Radikalisierung der Aufnahmegesellschaft: Die Rolle von Medienberichten

Medienberichte über die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2016 in Köln haben weltweit Beachtung gefunden und in vielen Ländern gesellschaftliche Debatten um Einwanderung verschärft. Dabei ist die Silvesternacht in Köln zu einem Sinnbild für Konflikte durch Zuwanderung geworden. Der Beitrag untersucht den Einfluss medialer Repräsentationen auf die Beziehung zwischen Bedrohungswahrnehmungen und der Befürwortung radikaler migrationspolitischer Maßnahmen. Es werden die Ergebnisse zweier empirischer Untersuchungen präsentiert, die zeigen, wie und warum mediale Repräsentationen zur Unterstützung radikaler politischer Maßnahmen beitragen.

Wir leben in Zeiten hoher Einwanderung nach Europa. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Kriege, Genozide und Vertreibungen, Armut und Perspektivlosigkeit in anderen Regionen der Welt. Wie Einwanderung von den Bewohner/innen in den aufnehmenden Gesellschaften erlebt wird – als Herausforderung oder als Bedrohung –, hängt von vielfältigen Faktoren ab. Ein sozialpsychologischer Faktor betrifft die Art und Weise, wie Einwanderung innerhalb relevanter Bezugsgruppen (in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz) bzw. der weiteren Gesellschaft erklärt, interpretiert und bewertet wird. In diesem Zusammenhang spielen Massenmedien eine wichtige Rolle, da sie die Meinungsbildung einer Vielzahl von Personen und Gruppen innerhalb einer Gesellschaft beeinflussen (siehe auch Kießler & Frischlich, 2015). Dieser Beitrag beleuchtet die Beziehungen zwischen medialen Repräsentationen, Bedrohungswahrnehmungen und der Befürwortung radikaler migrationspolitischer Maßnahmen. Unsere Analyse basiert auf einer Integration von psychologischen Forschungsarbeiten zu Radikalisierung (z. B. Kruglanski & Webber, 2014) und Forschung zu den politischen Funktionen sozialer Repräsentationen (Jost & Ignatow, 2001).

Welchen Einfluss haben Medien auf Radikalisierung?

Aus psychologischer Sicht lässt sich Radikalisierung als ein Prozess verstehen, der zur Unterstützung des Einsatzes radikaler Mittel (z. B. Gewalttaten) zur Erreichung politischer Ziele führt. Radikalisierung ist ein komplexes Phänomen. Eine Voraussetzung für Radikalisierung ist die Entwicklung einer geteilten Probleminterpretation, die den Einsatz radikaler Mittel rechtfertigt. Dies führt uns direkt zur Rolle sozialer (und medialer) Repräsentationen. Der Theorie sozialer Repräsentationen zufolge entwickeln Menschen in öffentlichen und durch Medien mitgestalteten Diskursen gemeinschaftlich geteilte Interpretationen sozialer Phänomene (z. B. politische Ereignisse, soziale Problemlagen), indem sie allgemein akzeptierte wissenschaftliche Erklärungen und Alltagsvorstellungen integrieren (z. B. Deaux & Philogène, 2001). Soziale Repräsentationen gesellschaftlicher Ereignisse dienen einer Reihe von Funktionen:

 - Zum einen ermöglichen sie den individuellen Mitgliedern einer Gesellschaft Orientierung und Kommunikation bezüglich eines potenziell bedrohlichen Ereignisses, auch wenn keine individuellen Erfahrungen im Umgang mit dem Ereignis bestehen (Erklärungs- und Kommunikationsfunktion).

 - Zum Zweiten bilden die kollektiv geteilten Deutungen und Erklärungen die Grundlage für eine gesellschaftlich koordinierte Reaktion auf das Ereignis (Koordinationsfunktion).

 - Schließlich liefert die soziale Repräsentation auch die moralische Grundlage für kollektive Reaktionen auf das Phänomen (Legitimationsfunktion).

Soziale Repräsentationen resultieren aus komplexen sozialen Einflussprozessen zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und politischen Akteur/innen, in denen die Beteiligten die Deutungshoheit für sich reklamieren und spezifische Interessen verfolgen (z. B. die Mobilisierung von Solidarität mit denen, die zu „uns“ gehören, oder die moralische Ächtung und Ausgrenzung von „denen“, die anders sind als „wir“).

Für die soziale Akzeptanz solcher Deutungen und Interpretationen sind zwei Prozesse besonders relevant:

 - Verankerung, worunter die Integration neuer Ereignisse und Phänomene in bereits bestehende Vorstellungssysteme (bzw. das kulturelle Wissen, sozial geteilte Erfahrungen) zu verstehen ist.

 - Vergegenständlichung, was die Umwandlung eines abstrakten Konzepts (z. B. Migration) in konkrete und verständliche Bilder oder Metaphern beinhaltet (z. B. „Flüchtlingswelle“).

Massenmedien spielen bei der Konstruktion sozialer Repräsentation eine wichtige Rolle, da sie nicht nur beeinflussen, worüber Menschen reden und nachdenken (d. h. was auf der Agenda öffentlicher Debatten steht), sondern auch, was Menschen über bestimmte Themen denken. Sie liefern häufig das, was Medienwissenschaftler/innen ein „Interpretationspaket“ nennen – eine meist in wenigen Begriffen oder Bildern verknappte und intuitiv verständliche Erklärung für ein komplexes Phänomen (Gamson & Modigliani, 1989).

Abbildung 1. Auswirkungen Medialer Repräsentationen. Selbst erstellt.Abbildung 1. Auswirkungen Medialer Repräsentationen. Selbst erstellt.Wenn in Medien Berichte über vermeintlich unüberbrückbare, kulturelle Andersartigkeit von Immigrant/innen verbreitet werden, bekommen diese für Mitglieder der aufnehmenden Gesellschaft schnell den Stellenwert eines Beweises für die „Rationalität“ bereits bestehender Gefühle der Bedrohung. Dies gilt auch für das Gefühl einer symbolischen Bedrohung, die sich – im Unterschied zu einer realistischen oder materiellen Bedrohung – auf die Bedrohung eigener Werte, Normen, Überzeugungen und Weltbilder bezieht (Stephan, Diaz-Loving, & Duran, 2000). Mitglieder der aufnehmenden Gesellschaft sollten sich durch derartige Repräsentationen daher verstärkt legitimiert fühlen, auf ihr Bedrohungserleben mit der Unterstützung radikaler politischer Maßnahmen zu reagieren. Dies soll im Folgenden anhand der Ergebnisse zweier Studien illustriert werden.

Studie 1: Die mediale Repräsentation von Ebola und ihre psychologischen Konsequenzen

Im Jahr 2014 erlebte die Welt den größten je dokumentierten Ausbruch von Ebola – einer Virusinfektion mit Mortalitätsraten von bis zu 90 % – der sich von Guinea zu Nachbarländern, insbesondere Liberia und Sierra Leone, ausbreitete (World Health Organization, 2015). Mit dem Auftreten einzelner Infektionen auch in den USA, Spanien und Großbritannien wurde Ende 2014 in der westlichen Welt auch die Einführung restriktiver gesundheitspolitischer Maßnahmen diskutiert, um eine Ausbreitung der Infektion in Europa und Nordamerika zu verhindern (z. B. die Zwangsquarantäne für Immigrant/innen aus afrikanischen Ländern). In einem ersten Schritt unserer Studie haben wir zusammen mit unseren Kolleg/innen (Stürmer, Rohmann, Mazziotta, Siem, & Barbarino, 2017) zunächst die Inhalte der sozialen Repräsentationen von Ebola analysiert. Eine Inhaltsanalyse von Joffe und Haarhoff (2002), die 48 Artikel britischer Tages- und Boulevardzeitungen zur Ebola Epidemie in den 1990er Jahren in Zaire sowie 50 Leserinterviews zu diesem Thema auswertete, hatte bereits ein klares Bild erbracht: Ebola wurde als typisch „afrikanisch“ dargestellt und die Ursprünge der Epidemie in mangelnder Hygiene und primitiven kulturellen Praktiken verortet. Dieses Bild fand sich auch in einem Großteil der von uns gesichteten Mediendarstellungen zu Ebola im Jahr 2014 auf populären Nachrichtenseiten in den USA, Großbritannien und Deutschland: Der Ausbruch von Ebola wurde mit (aus westlicher Sicht) primitiven kulturellen Praktiken, insbesondere dem Essen von Flughundefleisch in Verbindung gebracht (siehe Abb. 2).

Abbildung 2: Beispiele für Überschriften zur Berichterstattung zum Ebola Ausbruch 2014 in populären deutschen Nachrichtenseiten. Selbst erstellt.Abbildung 2: Beispiele für Überschriften zur Berichterstattung zum Ebola Ausbruch 2014 in populären deutschen Nachrichtenseiten. Selbst erstellt.

Aus medizinischer Sicht ist dieser Ursprung der Krankheit mittlerweile widerlegt – der erste Patient war ein Junge, der von einer mit Ebola infizierten Fledermaus gebissen wurde (Saéz et al., 2015). Außerdem besteht das größte Infektionsrisiko durch den Kontakt mit anderen Menschen (und nicht durch den Verzehr von Flughundefleisch). Allerdings ist aus Sicht der Theorie sozialer Repräsentationen gerade die Verbindung zwischen Ebola und kulturellen Praktiken zentral. Zum einen verankert der Verweis auf kulturelle Praktiken Ebola in bereits vorherrschenden (post-)kolonialen Stereotypen über „Afrikaner/innen“ als primitiv, wild und potenziell bedrohlich. Zum Zweiten überführen die Illustrationen überfüllter afrikanischer Märkte, auf denen geräucherte Flughunde angeboten werden, das abstrakte Konzept der Krankheit in ein konkretes Bild. Dieses signalisiert, dass es nicht nur die Ebola- Epidemie ist, die die eigene Gruppe (den Westen) bedroht, sondern die Fremdheit der afrikanischen Kultur, die über Einwanderung verbreitet wird.

Epauletted Fruit Bad von Beranrd Dupont via flickr, https://www.flickr.com/photos/berniedup/32673513643/in/faves-150308918@N02/; CC: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/Um die sozialpsychologischen Auswirkungen dieser medialen Repräsentation zu untersuchen, haben wir in einem zweiten Schritt eine Befragung in einer Stichprobe von 218 Deutschen durchgeführt. Der verwendete Fragebogen erfasste sowohl Variablen, die mit der Furcht vor Ansteckung in Verbindung stehen, als auch Variablen, die mit dem Gefühl der symbolischen Bedrohung durch afrikanische Immigrant/innen in Verbindung stehen. Zudem wurde die Akzeptanz der medialen Repräsentation, die die Vorstellung kultureller Verschiedenheit verstärkte, erfasst, indem die Befragten gebeten wurden, den Wahrheitsgehalt von entsprechenden Aussagen aus Medienberichten einzuschätzen (z. B. „Verzehr von Flughundefleisch als Ursache“). Abschließend gaben die Befragten ihre Unterstützung für unterschiedliche, öffentlich diskutierte und radikale gesundheitspolitische Maßnahmen an (z. B. Zwangsquarantäne von neu ankommenden afrikanischen Immigrant/innen, die Schließung der nationalen Grenzen für Immigrant/innen und Geflüchtete).

Die Auswertungen bestätigten die Annahme, dass die soziale Repräsentation von Ebola als Legitimierung für radikale Maßnahmen der Ausgrenzung aufgrund kultureller Verschiedenheit dient (siehe Abb. 1). Obwohl Variablen, die mit der Furcht vor Ansteckung in Verbindung stehen, einen statistisch signifikanten Beitrag zur Erklärung der Unterstützung restriktiver gesundheitspolitischer Maßnahmen leisten, war der Erklärungsbeitrag durch Variablen, die mit dem Gefühl der symbolischen Bedrohung durch Immigration in Verbindung standen, um ein Vielfaches höher. Die Akzeptanz der in den Medien verbreiteten kulturellen Erklärung der Ebola- Epidemie verstärkte, wie erwartet, den Einfluss symbolischer Bedrohung auf die Unterstützungsbereitschaft restriktiver Maßnahmen (Zwangsquarantäne, Grenzschließung).Gegen Willkommenswahnsinn Grenzen schützen von JouWatch via Flickr, https://www.flickr.com/photos/95213174@N08/21631435524/in/faves-150308918@N02/; CC:https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Studie 2: Mediale Repräsentationen und Reaktionen auf die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln 2016

Unser zweites Forschungsbeispiel untersucht die Zusammenhänge zwischen medialen Repräsentationen und Reaktionen auf die Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16 in Köln. Während der Silvesternacht zum Jahr 2016 wurden in Köln hunderte Frauen Opfer von Diebstahl-, Raub- und Sexualdelikten. Laut Polizeiangaben waren die Täter Teil einer Menge von bis zu 1000 Personen, dem äußeren Anschein nach überwiegend arabischer oder nordafrikanischer Herkunft, die sich auf dem Bahnhofsvorplatz des Kölner Hauptbahnhofs sowie dem angrenzenden Domplatz versammelt hatten. Zum Zeitpunkt der Durchführung unserer Studie (ca. 14 Tage nach der Silvesternacht) waren viele Fragen zu den Tätern und dem Tathergang offen (z. B. Handelte es sich um Mitglieder polizeibekannter lokaler Banden oder um neuangekommene Geflüchtete? Waren die Übergriffe geplant oder entwickelten sie sich spontan im Schutz der Masse?). Trotz dieser Ungewissheiten präsentierten sowohl liberale als auch konservative Medien im Anschluss an die Ereignisse in der Silvesternacht bereits ein relativ klar konturiertes Bild, in dem die Täter als ein Mob von bis zu 1000 muslimischen Immigrant/innen und Geflüchteten beschrieben wurden. Die Süddeutsche Zeitung beispielsweise – eine der einflussreichsten links-liberalen Publikationen in Deutschland – illustrierte einen Artikel ihrer Wochenendausgabe am 9. Januar mit einem schwarzen Arm, der zwischen die gespreizten Beine einer Frau greift. In dem Artikel wird ein Psychologe mit der Aussage zitiert: „Viele junge Muslime können nicht entspannt dem anderen Geschlecht begegnen. Das sind jedesmal hochsexualisierte Situationen. Auch das ist der Boden für den Exzess von Köln.“ (Dobrinski, 2016, 9. Januar). Der konservative FOCUS – eines der auflagenstärksten deutschen Wochenmagazine – zeigte auf seiner Titelseite am 9. Januar 2016 das Bild einer nackten blonden Frau, deren Körper von den Abdrücken schwarzer Hände überzogen ist. Die Titelschlagezeile lautete: „Frauen klagen an – Nach den Sex-Attacken von Migranten: Sind wir noch tolerant oder schon blind?“.

Aus Sicht der Theorie sozialer Repräsentationen lässt sich die in medialen Repräsentationen hergestellte Verbindung zwischen den sexuellen Übergriffen und dem Islam folgendermaßen interpretieren: Zum einen verankert dieser Verweis die sexuellen Übergriffe in bereits vorherrschenden Stereotypen, die den Islam als gänzlich unvereinbar mit westlichen Wertvorstellungen charakterisieren. In den Illustrationen der Süddeutschen Zeitung und des FOCUS wird auch explizit auf rassistische Vorurteile angespielt: das Bild des gefährlichen schwarzen Mannes, der die weiße Frau bedroht. Zum Zweiten wecken die Bilder der Ausschreitungen auf dem Kölner Domplatz Assoziationen zu den Bildern von Aufständen in Ägypten, Syrien oder dem Irak, wodurch das abstrakte Konzept der Immigration in das konkrete Bild einer kulturellen Invasion überführt wird.

Um die sozialpsychologischen Auswirkungen dieser medialen Repräsentation zu untersuchen, haben wir mit unserer Kolleginnen im Januar 2016 – während des Höhepunkts der medialen Aufarbeitung der Übergriffe – 444 Deutsche befragt (Stürmer, Rohmann, Fröhlich, & van der Noll, 2016). Die Variablen, die wir erfassten, waren die gleichen wie in unserer Studie zu den Auswirkungen der Repräsentationen von Ebola, nur dass sie an den Kontext der Silvesterübergriffe angepasst waren. In Bezug auf radikale Positionen erfassten wir zum Beispiel die Unterstützung der Bildung von Bürgerwehren zum Schutz vor Geflüchteten oder Unterstützung für Selbstbewaffnung zum Schutz vor Geflüchteten.

Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen die Ergebnisse der Studie zu Ebola in einem anderen Kontext. Variablen, die mit der Furcht vor Kriminalität in Verbindung standen, leisteten zwar einen signifikanten Beitrag zur Erklärung der Unterstützung radikaler Positionen. Der Erklärungsbeitrag durch Variablen, die mit gefühlter symbolischer Bedrohung durch muslimische Immigration in Verbindung standen, war jedoch um ein Vielfaches höher. Die Akzeptanz der in den Medien verbreiteten kulturellen Erklärungen für die Übergriffe verstärkte den Einfluss symbolischer Bedrohung auf die Unterstützungsbereitschaft radikaler Maßnahmen.

Zusammenfassung und Fazit

Unsere Studien belegen, dass die Zuschreibung der Ursachen von sozialen Problemen auf die Kultur einer Fremdgruppe die Legitimation von radikalen Maßnahmen im Umgang mit der Fremdgruppe befördern (Kruglanski & Webber, 2014). Die Rechtfertigung radikaler Mittel leitet sich unmittelbar daraus ab, dass die problemverursachenden Merkmale der Gruppe (ihre Kultur) relativ unveränderbar sind. Ausschluss, Zurückweisung und gewaltsame Vertreibung verbleiben damit vermeintlich als einzige Möglichkeiten, einer dauerhaften Bedrohung entgegenzutreten. Mediale Repräsentationen, die kulturelle Andersartigkeit in das Zentrum von Analysen sozialer Ereignisse stellen, erleichtern Radikalisierungsprozesse, indem sie Personen, die sich bereits durch kulturell Fremdes bedroht fühlen, eine Rechtfertigung für dieses Gefühl (und den daraus resultierenden radikalen Lösungsansätzen) liefern.

Unser Beitrag sollte als eine psychologische Analyse und nicht als Medienschelte verstanden werden. Unsere Idee der Legitimierung des Einsatzes radikaler Mittel durch mediale Repräsentationen bedeutet auch nicht, dass diese Repräsentationen gezielt für politische Zwecke entworfen wurden. Wir möchten unseren Beitrag dennoch mit einer eher politischen Bemerkung schließen. Soziale Repräsentationen sind kein Naturphänomen, sondern ein sozial-kulturelles Produkt. Genauso wie sich die Ursprünge von Ebola auf geografisch-ökologische (statt kulturelle) Faktoren zurückführen lassen, so ließen sich die Übergriffe in Köln durch die Kriminalität einiger (statt durch Auswüchse der muslimischen Kultur insgesamt) erklären. Aufgrund der Implikationen sozialer Repräsentationen im Zusammenhang mit Immigration sollten wir daher besonders wachsam gegenüber medialen Repräsentationen sein, die einen „clash of cultures“ beschwören.

Literaturverzeichnis

Deaux, K., & Philogène, G. (2001). Representations of the social: Bridging theoretical traditions. Malden, MA: Blackwell Publishing.

Dobrinski, M. (2016, 09. Januar). Psychologe: Übrig bleibt das Macho-Gehabe. Süddeutsche Zeitung.

Gamson, W. A., & Modigliani, A. (1989). Media discourse and public opinion on nuclear power: A constructionist approach. American Journal of Sociology, 95(1), 1-37. doi: 10.1086/229213

Joffe, H., & Haarhoff, G. (2002). Representations of far-flung illnesses: The case of Ebola in Britain. Social Science & Medicine, 54(6), 955-969. doi: 10.1016/S0277-9536(01)00068-5

Jost, J. T., & Ignatow, G. (2001). What we do and don't know about the functions of social representations. In K. Deaux, G. Philogène (Eds.), Representations of the social: Bridging theoretical traditions (pp. 190-198). Malden, MA: Blackwell Publishing.

Kießler, A., & Frischlich, L. (2015). Vom rechten Rand auf Seite 1 – Wie die Medien unsere Meinung über Rechtsextremismus und Einwanderer beeinflussen. Das In-Mind Magazin, 5. Verfügbar unter http://de.in-mind.org/article/vom-rechten-rand-auf-seite-1-wie-die-medie...

Kruglanski, A .W., & Webber, D. (2014). The psychology of radicalization. Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik, 9,379-388.

Saéz, A. M., Weiss, S., Nowak, K., Lapeyre, V., Zimmermann, F., Düx, A., ... & Leendertz, F. H. (2015). Investigating the zoonotic origin of the West African Ebola epidemic. EMBO molecular medicine, e201404792. doi: 10.15252/emmm.201404792

Stephan, W. G., Diaz-Loving, R., & Duran, A. (2000). Integrated threat theory and intercultural attitudes: Mexico and the United States. Journal of Cross Cultural Psychology, 31(2),240-249.

Stürmer, S., Rohmann, A., Mazziotta, A., Siem, B., & Barbarino, M.-L. (2017). Fear of infection or justification of social exclusion? The symbolic exploitation of the Ebola epidemic. Journal of Political Psychology, 38(3), 499-513. doi: 10.1111/pops.12354

Stürmer, S., Rohmann, A., Froehlich, L., & van der Noll, J. (2016). Media representations, islamophobia and the seeds of majority radicalization: The case of the Cologne New Year’s Eve assaults. Manuscript submitted for publication.

World Health Organization. (2015). Ebola virus disease (Fact Sheet No. 103, Updated April 2015). Retrieved from http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs103/en/

 

Autor*innen