Jens Förster. Kleine Einführung in das Schubladendenken: Über Nutzen und Nachteil des Vorurteils.

Goldmann / Preis: 8,95 Euro

Der Besprechung liegt die Taschenbuchausgabe von 2008 zugrunde.

Die „Kleine Einführung in das Schubladendenken“ von Jens Förster ist ein populärwissenschaftliches Buch. Dass ein Psychologieprofessor ein solches Buch so schreibt, ist durchaus legitim, da er dadurch dem möglichen Wunsch, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen nahe kommt und diese durch einen solchen Einstieg in die Materie für ein eigenes Forschungsfeld begeistern kann.

Jens Förster beginnt mit Anekdoten aus seiner Kindheit, berichtet, wie er das erste Mal bewusst die Konfrontation mit Vorurteilen wahrgenommen hat und beschreibt mit einigem Stolz, der zwischen so manchen Zeilen hindurch scheint, wie er es als Junge aus einfachen Verhältnissen, der obendrein immer schon ganz anders war als die anderen, geschafft hat. Nach einigen Definitionen zu Schlüsselbegriffen (z.B. „Was ist ein Stereotyp?“ oder „Was ist ein Vorurteil?“) ziehen sich die Anekdoten, die von eigenen Begegnungen mit Vorurteilen handeln, durch das ganze Buch. Dabei verschweigt Jens Förster auch nicht, dass er zum Beispiel selber gegenüber einer Sekretärin in Würzburg sexistisches Verhalten an den Tag gelegt hat. Eine solche Herangehensweise an die Thematik mögen gewisse Leserinnen und Leser des Buches als störend empfinden, andererseits bietet diese Art der Themenaufbereitung auch Haltestellen für die eigene Biographie, anhand derer man sich selber hinterfragen kann, wo, wann und wie im eigenen Leben Vorurteile vorkommen.

Am Ende eines jeden Kapitels erfolgt eine kurze Zusammenfassung unter dem Begriff „Kurz gefasst“. Diese Abschnitte sind mitunter nützliche Wiederholungen zentraler Konzepte des jeweils vorangestellten Kapitels und sind auch für ein schnelles Nachschlagen solcher Aspekte hilfreich.

Hinsichtlich wichtiger Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Vorurteilsforschung findet in den insgesamt sieben Kapiteln eine gute Zusammenstellung vieler bereits bekannter Arbeiten statt, am Ende des Buches ist ein Literaturverzeichnis angehängt, das nach Kapiteln geordnet ist. Über die veröffentlichten Studien hinaus werden auch einige bislang unveröffentlichte Ergebnisse anschaulich präsentiert und in den jeweiligen Kontext eingeordnet. Viele dieser bislang nicht in Fachzeitschriften zu findenden Forschungsbefunde stammen aus Studien, an deren Durchführung Jens Förster selber beteiligt war.

Allerdings tappt Jens Förster – eventuell an mancher Stelle gar nicht mal unbedingt ungewollt – selber in die eine oder andere Vorurteilsfalle. So spricht er zum Beispiel auf Seite 224 diejenigen Personen an, die er offensichtlich als Leserinnen oder Leser beim Schreiben seines Buches antizipiert hat: „Soll sich Ihre Tochter doch ruhig Shows mit Verona Pooth oder Paris Hilton anschauen; […] “Die Vorstellung einer Person mit Tochter im Pubertätsalter und Interesse für populärwissenschaftlich aufgearbeitete Vorurteilsforschung kann durchaus einen recht eingeschränkten Kreis an Menschen repräsentieren.

Insgesamt liest sich das Buch einfach und schnell. Für ein erstes (Speed-) Date mit der Welt der Vorurteilsforschung ist es aus meiner Sicht also durchaus geeignet.

 

Autor*innen

Buchbewertung

overall
4 of 5
novelty
3 of 5
readability
4 of 5