Die Wutprobe – Wie man Ärger bewältigt
Dieser Beitrag wurde zunächst in englischer Sprache in der englischsprachigen Ausgabe (06/2011, Ausgabe 12) des In-Mind Magazins veröffentlicht.
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Wenn du wütend bist, dann zähle bis zehn, bevor du sprichst; wenn du sehr wütend bist, bis hundert.
Thomas Jefferson
Wenn du wütend bist, dann zähle bis vier; wenn du sehr wütend bist, dann fluche.
Mark Twain
Wut ist eine emotionale Antwort auf eine reale oder vorgestellte Bedrohung oder Provokation. Wut kann in ihrer Intensität schwanken und dabei von leichtem Ärger bis zu extremem Zorn reichen. Wir alle werden einmal wütend und die meisten von uns mögen das nicht. Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie man Wut wieder loswird oder wie man diese zumindest verringern kann. Das soll das Thema dieses Artikels sein.
Emotionen können anhand von zwei Dimensionen eingeteilt werden: (1) unangenehm vs. angenehm und (2) sehr erregend vs. wenig erregend (Russell, 1980). Wut fällt in die Kategorie unangenehm und sehr erregend, weil Wut ein schlechtes Gefühl verursacht und Menschen Energie zum Handeln gibt. Die Tendenz zu handeln heißt jedoch nicht, dass wütende Menschen klug handeln: Tatsächlich zeigen Studien zum Thema Risikoübernahme, dass wütende Menschen oft unvernünftig handeln und dass sie insbesondere Verhaltensweisen bevorzugen, die höhere Risiken und damit verbundene höhere Gewinne mit sich bringen. Dabei geht solches Verhalten häufig nach hinten los und führt zu katastrophalen Ergebnissen (Leith & Baumeister, 1996).
Außerdem sind wütende Menschen impulsiv und nicht in der Lage, die möglichen Konsequenzen ihrer Handlungen in Betracht zu ziehen (Scarpa & Raine, 2000). Ohne Zweifel zielt Thomas Jeffersons Rat (Zitat s. oben), bis zehn oder sogar hundert zu zählen, bevor man aus Wut handelt, darauf ab, Menschen mehr Zeit zu geben, um die Konsequenzen ihrer Handlungen abzuwägen und möglicherweise impulsive, zerstörerische Handlungen zu verhindern, die man später bereuen würde. So werfen beispielsweise wütende Menschen ihren FreundInnen oder Familienmitgliedern häufig verletzende Kommentare an den Kopf, die sie später nicht mehr zurücknehmen können. Es scheint so, als würden wütende Menschen zuerst handeln und dann denken. In einer Studie (Leith & Baumeister, 1996) wurden wütende Probandinnen und Probanden gebeten, eine Minute lang zu warten und eine kurze Pro/Kontra-Liste zu erstellen, bevor sie eine Entscheidung fällten. Tatsächlich führte diese Bedingung dazu, dass die selbstzerstörerischen Entscheidungen, die wütende Probandinnen und Probanden in anderen Bedingungen zeigten, ausblieben. Somit stammen einige der kostspieligen Auswirkungen von Wut auf den Entscheidungsfindungsprozess von der Unfähigkeit, die möglichen Folgen der verfügbaren Optionen abzuwägen.
Der erregende Aspekt von Wut lässt Menschen sich stark und mächtig fühlen (z. B. Lerner & Keltner, 2001). Daher kann Wut einen beträchtlichen Einfluss auf die Motivation von Menschen haben, für ihre Sache einzustehen. Die Amerikanische Revolution, die Bürgerrechtsbewegung, die Frauenbewegung und andere Bewegungen haben möglicherweise von Wut sowie von der daraus resultierenden Handlungsbereitschaft profitiert. Wut kann Menschen auch dazu motivieren, sich selbst und andere im Sport und in anderen kompetitiven Disziplinen zu übertreffen. So hat beispielsweise der Radfahrer Lance Armstrong, siebenfacher Gewinner der Tour de France, in seinen verschiedenen Büchern geschrieben, dass er oft Wut nutzt, um seine Leistung anzutreiben.
So belegte Armstrong beispielsweise bei der Tour de France 2009 den dritten Platz hinter Alberto Contador (Gewinner) und Andy Schleck (2. Platz). Während des Rennens ignorierte Teamkollege Contador die Anweisungen des Teams und attackierte auf den letzten Kilometern der siebten Etappe beim Aufstieg nach Arcalis (Andorra) und schloss schnell zu Armstrong auf. Da beide im gleichen Team waren, gab es für Contador keinen Grund, Armstrong abzuhängen. Armstrong wurde sehr wütend auf Contador und geriet beinahe in einen Faustkampf mit ihm. Armstrong sagte: „Ich konnte den Kerl noch nie weniger leiden.“ und „Ich kann es kaum bis Juli (2010) abwarten. Ich meine es ernst. Ich... oh Mann... Ich will ihn f----... Ich will ihn schlagen.“ (Strickland, 2010). Armstrong ist nicht der einzige Radfahrer, der von Wut angetrieben wird. Bei der Tour de France im Jahre 2010, just als Schleck Contador bei einem Anstieg attackierte, flog die Kette bei Schlecks Fahrrad heraus. Während er sie reparierte, baute Contador seine Führung weiter aus, was dazu führte, dass Schleck aus dem Wettstreit um den ersten Platz draußen war. Als er auf den Vorfall angesprochen wurde, sagte Schleck: „Ich hätte in der gleichen Situation nicht den Vorteil genutzt.“ und „Ich bin wirklich enttäuscht. Mein Bauch ist voller Wut und ich möchte Rache nehmen.“ (Yuan, 2010). Obwohl Schleck und Armstrong beide von Wut gegen Contador angetrieben wurden, gewann Contador die Tour de France 2010 (Schleck wurde Zweiter und Armstrong kam als 23. ins Ziel).
Nachdem er sich Aufnahmen von Lance Armstrong angeschaut hatte, sagte Henk Aarts, Professor für Psychologie an der Universität Utrecht in den Niederlanden: „Es gibt ein Bild von diesem Kerl kurz vor der Ziellinie und man kann die Wut in seinem Gesicht sehen, aber auch diese Entschlossenheit.“ und „Interessanterweise überschneiden sich der Gesichtsausdruck für Wut und der für Entschlossenheit fast in Gänze.“ (Villarica, 2010).
Diese Beobachtungen stimmen mit einer neuen Studie von Aarts und seinen KollegInnen (2010) überein, die zeigt, dass Menschen Dinge mehr wollen, wenn sie wütend sind. In dieser Studie wurden Probandinnen und Probanden Bilder von Objekten wie Stifte und Brillen auf einem Computerbildschirm gezeigt, während zusätzlich wütende, ängstliche oder neutrale Gesichter in den Ecken des Bildschirms außerhalb des Bewusstseins der Probandinnen und Probanden aufblitzten. Die Probandinnen und Probanden wurden gefragt, wie sehr sie das auf dem Bildschirm gezeigte Objekt haben wollten. Außerdem drückten sie einen Handgriff so stark sie konnten, wenn sie das Objekt haben wollten. Die Ergebnisse zeigten, dass Probandinnen und Probanden, denen ein wütendes Gesicht zusammen mit einem Objekt, das sie haben wollten, dargeboten wurde, das Objekt am meisten haben wollten und den Handgriff am stärksten drückten. Dies legt nahe, dass die Probandinnen und Probanden bereit waren, sich mehr anzustrengen, um die Objekte zu erhalten.
Obwohl wütende Menschen motiviert sind, gute Dinge zu tun, stehen sie auch für Dinge ein und kämpfen für Dinge, die trivial oder unüberlegt sind. Die extremste Form von Aggression ist selbstverständlich das Töten eines anderen Menschen. Statistiken zeigen, dass die überwältigende Mehrheit von Morden in den Vereinigten Staaten durch unkontrollierte Wut gefördert wird (z. B. U.S. Federal Bureau of Investigation, 2010). Möglicherweise wählen wütende Menschen ihre Kämpfe schlecht. Tatsächlich wird generell angenommen, dass Wut ein wichtiger Auslöser für Aggression ist. Diese Annahme unterstützend versuchen fast alle experimentellen Studien zum Thema Aggression, ihre Probandinnen und Probanden zunächst wütend zu machen. So finden Studien zum Thema Gewalt in den Medien und Aggression meistens, dass das Schauen gewalttätiger Filme nur bei solchen Probandinnen und Probanden Aggression steigert, die zuerst wütend gemacht wurden (z. B. Berkowitz & Geen, 1967). Menschen, die nicht wütend sind und den gleichen Film schauen, zeigen typischerweise geringere Ausmaße an Aggression.
Aber vielleicht ist das nicht alles. Eine Theorie besagt, dass Wut sich eher daraus entwickelt hat, Aggressionen zu verringern, anstatt diese zu vergrößern. Danach führen soziale Konflikte zu Aggression als eine Möglichkeit, um zu entscheiden, welches Tier das bekommt, was es möchte. So wird die Aufgabe zwar erfüllt, aber auf eine kostspielige Art und Weise, denn Aggression ist schädlich. Wut könnte als vorgezogenes Warnsignal für bevorstehende Aggression entstanden sein. So könnte es den zwei GegnerInnen möglich sein, die Angelegenheit zu regeln, ohne sich zu prügeln. Um es einmal anders auszudrücken, wenn es keine Wut gäbe, dann könnte Aggression ohne Vorwarnung ausbrechen, wann immer man in einem Konflikt mit einer anderen Person steht. Da Wut jedoch oft zuerst auftritt, kann man vorhersehen, wann jemand kurz davor ist, jemand anderen anzugreifen. So ist es möglich, einen Kompromiss vorzuschlagen, einzulenken oder sogar die Flucht zu ergreifen, bevor man selbst verletzt wird (Averill, 1982).
Tatsächlich hat unsere eigene Arbeit nahegelegt, dass es zu einfach wäre zu sagen, dass Aggression aus Wut entsteht. Aggression könnte sogar insofern als eine grobe Form der Aggressionsbewältigung fungieren, als Menschen sich auf Aggression einlassen, um ihre Wut auf diese Weise abzubauen. Unsere Studien verwendeten die in den Achtzigerjahren entwickelte „Tablette zum Einfrieren von Gefühlszuständen“ (engl. „mood-freezing pill“) von Robert Cialdini und KollegInnen. Einigen Probandinnen und Probanden wurde eine Tablette gegeben und (fälschlicherweise) erzählt, dass diese zeitweise dazu führen würde, dass die Probandinnen und Probanden ihren emotionalen Zustand nicht ändern können. Egal, wie sie sich fühlten, sie würden sich eine Stunde lang nach Einnahme der Tablette weiterhin so fühlen. Wir fanden, dass Wut nicht zu Aggression führte, wenn Menschen die Tablette genommen hatten (Bushman, Baumeister & Phillips, 2003). Warum? Die Tablette (zum Einfrieren von Gefühlszuständen) beseitigt anscheinend die Möglichkeit, die eigenen Emotionen zu regulieren. Was immer Menschen normalerweise tun, um ihre Emotionen zu verändern, wird sinnlos (oder zumindest glauben sie das), nachdem sie die Tablette genommen haben. Folglich werden wütende Menschen normalerweise aggressiv, weil sie erwarten, dass die Aggression ihre Wut beseitigt und sie sich dadurch besser fühlen. Nachdem sie jedoch die Tablette (zum Einfrieren von Gefühlszuständen) eingenommen haben, glauben sie nicht mehr, dass sie sich besser fühlen, wenn sie aggressiv werden. Daher sehen sie davon ab, aggressiv zu werden.
Selbstverständlich bedeuten die Auswirkungen des Einfrierens von Gefühlszuständen nicht, dass der Mensch sorgfältig zwischen den bedachten Möglichkeiten und erwarteten Folgen abwägt, wenn er sich entscheidet, ob er aggressiv werden soll oder nicht. Die Effekte legen eher nahe, dass Menschen einfach in einer Art und Weise handeln, die verspricht, dass sie sich selbst besser fühlen. Wenn dieses Versprechen beseitigt wird (so wie durch die Tablette zum Einfrieren von Gefühlszuständen), wird der emotionale Anreiz von Aggression verringert und dadurch neigen Menschen weniger dazu auszuschlagen.
Weil Wut unangenehm ist, wollen viele Menschen ihre Wut loswerden, wenn sie diese erleben. Es gibt drei mögliche Wege, mit Wut umzugehen. Ein gängiger Ansatz, den viele Gesellschaften gutheißen, ist, seine Wut zu verstecken. Dieser Ansatz kann Menschen dazu veranlassen, ihre Wut tief in sich hineinzufressen und sie zu unterdrücken. Es gibt einige Belege dafür, dass dies eine sehr kostspielige Strategie ist. Auf längere Zeit verdeckte Wut kann recht zerstörerisch für die Person selbst sein, indem sie das Risiko für Herzerkrankungen erhöht (z. B. Ellis, 1977). Andererseits könnte die Wut teilweise verringert werden, wenn Menschen versuchen, ihre Wut zu verstecken. Laut der Facial-Feedback-Hypothese führt Feedback der Gesichtsmuskulatur dazu, dass Emotionen ausgelöst oder verstärkt werden (z. B. Izard, 1990; Tomkins, 1962). Daher könnten Menschen, die ihre Wut zeigen, innerlich wütender sein als Menschen, die ihre Wut verstecken.
Ein weiterer Ansatz, mit Wut umzugehen, ist, sie auszuleben. Dieser Ansatz behandelt Wut als eine Art inneren Druck oder zersetzende Substanz, die sich im Inneren einer Person über eine gewisse Zeit heranbildet und die diese schädigt, wenn sie nicht rausgelassen wird. Dieser Ansatz wird häufig in englischsprachigen Metaphern widergespiegelt (Lakoff & Kövecses, 1983). Menschen werden dort manchmal als Teekanne (engl. teapot) oder als Schnellkochtopf (engl. pressure cookers) bezeichnet mit Wut als Flüssigkeit im Inneren. Mit zunehmendem Ärger bildet sich die Wut im Inneren heraus und steigt auf. Dann reden wir davon, wie die „Wut im Menschen aufsteigt“. Wenn Menschen sehr wütend werden, dann „kocht ihr Blut“ oder sie erreichen den „Siedepunkt“. Wenn die Wut zu intensiv wird, dann gehen Menschen „in die Luft“, „lassen Dampf ab“, „drehen durch“, „brechen aus“, „knallen durch“, „gehen an die Decke“ oder „gehen durchs Dach“. Um eine Explosion zu verhindern, wird Menschen nahegelegt, „ihren Dampf abzulassen“, „es rauszulassen“ oder „es sich von der Seele zu reden“.
Die Theorie der Katharsis passt zu diesem zweiten Ansatz, weil sie besagt, dass das Ausdrücken von Wut eine gesunde Freisetzung von Emotionen bewirkt und daher gut für die Psyche ist. Die Katharsistheorie, welche über Sigmund Freud auf Aristoteles zurückgeführt werden kann, ist elegant und ansprechend. Leider zeigen jedoch die Fakten und Befunde nicht, dass Dampfablassen einen positiven Nutzen hat. Es schädigt vielmehr einen selbst und andere. Das Ausdrücken von Wut wird mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen in Verbindung gebracht (z. B. Miller, Smith, Turner, Guijarro & Hallet, 1996). Es erhöht außerdem die Aggression gegen andere (Geen & Quanty, 1977). Sogar bei Menschen, die an den Nutzen von Dampfablassen und Katharsis glauben, und sogar wenn Menschen es genießen, Dampf abzulassen und teilweise dadurch befriedigt werden, erhöht sich nach dem Dampfablassen die Wahrscheinlichkeit für Aggression – selbst gegenüber unbeteiligten ZuschauerInnen (Bushman, Baumeister & Stack, 1999).
Eine Variation von Dampfablassen ist intensive sportliche Betätigung. Wenn sie wütend sind, gehen manche Menschen laufen oder sie versuchen sich an einer anderen Form der sportlichen Betätigung. Studien zeigen, dass Sport – obwohl er gut für das Herz ist – nicht gut darin ist, Wut zu verringern (z. B. Bushman, 2002). Der Grund, warum Sport nicht funktioniert, ist, dass er das physiologische Erregungslevel, wie Puls und Blutdruck, eher erhöht anstatt zu verringern. (Es ist jedoch möglich, dass lang andauernder Sport letzten Endes Wut verringert, wenn er solange betrieben wird, bis die Person extrem müde ist – denn dann ist die Erregung schließlich aufgelöst).
Es gibt Ausnahmen von dem generellen Befund, dass das Ausdrücken von Wut Aggression erhöht. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass das Ausdrücken von Wut aggressive Gedanken sogar verringern kann, wenn Menschen versuchen, ein anderes Ziel zu erreichen (z. B. Denzler, Förster & Liberman, 2009). Jedoch ist Dampfablassen generell so, wie wenn man versuchen würde, ein Feuer mit Benzin zu löschen: Es nährt die Flamme zusätzlich. Dampfablassen hält das Erregungslevel hoch und aggressive Gedanken und Wut am Leben. Vielleicht haben Sie schon einmal von dem Witz gehört: „Wie kommt man in die Carnegie Hall, das berühmte New Yorker Konzerthaus?“ Die Antwort ist „Üben! Üben! Üben!“. Gut, „Wie wird man ein wütender, aggressiver Mensch?“. Die Antwort bleibt die gleiche: „Üben! Üben! Üben!“. Dampfablassen ist einfach eine Art zu üben, wie man sich durch Schlagen, Treten, Schreien oder Brüllen aggressiv verhält.
Der dritte Ansatz, mit Wut umzugehen, ist der Versuch sie loszuwerden. Diese Lösung ist wichtig, weil die Probleme der beiden anderen Ansätze (Hineinfressen und Dampfablassen) dazu führen, dass der Mensch wütend bleibt. Der Schlüssel ist damit aufzuhören, wütend zu sein. Alle Emotionen, Wut eingeschlossen, bestehen aus körperlichen Zuständen (so wie Erregung) und mentalen Bedeutungen. Um Wut loszuwerden, kann man an einem von beiden arbeiten. Wut kann verringert werden, indem man den Erregungszustand loswird, zum Beispiel durch Entspannen oder bis zehn Zählen, bevor man antwortet. Mentale Taktiken können Wut ebenfalls verringern, zum Beispiel, indem man das Problem oder den Konflikt aus einem anderen Blickwinkel betrachtet oder indem man sich selbst ablenkt und die eigene Aufmerksamkeit auf andere, angenehmere Themen lenkt. Anstatt durch den unhöflichen Kommentar eines Freundes wütend zu werden, kann man den Kommentar zum Beispiel als Ausdruck der Erschöpfung des Freundes neu interpretieren anstatt als persönlichen Angriff (z. B. Memedovic, Grisham, Denson & Moulds, 2010). Bestimmte Verhaltensweisen können ebenfalls dabei behilflich sein, Wut loszuwerden. So können beispielsweise das Streicheln eines Welpen, das Schauen einer Komödie, Sex oder eine gute Tat dabei helfen, denn diese Handlungen sind nicht vereinbar mit Wut und daher machen sie es unmöglich, einen wütenden Emotionszustand beizubehalten (z. B. Baron, 1976).
Zusammengefasst, wenn ein Dampfkocher als Metapher für Wut genutzt wird, gibt es drei Wege, um mit dem Aufsteigen des Dampfes umzugehen (DiGuiseppe, 1995). Ein Weg ist es, zu warten, bis der Dampfkocher explodiert. Ein zweiter Weg ist es, den Druck durch periodisches Ablassen von etwas Dampf zu verringern. Der dritte (und beste) Weg ist es, die Flamme zu verkleinern und die Hitze zu verringern!
Referenzen
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