffeln dagegen schwammen alle SchwimmerInnen der Staffeln „lediglich“ vergleichbar schnell wie im Einzeldurchgang.

Fazit

Ausgehend von historischen Belegen sowie von neueren theoretischen Entwicklungen zu motivierenden Auswirkungen von Teamarbeit haben wir soziale Verantwortung als einen zentralen Auslöser von Motivationsgewinnen in Teams abgeleitet. Die Ergebnisse aus dem Schwimmsport demonstrieren eindrücklich, dass diese Auswirkungen nicht nur in relativ bedeutungsarmen Laborstudien auftreten, sondern dass soziale Verantwortung auch dann wirksam ist, wenn sich Personen bereits im oberen Grenzbereich ihrer Leistungsfähigkeit bewegen. Somit können wir die Titelfrage, ob es möglich ist, durch soziale Verantwortung die Leistung sogar im Hochleistungssport zu steigern, eindeutig mit „ja“ beantworten. Unsere Studien lassen vermuten, dass ähnliche Zugewinne an Motivation und Leistung auch in anderen Teamsportarten möglich sind. Besonders wahrscheinlich sind sie in ausdauer- oder kraftbetonten Sportarten (im Gegensatz zu primär koordinativ anspruchsvollen), in denen – wie in Schwimmstaffeln – die Teammitglieder ihre Leistung nacheinander erbringen müssen, wie beispielsweise in Staffeln in der Leichtathletik oder im Skilanglauf.

Literaturverzeichnis

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