Amor ist kein Hobbyschütze

Fall in Love by Kevin Andersson via flickr.comFall in Love by Kevin Andersson via flickr.com; (https://www.flickr.com/photos/kevinandersson/294542985) Cc (https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/)Die Partnersuche stellt Individuen vor eine Reihe von Herausforderungen – die erstaunlich gut gemeistert werden!

Das Ziel, eine Partnerin oder einen Partner zu finden, stellt ein Individuum vor eine Reihe von Herausforderungen: Zunächst einmal sollten das Verhalten und die kognitiven Prozesse auf die Identifizierung solcher Personen ausgerichtet werden, die einem sympathisch sind und die sich dadurch überhaupt erst für das spätere Werben und Buhlen qualifizieren. Dass Individuen dies nicht nur gut, sondern manchmal auch zu gut können, zeigen experimentelle Untersuchungen: Partnersuchenden Personen fällt es schwerer, ihren Blick von physisch attraktiven Gesichtern des präferierten Geschlechts zu lösen, selbst wenn es von Vorteil für die Bearbeitung einer momentanen Aufgabe wäre (z. B. Maner, Gailliot, Rouby & Miller, 2007). In der Regel endet die Partnersuche aber nicht bei der Aufmerksamkeit für physisch attraktive Gesichter: Nicht jede Traumfrau und nicht jeder Traummann versteckt sich hinter einem attraktiven Gesicht und nicht hinter jedem attraktivem Gesicht verbirgt sich eine sympathische Person. Eine Person näher kennen und zu bewerten zu lernen, stellt also eine weitere Herausforderung im Kontext der Partnersuche dar.

Natürlich steht aber nicht jede sympathische Person für eine Beziehung zur Verfügung: Viele leben bereits in einer festen Beziehung und sind weder an einem Wechsel noch an einvernehmlichen oder einseitigen nichtmonogamen Beziehungsformen interessiert. In diesem Sinne wäre bereits das Aufkommen von Sympathie gegenüber „vergebenen“ Personen der Zielerreichung hinderlich, da es unter Umständen zum Scheitern verdammte Anbahnungsversuche motivieren könnte. Ob Individuen aber tatsächlich in der Lage sind, die Entwicklung von Sympathie entsprechend ihrer Ziele zu steuern, wurde von Koranyi, Gast und Rothermund (2012) in einer Studie getestet.

An der Studie nahmen weibliche und männliche „Singles“ teil, die sich zunächst vorstellen sollten, wie sie abends auf Partnersuche gehen. Bilder von zuvor neutral bewerteten Personen des anderen Geschlechts wurden anschließend als neue Bekanntschaften vorgestellt. Dabei wurde manipuliert, ob diese Bekanntschaften entweder als „vergeben“ oder „suchend“ deklariert wurden und ob diese mit positiven oder negativen Eigenschaftswörtern (Experiment 1) oder positiven oder negativen Gerüchen (Experiment 2) präsentiert wurden. Die anschließende Bewertung der Personen zeigte dabei Erstaunliches: Es werden in der Tat nur diejenigen Personen positiver bewertet, die als „suchend“ deklariert und mit positiver Information gezeigt wurden. Es ist an dieser Stelle zwar noch nicht endgültig geklärt, durch welche Prozesse der Effekt vermittelt wird – aber die Befunde zeigen eindrücklich, dass selbst das Aufkommen von Sympathie bereits davon abhängen kann, ob eine Person dem Ziel, eine Partnerin oder einen Partner zu finden, gerecht werden kann.

 

Quellen:

Koranyi, N., Gast, A. & Rothermund, K. (2012). "Although quite nice, I was somehow not attracted by that person": Attitudes towards romantically committed opposite-sex others are immune to positive evaluative conditioning. Social Psychological and Personality Science, 4, 403-410.

Maner, J. K., Gailliot, M. T., Rouby, D. A. & Miller, S. L. (2007). Can't take my eyes off you: Attentional adhesion to mates and rivals. Journal of Personality and Social Psychology, 93, 389-401.