No sex please, I’m Mexican!

Wenn die mexikanischen Spieler bei dieser WM besonders schlecht gelaunt wirken, dann könnte es daran liegen, dass sie während der WM enthaltsam leben müssen. Aber warum?

schweizer_blogwmspecial_bycelsofloresviaflickr_0.Gracias von Celso Flores (https://www.flickr.com/photos/celso/4748284597/) Cc (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)Wie beinahe jedes Mal geisterte es auch diesmal wieder durch die Medien: Das Sex-Verbot für Fußballer während der WM. Diesmal war es der mexikanische Trainer, der mit der Ansage auf sich aufmerksam machte, dass für seine Spieler während der WM ein Sex-Verbot gilt. Der Mythos, dass man vor einem wichtigen Spiel oder Kampf auf Sex verzichten sollte, ist alt und nicht auf Fußball beschränkt: Schon der Boxer Jake LaMotta in Martin Scorseses Meisterwerk „Raging Bull“ glaubte daran.

Was aber ist aus wissenschaftlicher Sicht davon zu halten? Führt sexuelle Abstinenz vor einem Wettkampf tatsächlich zu besserer Leistung? Und warum sollte das so sein? Nun, die gängige Erklärung dafür ist die folgende: Abstinenz führt zu einem erhöhten Testosteronspiegel, Sex senkt diesen. Testosteron wiederum wird eine Reihe von Eigenschaften zugeschrieben, die für Wettkämpfe förderlich sein sollen. Beispielsweise sollen erhöhte Testosteronspiegel aggressiver machen. Daher die einfache Logik: Abstinenz führt zu besseren Leistungen auf dem Fußballplatz.

Das Problem mit dieser Logik ist: Selbst wenn die oben beschriebenen Grundannahmen stimmen, folgt daraus noch lange nicht, dass Abstinenz tatsächlich zu besseren Leistungen auf dem Platz führt. Warum nicht? Weil im Rahmen dieser einfachen Gleichung die schädlichen Nebenwirkungen der Abstinenz sowie die potenziell positiven Wirkungen von Sex überhaupt nicht berücksichtigt werden. Beispielsweise könnte die durch Abstinenz gesteigerte Aggressivität zu Streitigkeiten mit den Teammitgliedern führen, was negative Folgen für die Mannschaftsleistung haben kann. Gleichzeitig hat Sex definitiv positive Konsequenzen, so kann er zum Beispiel entspannen – und viele Spieler dürften vor einem wichtigen Spiel eher zu angespannt als zu entspannt sein. Gerade für diese Spieler könnte Sex vor dem Spiel eine sehr gute Idee sein.

Als Fazit lässt sich sagen: Es gibt kaum wissenschaftliche Studien zum Thema, und wenn dann kommen sie eher zu dem Schluss, dass „Kein Sex vor dem Spiel“ eine schlechte Regel ist. Für die mexikanische Mannschaft ist es allerdings zu spät – es sei denn, jemand übersetzt ganz schnell noch diesen Artikel und mailt ihn ins mexikanische Quartier...

Quellen:

Spiegel Online - WM-Tipp von Mexikos Nationaltrainer: "An Enthaltsamkeit ist noch keiner gestorben"

McGlone, S. & Schrier, I. (2000). Does sex the night before competition decrease performance? Clinical Journal of Sport Medicine, 10, 233-234.