Kultur beeinflusst die Konsistenz zwischen Umweltbewusstsein und umweltfreundlichem Verhalten

Warum handeln manche Menschen gemäß ihren Einstellungen und andere nicht? Eine mögliche Erklärung dafür sind die kulturellen Normen, mit denen man aufwächst.

Blick in einen grünen Garten.Mike Price via flickr (https://flic.kr/p/8hEQFW, CC:https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode)Fragt man Menschen, wie wichtig ihnen ihre eigenen Interessen und Ziele im Vergleich zu dem sind, was die Gemeinschaft anstrebt, so erhält man je nach Land unterschiedliche Antworten. Menschen in vielen asiatischen Ländern ist es besonders wichtig, dass die von der Gemeinschaft getragenen Interessen gewahrt werden. Anders formuliert gehört es in diesen kollektivistischen Kulturen zum guten Ton, sich anzupassen und nicht aufzufallen. Menschen in Westeuropa oder Nordamerika (individualistische Kulturen) legen vergleichsweise mehr Wert darauf, möglichst das zu tun, was ihnen persönlich wichtig ist.

Kimin Eom und weitere Forscherinnen und Forscher haben sich gefragt, ob und wie sich diese kulturellen Unterschiede auf den Zusammenhang von Umweltbewusstsein und umweltfreundlichem Verhalten auswirken könnten und diese Frage in 47 Ländern mit über 57'000 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern untersucht. Dabei zeigte sich, dass sich Verhalten und Einstellung in Ländern mit stak ausgeprägtem Individualismus (z. B. Nordamerika) stärker entsprachen. Oder anders ausgedrückt: In kollektivistischen Ländern (z. B. Indonesien) gab es einen schwächeren Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten. Was in kollektivistischen Kulturen dafür sehr gut erklären konnte, wie umweltfreundlich sich eine Person verhält, war ihre Wahrnehmung davon, wie viele Menschen sich für Umweltschutz einsetzen: Je stärker die wahrgenommene soziale Norm war, die Umwelt zu schützen, desto eher waren Personen bereit, sich selbst auch umweltfreundlich zu verhalten.

Zusammenfassend unterscheiden sich Kulturen dahingehend, was Menschen im Durchschnitt in einem kulturellen Kontext zu umweltfreundlichem Handeln motiviert. Eine Frage, die offen bleibt, ist, wie sich diese Erkenntnisse für Interventionen und Kampagnen zur Förderung von umweltfreundlichem Verhalten einsetzen lassen. Es liegt auf der Hand, in kollektivistischen Kulturen mit Normen zu arbeiten und in individualistischen Kulturen über Einstellungen eine Verhaltensänderung anzustreben. Da Einstellungen und Normen aber oft aneinandergekoppelt sind, kommt es schlussendlich vielleicht gar nicht so stark darauf an, auf welchen Ansatzpunkt man sich konzentriert.

Quelle:

Eom, K., Kim, H. S., Sherman, D. K., & Ishii, K. (2016). Cultural variability in the link between environmental concern and support for environmental action. Psychological Science, 27(10), 1331-1339. doi:10.1177/0956797616660078