Manfred Hassebrauck. Alles über die Liebe.

mvg Verlag / Preis: 14,90 Euro

Manfred Hassebrauck stellt in seinem Buch „Alles über die Liebe“ viele Erkenntnisse der sozialpsychologischen Forschung zu Liebe und Beziehungen zwischen Mann und Frau vor. Er beginnt bei der Partnerwahl und schlägt dann den Bogen über den Beginn von Beziehungen zur eigentlichen Zweisamkeit, um am Ende auch die „Schattenseiten“ einer Beziehung zu beleuchten.

Das Buch ist teilweise gut, wenn nicht gar sehr gut. Allerdings besteht leider ein gewisser Spalt zwischen Titel und Inhalt. Der Titel könnte lauten „Vieles über sozialpsychologische Forschung zu heterosexuellen Paarbeziehungen, vor allem deren Entstehung und Aufrechterhaltung“ und wäre eventuell zutreffender hinsichtlich des Inhaltes. Ein solcher Titel wäre natürlich weniger griffig und weniger dem Verkauf dienlich, und etwas zu vermarkten, darum scheint es bei diesem Buch nicht zuletzt zu gehen, aber der Reihe nach:

Mir gefällt an dem Buch, dass es der Autor versteht, simpel und quasi im Vorbeigehen komplexere Strukturen wie entscheidungstheoretische Grundlagen auf Basis der Signalentdeckung zu vermitteln, ohne sperrige Begriffe wie zum Beispiel Signalentdeckungstheorie selber verwenden zu müssen. Ebenfalls hat mich beim Lesen des Buches gefreut, dass und wie die Dreieckstheorie (trianguläre Theorie) der Liebe nach Robert Sternberg vorgestellt wird. Die Darstellung der Balancetheorie nach Fritz Heider und deren mögliche Anwendung auf romantische Dreiecksbeziehungen sind ebenfalls gut gelungen und richtig erfrischend. Wer auf der Suche nach sich selbst ist, mag die vielen Tests zur Selbsteinschätzung wie auch Selbsteinstufung als ersten Schritt der Auswahl einer potentiellen Partnerin / eines potentiellen Partners als sinnvoll erachten oder gar für nützlich halten.

Nun komme ich aber auch bereits zu den aus meiner Sicht negativen Seiten des Buches: Wissenschaftliche Notwendigkeit und Sinn ergibt aus meiner Sicht in keinem Fall die permanente und fast penetrant anmutende Erwähnung der Internetpräsenz eines Dienstleisters im Bereich „Dating“. Die Interessen, die hinter einer solchen Kooperation stehen, lassen sich nur erahnen.

Es folgen ein paar kleinliche Anmerkungen, die aber eher keinen Einfluss auf die Entscheidung zum Kauf oder Nichtkauf dieses Buches haben sollten:

1. Dem Konzept Sorgfalt wurde beim Zusammentragen der Informationen aus meiner Sicht nicht die oberste Priorität zugeschrieben. Bereits im Vorwort konnte ich mich eines Schmunzelns nicht erwehren, wenn Personen gedankt wird mit dem Satz: „Ohne ihre Hilfe hätte ich das Buch in der vorgesehen [sic!] Zeit nicht beenden können.

2. Das Literaturverzeichnis ist unvollständig: So fehlen zum Beispiel die Literaturangaben zu DeBruine (2004) oder auch Zajonc (1968), die im Fließtext noch erwähnt wurden. Es ist aber auch fehlerhaft: Im Fließtext wird zum Beispiel noch eine Arbeit von Stack und Eshlam (1998) zitiert (S. 151), im Literaturverzeichnis findet sich dann auf Seite 232 zur selben Arbeit eine Angabe zu Stack und Eshleman (1998). Ein ähnlicher Fehler findet sich hinsichtlich „Penton-Voak, Perrett & Price“ auf Seite 139 vs. „Penton-Voak, Perrett & Peirce“ (S. 230). Groß- und Kleinschreibung entsprechen im Literaturverzeichnis ebenfalls nicht internationalen Standards.

3. Tortendiagramme (zum Beispiel auf den Seiten 71 oder 157) sollten keine Stücke enthalten, in denen schwarze Schrift auf schwarzem Grund die Lesbarkeit – nunja – ins Suboptimale hineintreibt.

Als Fazit möchte ich ziehen, dass ich viele Stellen des Buches interessant fand, ohne zu einem übermäßigen Neugewinn an Erkenntnissen zu kommen. Für Laien bietet das Buch vielleicht einen spannenden Einstieg in einen Bereich, der durch neue und aufregende Forschungsergebnisse sicher auch in Zukunft viel zu bieten haben wird. Es steht allen Käuferinnen und jedem Käufer glücklicherweise frei, ob sie den im Buch präsentierten Gutschein für eine einmonatige Premiummitgliedschaft in bereits angesprochenem Datingportal vielleicht kurzzeitig noch als Lesezeichen verwenden oder doch lieber direkt entsorgen.

Hinweis: Der Besprechung liegt ein Rezensionsexemplar zugrunde, welches der Verlag zum Zwecke der Rezension verschickt hatte.

 

Autor*innen

Buchbewertung

overall
2 of 5
novelty
4 of 5
readability
3 of 5