Der (psychische) Druck bei Olympia

Immer wieder rufen bei den Olympischen Spielen favorisierte Sportlerinnen und Sportler nicht die erwarteten Leistungen ab. Woran kann das liegen? Und was kann man dagegen tun?

Zunächst ein Zittersieg gegen den Russen Alexander Shibajew, dann eine überraschende, wenn auch nicht unverdiente, Niederlage gegen den Weltranglisten 40. Quadri Aruna aus Ping Pong Project von Michael Knowles via Wikimedia (Bild und CC Attribution-Share Alike 2.0 Generic Lizenz: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ping_pong_project.jpg)Nigeria- auch bei diesen Olympischen Spielen in Rio konnte der 10-fache deutsche Meister und sechsmaligen Europameister Timo Boll nicht seine optimale Leistung im Wettkampf abrufen. Mit dieser Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und tatsächlicher Leistung steht Fahnenträger Timo Boll jedoch nicht alleine – auch in anderen Sportarten mussten sich Topfavoriten (z.B. Novak Djokovics in der ersten Runde im Tenniseinzel oder die spanische Handballmannschaft in der Qualifikation) gegen vermeintlich schwächere Gegner geschlagen geben.

Wie aber kommt es nun zu diesen Leistungseinbußen bei dem Turnier der Turniere?

Seit Yerkes und Dodson (1908) ist bekannt, dass die Erhöhung des Drucks nicht zwangsläufig zu einer sukzessiven (d.h. schrittweisen) Erhöhung der Leistung führt, sondern dass ab einem gewissen Optimum die Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Druck wieder abnimmt (d.h. der Druck wird zu hoch). Was aber tun gegen diesen Wettkampfdruck, der sich nur schwer im Training simulieren lässt? Eine Möglichkeit ist es so genannte Routinen (vor, während und nach dem Wettkampf) zu entwickeln, die dabei helfen bestimmte im Training erworbene Verhaltensmuster (z.B. eine Auf- oder Rückschlagtechnik) stabil und erfolgreich unter Wettkampfbedingungen abzurufen (für einen Überblick siehe Weigelt & Steggemann, 2014 oder Klein-Soetebier & Weigelt, 2014). Das führt wiederum zur Steigerung der sportlichen Leistung. Dabei werden Routinen zu ganz unterschiedlichen Zwecken eingesetzt, etwa um sich auf einen Wettkampf vorzubereiten, seine Nervosität zu senken oder auch zur Verarbeitung von Misserfolg.  

Im Tischtennis Mannschaftswettkampf zeigten sich die Herren übrigens großem Druck gewachsen und gewannen in einer „Nervenschlacht“ die Bronzemedaille, während die Damen sogar die Silbermedaille gewannen – Herzlichen Glückwunsch!

Quellen:

Klein-Soetebier, T., & Weigelt, M. (2014). Der Einsatz von Routinen im Tischtennis. Trainerbrief, 4, 4-11.

Weigelt, M., & Steggemann, Y. (2014). Training von Routinen im Sport. In: K. Zentgraf & J. Munzert (Hrsg.) Kognitives Training im Sport (91-116). Hogrefe Verlag.

Yerkes, R. M., & Dodson, J. D. (1908). The relation of strength of stimulus to rapidity of ha-bit-formation. Journal of Comparative Neurology and Psychology, 18, 459-482.