Dass ich unschuldig bin, kommt später sowieso raus, oder? Nein, ein Geständnis macht alle anderen Beweise zunichte!
Das Geständnis wird als Königin der Beweise angesehen. Meist werden die Ermittlungen unmittelbar eingestellt, es folgen der Gerichtsprozess und häufig die Verurteilung der oder des Verdächtigen. Was aber passiert, wenn eine unschuldige Person sich zu einer Straftat bekennt?
Das passiert nämlich häufiger, als man denkt. Eigentlich müsste es ja dann Beweise für die Unschuld der oder des Verdächtigen geben. Schaut man sich nachgewiesene Fälle von unschuldig Verurteilten an, die die Tat gestanden haben, finden sich jedoch nur selten entlastende Beweise. Wie kann das sein?
Wie es dazu kommen kann, zeigt der Fall einer im August 1987 in Pennsylvania vergewaltigten und ermordeten Frau. Die Polizei konzentrierte ihre Ermittlungen auf Barry Laughman. Laughman gestand die Tat, nachdem die Polizei vorgegeben hatte, am Tatort seine Fingerabdrücke gefunden zu haben. Die Spurenanalyse zeigte, dass der Täter – ebenso wie das Opfer – Blutgruppe A hatte. Laughman hingegen hatte Blutgruppe B. Damit kam Laughman als Täter eigentlich nicht in Frage. Bei der Verhandlung begründete jedoch ein vermeintlicher Experte (der vom Geständnis wusste) die Veränderung der Blutgruppe mithilfe von spekulativen, nicht wissenschaftlich belegten Theorien. Und Laughman wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Fall demonstriert, wie ein Geständnis die Beurteilung anderer Beweise beeinflussen kann. Untersuchungen zeigen, dass die Kenntnis von einem Geständnis neben Fingerabdruck-Analysen auch die Beurteilung von Blutgruppen- und sogar DNA-Analysen beeinflussen kann. Wie lässt sich das erklären? Anders als allgemein angenommen, hat die Beurteilung von physischen Beweismitteln auch subjektive Komponenten. So sind am Tatort gefundene Fingerabdrücke häufig unvollständig, DNA-Proben von schlechter Qualität. Ist dies der Fall, ergeben sich Interpretationsspielräume und Kontextinformationen (Geständnis) kommen zum Tragen, wenn es darum geht zu beurteilen, ob beispielsweise zwei Fingerabdrücke hinreichend ähnlich sind. Dann werden vor allem Hinweise beachtet, die die vorher gefasste Hypothese bestätigen (Bestätigungsbias).
Laughman wurde nach 16 Jahren im Gefängnis mithilfe einer DNA-Analyse, der man trotz Geständnis Glauben schenkte, aus der Haft entlassen.
Quellen:
Kassin, S. M., Bogart, D. & Kerner, J. (2012). Confessions that corrupt evidence from the DNA exoneration case files. Psychological Science, 23, 41-45. doi:10.1177/0956797611422918
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