Händeschütteln: Kein Tor zur Seele, aber trotzdem spannend.

Chaplin, Phillips, Brown, Clanton und Stein (2000) zeigen mit einem cleveren Experiment Zusammenhänge zwischen einem „festen Händedruck“, Persönlichkeitsmerkmalen und dem ersten Eindruck beim Gegenüber.

fell_blog5_bychuckpviaflickr.jpg2005_048_03 von Chuck Patch via Flickr (https://www.flickr.com/photos/chuckp/252924532), cc (https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/)In vielen Kulturen schütteln Menschen einander die Hände, ob zur Begrüßung oder Verabschiedung. Menschen mögen sich auch darin unterscheiden, wie sie das tun. Aber: Händeschütteln als Ausdruck der Persönlichkeit?!? Besserer erster Eindruck durch besseren Händedruck?!?

Für Chaplin et al. (2000) waren das lohnende Forschungsfragen. Sie untersuchten, ob Merkmale des Händeschüttelns irgendwas mit Persönlichkeitsmerkmalen oder dem ersten Eindruck beim Gegenüber zu tun haben könnten. Aber weil für so ein Experiment viele Versuchspersonen möglichst oft Hände schütteln und etliche Persönlichkeitsfragebögen ausfüllen müssen, ohne dabei zu merken, worum es eigentlich geht, mussten sich die AutorInnen etwas einfallen lassen.

Sie erfanden eine clevere Coverstory: So handelte es sich angeblich um ein Experiment zur Minimierung von Reihenfolgeeffekten bei Persönlichkeitsfragebögen. Deshalb sollten die Versuchspersonen nacheinander vier Persönlichkeitsfragebögen in vier separaten Räumen ausfüllen. Deshalb sollten sie auch, wie die VersuchsleiterInnen (Konföderierte), in jedem Raum so tun, als wäre es das erste Mal.

Die Versuchspersonen wurden also viermal von einer/m Konföderierten mit Händeschütteln begrüßt und in einen Experimentalraum gebeten. Dort füllten sie einen Persönlichkeitsfragebogen aus, während die bzw. der Konföderierte das Begrüßungshändeschütteln und ihren bzw. seinen ersten Eindruck von der Versuchsperson bewertete. Schließlich wurden die Versuchspersonen verabschiedet und dieses Händeschütteln wurde ebenfalls bewertet. So schüttelte jede Versuchsperson ahnungslos nacheinander vier Konföderierten jeweils zweimal die Hand.

Die Studienergebnisse waren nicht nur für die weitere Forschung interessant. Die Art, wie Personen Hände schütteln, ist recht konsistent. Ein „fester Händedruck“ (S. 113) ist gekennzeichnet durch lange Dauer, direkten Augenkontakt, vollen Griff, hohen Kraftaufwand und kräftiges Schütteln. Vor allem Männer zeigen einen solchen Händedruck. Ein fester Händedruck steht auch im Zusammenhang mit einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen (z. B. höhere Extraversion, geringere Schüchternheit). Personen mit festem Händedruck machen einen besseren ersten Eindruck; sie werden pauschal hinsichtlich aller möglichen Persönlichkeitsmerkmale positiver eingeschätzt. Die AutorInnen raten daher im Zweifel zu diesem festen Händedruck – egal, wie unzutreffend so ein undifferenzierter erster Eindruck sein mag.

Quelle:

Chaplin, W. F., Phillips, J. B., Brown, J. D., Clanton, N. R. & Stein, J. L. (2000). Handshaking, gender, personality, and first impressions. Journal of Personality and Social Psychology, 79, 110–117. doi:10.1037/0022-3514.79.1.11