Schenken macht (immer noch) Freude

Vollgefüllte Regale mit Weihnachtsleckereien erinnern uns bereits im Oktober an das baldige Weihnachtsfest, und herbstliche Superschnäppchen-Tage wie der Black Friday ermuntern uns frühzeitig dem vorweihnachtlichen Kaufwahn zu verfallen. Für viele bietet dies Anlass zur Klage, obwohl Andere zu beschenken doch zu unseren größten Freuden im Leben gehört. Oder etwa nicht?

giftForschungsarbeiten der vergangenen zwei Dekaden schienen auf diese Frage eine eindeutige Antwort gefunden zu haben: ja, Geld für andere Menschen auszugeben macht glücklich (Dunn et al., 2008; Aknin et al., 2013). Dieses Ergebnis hat nicht nur in der Literatur viel Aufmerksamkeit erhalten, und seinen Weg in die Lehrbücher und weltweiten Medien (z.B. The New York Times) gefunden,  sondern sich vor allem positiv auf Stiftungen und weitere von Spenden abhängigen Institutionen ausgewirkt. In einer im Jahr 2018 erschienenen Metaanalyse fanden WissenschaftlerInnen jedoch nur kleine oder mittlere Zusammenhänge zwischen Generosität und Glücklichsein, und mahnten, dass eine erhöhte Tendenz zu falsch-positiven Ergebnissen bestünde, da nur wenige Studien den benötigten Schwellenwert von mehr als 200 ProbandInnen je Versuchsbedingung erreichten (Curry et al., 2018). 

Neuere Arbeiten replizierten deshalb nun wichtige Grundlagen, sogenannte Schlüsselparadigmen,  dieses Forschungsbereichs mit Hilfe von präregistrierten Studien, d.h. die Studien wurden von einem Wissenschaftsmagazin angenommen, bevor Ergebnisse berechnet wurden. Eingeschlossen wurden vielen Teilnehmende aus der breiten Bevölkerung, und Forschende „entwarnen“: Ja, und das ist die gute Nachricht, grundsätzlich macht es glücklich Geld für andere auszugeben. Das Ausmaß des Effekts dieses Phänomens unterliegt jedoch einigen Einflussgrößen. 

So scheinen die Testumgebung, also ob im Labor oder online getestet wird, und die damit zusammenhängende Teilnahmemotivation, zu bestimmen, ob positive Konsequenzen von Spenden entdeckt werden. Während im Labor robuste Effekte der Spenden auf Glücklichsein attestiert werden, benötigt es enorme Stichprobengrößen um in den wenig motivierenden Onlinestudien ähnlich große Effekte zu finden. Darüber hinaus erhöht die subjektive Verbundenheit zum Empfangenden und die wahrgenommene Bedeutung der Ausgabe für ihn oder sie das Glücksgefühl. Und zu guter Letzt scheint das Gefühl des Glücklichseins mit der Zeit zu verblassen, weshalb wichtig ist, zu welchem Zeitpunkt man Personen zu ihrem Glücksgefühl befragt. Unmittelbar nach der Ausgabe ist das Glücksgefühl am größten. Wenn Menschen auf eine vergangene Spendensituation zurückblicken, dann erinnern sie sich daran, dass sie sich glücklich gefühlt haben, was zu einem spürbaren, aber sehr kleinen Glückszuwachs in der Gegenwart führt. Viele kleine Glücksschübe häufen sich jedoch zu allgemein größerem Wohlbefinden, und so bleibt Spenden eines der sechs besten Prädiktoren für Lebenszufriedenheit unabhängig vom Wohnort oder der Kultur (Helliwell, Huang & Wang, 2019). 

In diesem Sinne sei uns allen eine fröhliche Vorweihnachtszeit gewünscht, die mit der Aussicht den nächsten Glücksschub den Vorweihnachtsstress hoffentlich ein wenig erträglicher macht.

 

Quellen: 

Aknin, L. B., Dunn, E. W., Proulx, J., Lok, I. & Norton, M. I. (2020). Does Spending Money on Others Promote Happiness?: A Registered Replication Report. Journal of Personality and Social Psychology: Attitudes and Social Cognition, 119(2), e15–e26.

Aknin, L. B., Barrington-Leigh, C. P., Dunn, E. W., Helliwell, J. F., Burns, J., Biswas-Diener, R.,...Norton, M. I. (2013). Prosocial spending and well-being: Cross-cultural evidence for a psychological universal. Journal of Personality and Social Psychology, 104, 635–652.

Curry, O. S., Rowland, L. A., Van Lissa, C. J., Zlotowitz, S., McAlaney,J., & Whitehouse, H. (2018). Happy to help? A systematic review and meta-analysis of the effects of performing acts of kindness on the well-being of the actor. Journal of Experimental Social Psychology, 76, 320–329.

Dunn, E. W., Aknin, L. B., & Norton, M. I. (2008). Spending money on others promotes happiness. Science, 319,1687–1688.

Helliwell, J. F., Huang, H., & Wang, S. (2019). Changing world happiness. In J. F. Helliwell, R. Layard, & J. Sachs (Hrsg.), World Happiness Report 2019 (pp. 10–45). Sustainable Development Solutions Network.

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