László Benedek „Khaled tanzt“

 Mitteldeutscher Verlag, € 18.00

Das Buch umfasst 250 Seiten plus ein Inhaltsverzeichnis und eine kurze Biographie des Autors von 10 Zeilen Umfang.

Der laut Kurzbiographie des Autors 2019 zunächst auf Ungarisch erschienene Debütroman des Psychiaters László Benedek namens „Khaled tanzt“ befasst sich mit einem aus Afghanistan nach Österreich geflüchteten Jugendlichen namens Khaled. Khaled zeigt somatische Symptome wie Kopfschmerzen, deren Ursprung zunächst unklar bleibt und gerät dann an einen pensionierten Psychiater, Dr. Arany. Verschiedene weitere Personen, mit denen Khaled interagiert, werden in eigenen Kapiteln eingeführt. Die Figuren werden zu Beginn der jeweiligen Kapitel zunächst in kursiver Schrift optisch abgehoben beschrieben.

Insgesamt kann die Geschichte weitestgehend überzeugen. Die Schilderungen von Khaleds Erlebnissen vor, während und nach der Flucht sind ebenso überzeugend wie nach meinem Dafürhalten realistisch. Gleiches gilt für Beschreibungen zum Umgang Khaleds mit diesen Erlebnissen und auch den Einwürfen Dr. Aranys aus seinen Erfahrungen im Umgang mit traumatisierten Menschen. Was etwas stört, sind die aus meiner Sicht übertrieben dargestellten Ausdrucksfehler, vor allem die grammatikalischen Fehler, in den Äußerungen Khaleds. Das kann dem Umstand geschuldet sein, dass der Roman zunächst auf Ungarisch verfasst wurde und anschließend ins Deutsche übersetzt wurde. Gerade vor dem Hintergrund, dass Khaled in der Geschichte des Romans die deutsche Sprache zwar sehr gut anwenden kann, aber eben nicht perfekt beherrscht, scheint es nicht unbedingt glaubwürdig, dass er bestimmte Formulierungen versteht, die zudem die ansonsten so sensible Kerstin nutzt und dadurch überhaupt nicht adressatengerecht kommuniziert. Als Beispiel sollen hier drei aufeinanderfolgende Sätze von Seite 65 zitiert werden: „Immatrikuliert wurde ich 1965. Natürlich war ich arm wie eine Kirchenmaus. Meinen Unterhalt bestritt ich mehr schlecht als recht durch Zeitungaustragen.“ Es erscheint unwahrscheinlich, dass Khaled solche Idiome versteht, wenn er durchgehend Äußerungen tätigt wie: „Ich nur gucken.“ (Seite 195).

An einigen Stellen im Roman scheinen sich Fakten und Fiktion zu mischen, an manchen scheint dies mehr so beabsichtigt zu sein als an anderen. Nach meinem Dafürhalten ist ersteres unter anderem an Stellen der Fall, an denen zum Beispiel die Unterbringungspraxis bezüglich Geflüchteter in Österreich beschrieben wird, was einen sehr guten Einblick in eben diese Praxis bietet.

An anderen Stellen wiederum finden sich kleinere Fehler, die dem Lektorat anscheinend durchgegangen sind. So steht auf Seite 41 der Satz: „Nach einer kurzen Pause Theresas Frage, wo sie unterschreiben solle.“ Im ersten Teil fehlt offenbar ein Verb. Ein inhaltliches Beispiel lautet, dass Gudrun Ensslin auf Seite 69 als Mitglied des Sozialistischen Studentenbundes vorgestellt wird, der allerdings Sozialistischer Deutscher Studentenbund hieß.

Disclaimer: Der Verlag hat ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Autor*innen

Buchbewertung

overall
4 of 5
novelty
4 of 5
readability
3 of 5