Ariely, Dan. Denken hilft zwar, nützt aber nichts.
Knaur Taschenbuch/ Preis: 10,99 Euro.
Dan Ariely ist Professor für Psychologie und Verhaltensökonomie an der Duke University in North Carolina. Dies ist sein erstes Buch, das im Original im Jahr 2008 in den USA unter dem Titel „Predictibly Irrational“ erschienen ist. Auch wenn der deutsche Titel auf den ersten Blick gut gewählt erscheint, ist er meiner Meinung nach keine gelungene Übersetzung. Auch der Untertitel „Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen“ trifft es nicht ganz. Es geht in Arielys Buch um alltägliche irrationale Verhaltensweisen und Entscheidungen, die von außen betrachtet nicht logisch erscheinen, aber in der Natur des Menschen liegen.
In der Einleitung wird der Autor zunächst sehr persönlich. Er schildert, wie ihn ein schwerer Unfall und die darauf folgende jahrelange Genesungszeit zur Erforschung menschlichen Verhaltens brachte. In den folgenden 13 Kapiteln wirft er Fragen auf, die spannend sind, aber nicht unbedingt unerforscht. So widmet sich Kapitel 7 der Tatsache, dass wir unseren Besitz überbewerten. Dieses Phänomen ist bereits 1980 durch Richard Thaler als Endowment Effekt (deutsch: Besitztumseffekt) bekannt geworden. Ariely weist darauf im Text nicht explizit hin, aber gibt entsprechende weiterführende Literatur im Anhang an. Der Anhang ist insgesamt recht knapp gehalten und bietet pro Kapitel meist nur zwei bis drei weiterführende Arbeiten. Es geht Ariely aber meiner Meinung nach auch nicht darum, psychologische Phänomene der breiten Öffentlichkeit zu erklären oder ein wissenschaftliches Publikum zu erreichen, sondern alltägliche Phänomene mit Hilfe leicht nachvollziehbarer empirischer Studien zu beschreiben. Dabei bewegt er sich in unterschiedlichsten Gebieten, der Schwerpunkt in diesem Buch liegt jedoch auf wirtschaftlichen Entscheidungen. Er präsentiert zudem Erklärungen und Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme, wie z.B. Betrug oder riskantes sexuelles Verhalten. Das letzte Kapitel widmet er vollständig der Finanzkrise, für deren Entstehung er irrationales menschliches Verhalten verantwortlich macht und anschauliche Erklärungen liefert, die zum Nachdenken animieren.
Der Autor hat ein Talent dafür, Forschungsfragen so zu stellen, dass sich jeder Leser darin wiederfinden kann. So sind viele von uns sicherlich schon aus dem Häuschen geraten, nur weil etwas kostenlos ist. Es ist auch leicht vorstellbar, welch eine unangenehme Stimmung entsteht, wenn wir einen lieben Menschen für eine selbstverständliche Geste plötzlich bezahlen wollen.
Seine sympathische und witzige Art, Fragestellungen aus dem Alltag mit Hilfe von zum Teil ungewöhnlichen Feld- und Laborexperimenten zu beantworten, machen sicherlich den Erfolg seiner Bücher aus. Das Buch liest sich leicht und Arielys Experimente sind durch zahlreiche Beispielgeschichten sehr gut nachvollziehbar. Auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist das Buch empfehlenswert, die sich von Arielys Beobachtungsgabe und Kreativität bei seinen Experimenten inspirieren lassen können.
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