Mitja Back „ICH! Die Kraft des Narzissmus: Eine starke Eigenschaft neu denken und ihre Wirkung besser verstehen"

Kösel-Verlag, August 2023

368 Seiten

Hardcover- Version des Buches 24.00€

Bitte beachten Sie den Disclaimer am Ende der Rezension und meine obligatorische Meckerecke, denn jetzt wird es erst einmal enthusiastisch: Für dieses Buch kann ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Es liest sich hervorragend, ist rasant geschrieben, erläutert auch komplexe Zusammenhänge sehr verständlich. Das Thema lautet Narzissmus und bezieht sich damit auf eine der – wenn nicht auf die – Persönlichkeitseigenschaft, die derzeit sowohl in der Forschung, in Medien und in Alltagsdiskursen in aller Munde sind.

Was ich oft besonders spannend finde, sind Diskrepanzen zwischen wissenschaftlichen Annahmen bzw. dem aktuellen Stand der Wissenschaft und einem Alltagsverständnis. Diese Betrachtungen, so Mitja Back in seinem Buch, driften auch zum Narzissmus mitunter weit auseinander. Auf lockere Art und Weise beschreibt das Buch, dass es sich beim Narzissmus um eine Persönlichkeitseigenschaft handelt, hinsichtlich deren Ausprägung sich Menschen unterscheiden und die sowohl Nachteile als auch Vorteile mit sich bringt (Wissenschaft). Das ist sensationeller, als man auf den ersten Blick denken könnte. Denn es handelt sich eben nicht per se um eine Krankheit oder Störung, die bei manchen Menschen vorhanden ist und bei den meisten Menschen eben nicht (Alltagsverständnis). Die wissenschaftliche Betrachtung ermöglicht es, über bekannte Persönlichkeiten oder fiktive Charaktere Aussagen zu treffen. Würde es sich um eine Krankheit oder Störung handeln, wäre dies im Sinne von Ferndiagnosen nicht gestattet. Bereits Fußnote 1 erklärt diesen Unterschied im hier besprochenen Buch.

Im Buch finden sich sehr viele popkulturellen Referenzen zu und Zitate von Sänger:innen, Schauspieler:innen, Politiker:innen etc., denen hohe Ausprägungen in Narzissmus nachgesagt werden. Diese illustrieren einerseits vorzüglich, welche Determinanten Narzissmus ausmachen. Andererseits …

Meckerecke: Die Aussagen von realen und fiktiven Personen werden aus meiner Sicht an ein paar Stellen zu stark vermischt, wobei klar sein muss, dass die fiktiven Charaktere beispielsweise aus Fernsehserien absichtlich so entwickelt werden, dass sie bestimmten Klischees entsprechen. Das ist aber wirklich nur ein geringfügiger Kritikpunkt, den ich schon fast mit der Lupe suchen musste, um etwas zum Kritisieren zu finden.

Disclaimer / Erläuterungen:
Der Verlag hat ein gedrucktes Exemplar des Buches an mich zum Zweck der Rezension geschickt. Dies erfolgte auf meine Anfrage. Der Autor Mitja Back und ich haben bereits gemeinsam ein paar wissenschaftliche Paper publiziert. Entweder war ich dabei Erstautor oder wir waren beide Co-Autoren. Bei diesen Veröffentlichungen ging es nie um das Thema des hier rezensierten Buches, Narzissmus, wobei ich eine solche Zusammenarbeit vor allem nach Lektüre des besprochenen Buches für die Zukunft nicht ausschließen möchte. In der von Mitja Back geleiteten Arbeitseinheit habe ich nie gearbeitet. Bei meiner Rezension habe ich versucht, mich nicht davon beeinflussen zu lassen, dass mir der Autor wissenschaftlich und menschlich mindestens sympathisch ist.

Autor*innen

Buchbewertung

overall
5 of 5
novelty
5 of 5
readability
5 of 5