Editorial: „Psychologie des Geldes”

„Geld regiert die Welt” heißt es sprichwörtlich. Unzweifelbar ist Geld eines der zentralsten Konzepte in unserer heutigen Wirtschafts- und Konsumgesellschaft. Jeden Tag begegnen wir Geld, wenn wir es verdienen, ausgeben und sparen. Doch ist Geld nicht nur eines der zentralen und wichtigen Konzepte unserer Gesellschaft. Es hat zudem auch zahlreiche psychologische Effekte, denn Menschen denken über Geld nach, sie verhandeln um Geld, geben es aus, vererben es und verschwenden es oft, was psychologische Vorläuferbedingungen und psychologische Konsequenzen hat. Die vorliegende Sammlung von Beiträgen verschiedener psychologischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen soll einen Einblick in einige Themen liefern, die sich mit der Forschung zur Psychologie des Geldes befassen und einige psychologische Prozesse rund um das Thema „Geld“ aufzeigen.

Bild von Jochim HansenBeispielsweise hat allein der Gedanke an Geld psychologische Konsequenzen. Leonie Reutner erklärt in ihrem Beitrag, wie und warum Gedanken an Geld unsere Gefühle, Kognitionen und Verhalten verändern können. Auch ohne dass wir es besitzen, kann die Erinnerung an das Geld-Konzept beispielsweise mentale Ressourcen aktivieren oder – je nach Situation – einen kalt und egoistisch oder warm und hilfsbereit werden lassen.

Der Besitz von Geld macht natürlich auch einen psychologischen Unterschied. Wer Geld hat, kann sich ein besseres Leben leisten. Dabei macht Geld allein jedoch nicht glücklich. Es kommt vielmehr darauf an, wie man es ausgibt. Janet Wessler stellt in ihrem Beitrag einige aus der psychologischen Literatur abgeleitete Strategien vor, die uns helfen sollen, unser Geld auf die richtige Weise auszugeben, um so ein Stück glücklicher zu werden.

Um Geld wird oft verhandelt, sei es in Form von Arbeitsgehältern, Preisen für Gebrauchtwagen oder Taschengeld der Kinder. Auch wenn es bei einigen Verhandlungen nicht um Geld geht, so spielt Geld doch bei den meisten Verhandlungen eine große Rolle. Trötschel, Loschelder, Höhne, Majer und Peifer zeigen in ihrem Beitrag, wie ein Fokus auf das Geld (anstatt auf die Waren oder Dienstleistungen) die Zugeständnisbereitschaft in Verhandlungen und das Ergebnis von Verhandlungen beeinflusst. Sie geben zudem praktische Hinweise zum wirkungsvollen Umgang mit Geld in Verhandlungen.

Vermögen, das man besitzt, überdauert die eigene Person meist. Das bedeutet, dass Geld vererbt und geerbt wird. Dabei kommt es oft zu Streitereien unter den Erben. Christiane Wempe zeigt in ihrem Beitrag, nach welchen Prinzipien vererbt wird, welche Folgen dies haben kann und wie man Ungerechtigkeitsgefühle vermeiden kann.

Geld wird oft verschwendet. Dies ist besonders ärgerlich, wenn es um öffentliche Gelder geht. Der Beitrag von Ehrling und Schultze beschäftigt sich mit Geldverschwendung bei öffentlichen Großprojekten. Was sind Ursachen davon? Und kann man dem entgegenwirken?

Ich hoffe, dass diese fünf Beiträge Ihnen interessante Einblicke in die Psychologie des Geldes geben werden und wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen! Ich freue mich auf Ihre Anmerkungen und Kommentare.