Ohne Verpflichtungen: Sind „Freunde mit gewissen Vorzügen“ im echten Leben so kompliziert wie im Film?
Dieser Beitrag wurde zunächst in englischer Sprache in der englischsprachigen Ausgabe (6/2014, Ausgabe 21) des In-Mind Magazins veröffentlicht.
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Viele Menschen werden „Freunde mit gewissen Vorzügen“, um Drama zu vermeiden und um Sex zu haben, ohne dabei von ihren Emotionen belästigt zu werden. Allerdings zeigt die Realität, dass solche Freundschaften oft kompliziert werden. Woran liegt das und gibt es irgendetwas, das man tun kann, um diese Schwierigkeiten zu umgehen? In diesem Artikel werden wir beleuchten, was die Wissenschaft dahinter ist, wenn Freunde/innen sich entscheiden, Sex zu haben.
"Keine Beziehung. Keine Gefühle. Einfach Sex. Was auch immer passiert, wir bleiben Freunde."
Jamie (Mila Kunis) und Dylan (Justin Timberlake) im Film "Freunde mit gewissen Vorzügen" beim Verhandeln der Regeln ihrer sexuellen Vereinbarung, während sie auf eine iPad Bibel schwören.
Beziehungen der Art „Freunde/innen mit gewissen Vorzügen“ oder auch „Freundschaft Plus“ sind in den letzten Jahrzehnten immer häufiger geworden. Belegt wird dies durch Daten des General Social Survey (dt. allgemeine soziologische Umfrage), die zeigen, dass unter Collegestudierenden, die zwischen 1988 und 1996 befragt wurden, 55,7 % berichteten, Sex mit einem Freund oder einer Freundin gehabt zu haben. Bei Studierenden, die zwischen 2002 und 2010 befragt wurden, erhöhte sich diese Zahl auf 68,6 % (Monto & Carey, 2013). In dem Ausmaß, in dem das Konzept „Freundschaft Plus“ an Popularität zugenommen hat, hat auch die mediale Darstellung dieser Art von Beziehung zugenommen, wie beispielsweise die bekannten Filme „Freundschaft Plus“ und „Freunde mit gewissen Vorzügen“ zeigen. Diese und andere mediale Darstellungen der „Freundschaften Plus“ legen nahe, dass diese dazu neigen, einem bestimmten Ablauf zu folgen: Während sich zwei Freunde/innen zum Trinken treffen, sprechen sie darüber, wie kompliziert und durcheinander Sex und Beziehungen sein können. Diese beiden Freunde/innen kommen dann zu dem Schluss, dass das Problem zu lösen sei, indem man Sex und Gefühle voneinander trennt und einfach nur Sex miteinander hat. Die Dinge nehmen ihren Lauf und alles wirkt ziemlich aufregend für eine gewisse Zeit. Trotzdem gerät alles doch unvermeidlich durcheinander, weil die Partner/innen ihre Gefühle nicht zurückhalten können. Kommt einem irgendwie bekannt vor? Das sollte es, denn dieser Handlungsverlauf wurde bereits wiederholt in Filmen dargestellt.
Sieht eine „Freundschaft Plus“ nun im wahren Leben typischerweise genauso aus? Die Forschung legt nahe, dass „Freundschaften Plus“ im wahren Leben doch häufig anders verlaufen als im Film. Menschen können sehr unterschiedliche Beweggründe für und Erwartungen an „Freundschaften Plus“ haben, was dazu führen kann, dass diese Beziehungen ganz unterschiedliche Wege einschlagen können. Trotzdem stellen die Filme eines richtig dar: Das Lenken einer Beziehung im Sinne von „Freundschaft Plus“ tendiert dazu, ziemlich kompliziert zu sein.
Was ist „Freundschaft Plus“ überhaupt?
In den Massenmedien werden „Freundschaften Plus“ ausnahmslos so dargestellt, dass zuerst die Freundschaft bestand und dass diese Freundschaft ein wesentlicher Teil der Beziehung ist. Im täglichen Gebrauch jedoch definieren und nutzen Menschen die Bezeichnung „Freundschaft Plus“ bzw. „Freunde mit gewissen Vorzügen“ auf viele unterschiedliche Arten und Weisen. Beispielsweise baten Paul Mongeau und Kolleg/innen (2013) 177 heterosexuelle Collegestudierende, den Begriff „Freundschaft Plus“ in ihren eigenen Worten zu beschreiben. Nachdem der Inhalt aller eingereichten Definitionen analysiert wurde, fanden die Forscher/innen heraus, dass es tatsächlich sieben unterschiedliche Typen von „Freundschaft Plus“ gibt. Diese unterscheiden sich darin, inwiefern die Partner/innen die Betonung auf Sex im Vergleich zu Freundschaft legten, wie oft sie miteinander interagierten und was sie hofften, langfristig aus der Beziehung zu ziehen. Diese sieben Varianten von „Freundschaft Plus“ enthielten:
1. Wahre Freunde/innen: Wenn zwei bereits zuvor befreundete Menschen sich dazu entschließen, miteinander Sex zu haben, so wie im Film. Dieser Typ wurde am häufigsten von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen als bereits erlebt berichtet.
2. Einfach Sex: Wenn zwei Leute von Zeit zu Zeit miteinander „rummachen“, aber nicht richtig befreundet sind.
3. Netzwerk-Opportunismus: Wenn zwei Leute darüber übereinkommen, sich gegenseitig als „Backups“ (dt. Ersatz, Reserve) in Situationen zu dienen, in denen keine/r von beiden einen anderen Partner oder eine andere Partnerin für den Abend finden kann.
4. Efolgreicher Übergang: Wenn jemand absichtlich eine „Freundschaft Plus“ als Sprungbrett in eine feste
Beziehung nutzt.
5. Versehentlicher Übergang: Wenn aus einer „Freundschaft Plus“ versehentlich eine feste
Beziehung entsteht. Die meisten medialen Darstellungen enden damit, dass die Partner/innen irgendeine Form einer festen
Beziehung eingehen, obwohl diese ursprünglich versuchten, genau das zu vermeiden.
6. Gescheiterter Übergang: Wenn jemand darauf hofft, eine „Freundschaft Plus“ als Sprungbrett in eine feste
Beziehung nutzen zu können, aber nicht erfolgreich ist.
7. Übergang raus: Wenn Paare sich dazu entscheiden, nach einer Trennung eine sexuelle
Beziehung aufrechtzuerhalten (manchmal auch: Sex mit dem/der Ex genannt).
Wie man sehen kann, kann der Begriff „Freundschaft Plus“ mehr als eine Bedeutung haben! Trotz dieser deutlichen Variation haben Wissenschaftler/innen jedoch „Freundschaft Plus“ bis jetzt als eine homogene Gruppe untersucht. Daher muss man zukünftige Forschungsergebnisse abwarten, um sagen zu können, ob bestimmte Arten von „Freundschaft Plus“ mehr oder weniger erfolgreich sind als andere.
Eine Sache, die klar ist, ist, dass im Falle heterosexueller Formen von „Freundschaft Plus“ die Geschlechter unterschiedliche Bedeutungen mit diesen Beziehungen verknüpfen. Man schaue sich eine aktuelle Studie von Lehmiller, VanderDrift und Kelly (2011) an, in welcher 411 Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt wurden. Alle Probanden/innen befanden sich zum Befragungszeitpunkt in einer „Freundschaft Plus“ (nebenbei bemerkt: Diese Altersspanne sagt uns, dass nicht nur Collegestudierende „Freundschaften Plus“ haben!). Als sie gefragt wurden, warum sie diese Form der Beziehung begonnen haben, gaben die meisten Männer und Frauen den Sex als Hauptgrund an, was vielleicht nicht überraschend ist. Allerdings nannten die Männer (72 %) signifikant häufiger als die Frauen (56 %) den Sex als Hauptgrund. Ebenso gaben signifikant mehr Frauen (37 %) als Männer (25 %) an, dass ihr primärer Beweggrund für den Beginn einer solchen Beziehung die emotionale Verbindung mit einer anderen Person sei. Außerdem gaben die meisten Frauen (69 %) bei der Frage, was sie sich für die Zukunft ihrer „Freundschaft Plus“- Beziehung erhofften, den Wunsch an, dass die Beziehung sich in irgendeiner Form verändere, sei es, dass eine feste Beziehung daraus entstünde, man wieder einfach Freunde werde, oder dass sowohl die freundschaftliche als auch die sexuelle Beziehung beendet werde. Im Vergleich dazu äußerten die meisten Männer (60 %) den Wunsch, dass die „Freundschaft Plus“ in der Zukunft gleich bleibe. Diese Befunde legen nahe, dass ein Grund dafür, dass heterosexuelle „Freundschaften Plus“ häufig so kompliziert werden, darin besteht, dass Männer und Frauen nicht immer die gleichen Vorstellungen teilen, wenn es um die Beziehung und deren Zukunft geht. In vielen „Freundschaften Plus“ scheint es also so zu sein, als gäbe es in Wirklichkeit so einige Verpflichtungen.
Warum werden „Freundschaften Plus“ so kompliziert?
Die Tatsache, dass Männer und Frauen zuweilen abweichende Beweggründe und Erwartungen haben, wenn es darum geht, eine „Freundschaft Plus“ aufzunehmen, ist sicherlich eine Ursache für die Komplikationen, zumindest in den Fällen von heterosexuellen „Freundschaften Plus“. Allerdings werden „Freundschaften Plus“ häufig auch aus einem anderen Grund kompliziert: Mangelnde Kommunikation sowohl innerhalb als auch außerhalb des Schlafzimmers. Zunächst ist es so, dass viele Menschen in einer „Freundschaft Plus“ berichten, dass es ihnen nicht gelingt, jegliche Art von Regeln für die Beziehung zu vereinbaren (Bisson & Levine, 2009). Wenn nicht völlig klar ist, welches Verhalten erlaubt ist und welches nicht (z. B. Sex mit anderen Personen zu haben, anderen von der Beziehung zu erzählen), wird es sehr leicht, die Gefühle des/r anderen unabsichtlich zu verletzen. Außerdem reden „Freunde/innen mit gewissen Vorzügen“ nicht so häufig über Sex, wie man vielleicht erwarten würde. Obwohl die Darstellungen der Massenmedien nahelegen, dass „Freunde/innen mit gewissen Vorzügen“ im Vergleich zu festen Paaren mehr Freiheiten haben, um über ihre sexuellen Bedürfnisse zu reden und nach dem zu fragen, was sie wollen, entspricht das nicht der Realität. Tatsächlich verglich eine Studie (Lehmiller, VanderDrift & Kelly, 2014) die sexuellen Kommunikationsmuster einer Stichprobe von 190 Menschen, die aktuell in einer „Freundschaft Plus“ lebten, direkt mit einer Stichprobe von 186 Menschen, die in einer festen Beziehung lebten. Die Ergebnisse offenbarten, dass Personen in einer „Freundschaft Plus“ weniger dazu neigten, ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche zu diskutieren, sexuelle Grenzen einzuführen und über sexuell übertragbare Krankheiten oder Verhütung zu sprechen. Der einzige Aspekt der sexuellen Kommunikation, bei dem die Personen innerhalb einer „Freundschaft Plus“ den Personen in festen Beziehungen überlegen waren, bestand darin, über sexuelle Erfahrungen zu reden, welche sie mit anderen Menschen haben. Personen innerhalb einer „Freundschaft Plus“ neigten auch mehr dazu, über die Notwendigkeit von Kondomen zu sprechen, wenn sie zusätzlich Sex mit anderen hatten.
Warum mangelt es an Kommunikation in „Freundschaften Plus“? Ein Faktor, der eine Rolle spielen mag, ist die Tatsache, dass der Konsum von Alkohol mit Berichten über die Erfahrung einer „Freundschaft Plus“ zusammenhängt (Owen & Fincham, 2011). Tatsächlich treffen sich viele „Freunde/innen mit gewissen Vorzügen“ nur, wenn sie trinken. Während Alkohol Hemmungen vermindert und Hindernisse zur sexuellen Aktivität abbaut, könnte er jedoch auch die Kommunikation behindern. Nicht nur das, Alkoholgebrauch hängt auch damit zusammen, weniger durchdachte Entscheidungen in Bezug auf Beziehungen zu treffen (Owen & Fincham, 2011). Folglich könnten „Freunde/innen mit gewissen Vorzügen“, die sich treffen, während sie trinken, weniger dazu neigen, die Dinge zu durchdenken. Bemerkenswert ist auch, dass, unabhängig von Alkoholkonsum, einige „Freunde/innen mit gewissen Vorzügen“ vor Kommunikation zurückschrecken könnten, weil sie Angst davor haben, dadurch zu viel Intimität zu erzeugen oder sich darüber Sorgen machen, dass das Errichten von Regeln und Grenzen ihre Vereinbarung verkomplizieren könnte.
Wie sind die „Vorzüge“?
Forschung, die „Freundschaften Plus“ und feste Beziehungen miteinander vergleicht, hat gezeigt, dass es keine Unterschiede bezüglich der sexuellen Praktiken zwischen beiden Beziehungsformen gibt (Lehmiller et al., 2014). In anderen Worten: Personen innerhalb einer „Freundschaft Plus“ gehen im Großen und Ganzen ähnlichen sexuellen Aktivitäten nach wie Personen in festen Beziehungen. Worin sie sich jedoch unterscheiden, ist die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs und die sexuelle Befriedigung. Demnach berichten Personen innerhalb einer „Freundschaft Plus“, dass sie seltener miteinander schlafen als Paare in festen Beziehungen. Dies ergibt auch Sinn, wenn man bedenkt, dass Personen innerhalb einer „Freundschaft Plus“ typischerweise nicht zusammenleben und daher weniger Möglichkeiten zum Sex haben. Außerdem berichten Personen, die eine „Freundschaft Plus“ führen, dass sie weniger sexuell befriedigt sind als Personen in festen Beziehungen. Zur Klarstellung: Das heißt nicht, dass Personen innerhalb einer „Freundschaft Plus“ von Natur aus unzufrieden mit dem Sex sind, den sie haben – das ist auf gar keinen Fall so! Tatsächlich sind Personen in „Freundschaften Plus“ durchschnittlich sehr befriedigt, nur eben nicht in dem Ausmaß wie Personen in festen Beziehungen. Woher kommt das? Ein Faktor könnte wahrscheinlich die mangelnde Kommunikation über Sex sein. Wenn man seinem Partner oder seiner Partnerin nicht erzählt, was man mag und genießt, dann ist es weniger wahrscheinlich, dass man einen Orgasmus bekommt oder maximales Vergnügen empfindet. Ein anderer Faktor könnte sein, dass Personen in „Freundschaften Plus“ mit höherer Wahrscheinlichkeit Kondome verwenden als Personen in festen Beziehungen. Für manche verringern Kondome jedoch das sexuelle Vergnügen. Ein weiterer Faktor, der schließlich eine Rolle spielen könnte, ist die Tatsache, dass man umso mehr lernt, was die Person mag und wie man die Person befriedigen kann, je mehr Sex man mit dem gleichen Partner oder der gleichen Partnerin hat. Dadurch, dass Personen innerhalb einer „Freundschaft Plus“ weniger Sex haben als Personen in festen Beziehungen, haben sie weniger Möglichkeiten zu lernen.
Was geschieht mit „Freundschaften Plus“ auf lange Sicht?
Wie bereits erwähnt, entwickeln sich „Freundschaften Plus“ in Filmen oft zu festen Beziehungen. Was geschieht im wahren Leben? Bis heute wurden keine Längsschnittstudien veröffentlicht, welche den typischen Verlauf von „Freundschaften Plus“ erforschen. Aber eine Studie, die Collegestudierende, welche zuvor oder aktuell in einer „Freundschaft Plus“ lebten, bezüglich des Ausgangs der Beziehung befragte, zeigte, dass die Beziehungen sich in viele unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten (Bisson & Levine, 2009). Genauer gesagt berichteten 28,3 %, dass sie weiterhin in einer „Freundschaft Plus“ seien, 35,8 % berichteten, dass sie aufgehört hätten, miteinander zu schlafen und Freunde/innen geblieben seien, 9,8 % gaben an, dass sich die „Freundschaft Plus“ in eine feste Beziehung entwickelt habe und 25,9 % gaben an, dass die Beziehung komplett beendet worden sei. In einer anderen Studie wurden Collegestudierende zu ihrer jüngst vergangenen und beendeten „Freundschaft Plus“ befragt (Owen & Fincham, 2013). Etwa die Hälfte gab an, dass sie keine Freunde/innen mehr seien oder sich weniger nahe stünden als zuvor. Hingegen gab die andere Hälfte an, dass die Freundschaft genauso stark bzw. stärker sei als zuvor. Demnach kann alles wieder so werden, wie es vor der „Freundschaft Plus“ war, allerdings ist das nicht garantiert.
Gibt es ein Geheimnis für eine erfolgreiche „Freundschaft Plus“?
Es ist offensichtlich, dass einige „Freundschaften Plus“ sich insofern besser entwickeln als andere, als die Freundschaft den Sex übersteht. Gibt es also Tipps oder Insidergeheimnisse, um eine „Freundschaft Plus“ zu führen? Zunächst ist es wichtig zu erkennen, dass „Freundschaft Plus“ nicht für jede/n das Richtige sein muss. Menschen unterscheiden sich darin, wie sie an Sex und Beziehung herantreten, und manchen Menschen fällt es von Natur aus leichter als anderen, zwischen Sex und Gefühlen zu unterscheiden. Man betrachte beispielsweise das Persönlichkeitsmerkmal der Soziosexualität (Gangestad & Simpson, 1990). Personen, die eine sogenannte eingeschränkte soziosexuelle Orientierung haben, fühlen sich unwohl dabei, Sex zu haben, wenn sie keine emotionale Bindung zu ihrem Partner verspüren. Im Gegensatz dazu haben Personen mit einer unbegrenzten soziosexuellen Orientierung das Gefühl, dass Sex und Liebe nicht notwendigerweise miteinander einhergehen müssen. Es ist wahrscheinlich, dass Personen mit einer unbegrenzten soziosexuellen Orientierung weniger dazu neigen, Gefühle für ihre/n Partner/innen innerhalb einer „Freundschaft Plus“ zu entwickeln, und eher dazu in der Lage sind, Freunde zu bleiben, sobald der Sex beendet ist. Daher ist es wichtig, bevor man nach einer „Freundschaft Plus“ sucht, zu überlegen, ob das die richtige Art von Beziehung für einen ist. Zweitens hat die Forschung in diesem Bereich gezeigt, dass „Freundschaften Plus“ unter ziemlich großen Defiziten in der Kommunikation leiden. Viele „Freundschaften Plus“ scheitern daran, grundlegende Regeln jeglicher Art aufzustellen,und viele Personen in „Freundschaften Plus“ sind sich nicht einig darüber, was die Beziehung ist und was nicht. Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass eine/r von beiden verletzt wird, ist Kommunikation unerlässlich und das nicht nur zu Beginn – es ist wichtig, dass man auch weiterhin kommuniziert, während die Beziehung voranschreitet. Es ist zudem wichtig, sich über Praktiken sicheren Geschlechtsverkehrs zu verständigen, da viele Personen in „Freundschaften Plus“ nicht monogam sind und nicht durchgehend Kondome mit allen ihren Partnern/innen verwenden (Lehmiller et al., 2014). Auch wenn ein/e „Freund/in mit gewissen Vorzügen“ (üblicherweise) ein/e Freund/in ist und man ihm/ihr sehr vertraut, sollten man einige wichtige Vorkehrungen treffen, um seine sexuelle Gesundheit zu schützen.
Obwohl einige Menschen langfristige „Freundschaften Plus“ führen wollen, sehen andere diese eher als kurzzeitig an (Lehmiller et al., 2011). Wenn man seine „Freundschaft Plus“ als letzteres betrachtet, sollte man vielleicht überlegen, ein eindeutiges Ablaufdatum für die „Vorzüge“ festzulegen, insbesondere wenn man Bedenken hat, möglicherweise Gefühle für den/die andere/n zu entwickeln, die unerwidert bleiben. In anderen Worten: Wenn man nicht die Absicht hat, eine dauerhafte „Freundschaft Plus“ zu führen, sollte man im Voraus überlegen, welche Ausstiegsstrategie man wählen möchte.
Zusammenfassung
„Freunde mit gewissen Vorzügen“ bzw. „Freundschaften Plus“ stellen eine zunehmend verbreitete Art der sexuellen Beziehung in der modernen Welt dar. Obwohl diese Beziehungen am häufigsten mit jungen, heterosexuellen Erwachsenen verknüpft werden, können Personen jeden Alters, Geschlechts und sexueller Identität eine „Freundschaft Plus“ haben. Menschen definieren den Begriff „Freundschaft Plus“ sehr unterschiedlich, und sie gehen diese Beziehungen oft auf unterschiedliche Arten an. Das, kombiniert mit der Tatsache, dass „Freunde/innen mit gewissen Vorzügen‘“ weniger offen kommunizieren, macht diese Beziehungen unglaublich komplex zu führen und kann die Beziehungen auf unterschiedliche Pfade führen. Aber es gibt Dinge, die man tun kann, um die Komplikationen zu reduzieren, die so häufig auftreten, wenn Freunde/innen sich dazu entscheiden, miteinander Sex zu haben. Vor allem sollte man sicherstellen, dass kommuniziert wird, wenn man darauf abzielt, „Vorzüge“ seiner Freundschaft hinzuzufügen, damit keine/r später die versteckten Verpflichtungen entdeckt.
Referenzen
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