Editorial zur zweiten Themenausgabe: "Mind the Gap: Psychologie der Klimakrise"

Der alleinige Blick auf einzelne Person wird die Klimakrise nicht lösen. Gemeinsam abgestimmte Regelungen durch internationale Verhandlungen, Gesetze und ehrenamtliche Initiativen sind nötig, um diese Herausforderung effektiv anzugehen. Mit diesem zweiten Themenheft möchten wir daher das Zusammenspiel zwischen individuellen psychologischen Prozessen und politischen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stärker berücksichtigen. 

Die Klimakrise entsteht durch die intensive Nutzung von Ressourcen wie Erdöl und Braunkohle ohne klare Verantwortlichkeiten für die Konsequenzen des damit verbundenen Ausstoßes von Treibhausgasen. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld zwischen individuellen und gemeinsamen Interessen. Martin Beckenkamp und Peter Vohle stellen mit ihrem Beitrag „Die Tragödie der Klimakrise: Ursachen und institutionelle Lösungen. Ein Appell für eine stärkere Berücksichtigung der Wechselwirkungen von Individualpsychologie und Institutionen“ grundlegende Herausforderungen vor, die sich ergeben, wenn begrenzte Ressourcen gemeinsam genutzt werden.

Gesetzliche Regelungen sind eine naheliegende Lösung für diese Herausforderungen der Klimakrise. Deren Umsetzbarkeit hängt allerdings auch von psychologischen Faktoren ab. In Ihrem Beitrag “Die Kluft zwischen Dringlichkeit und Umsetzbarkeit der Klimapolitik – am Beispiel des CO2-Preises“ beschreiben Ronja Gerdes und Florian Kaiser die psychologischen Herausforderungen bei der Umsetzung umwelt- und klimafreundlicher Gesetze. 

Erschwerend kommt hinzu, dass die Ursachen und Konsequenzen der Klimakrise über Landesgrenzen hinweg reichen. Internationale Absprachen sind daher nötig. Caronline Heydenbluth, Marco Schauer und Roman Trötschel beschreiben die Herausforderungen dieser Klimaverhandlungen in Ihrem Beitrag „Klimaverhandlungen: Warum nachhaltige Lösungen so schwierig zu erreichen sind und wie es dennoch gelingen kann“. Sie heben die Relevanz von Protestbewegungen hervor, damit Politiker:innen konsequentere Klimapolitik durchsetzen können. 

Daran anknüpfend werfen Johanna Kranz, Astrid Carrapatoso und Martin Schwichow einen Blick auf die Dynamiken von Protestbewegungen. In ihrem Beitrag “Von moderat bis radikal - Verändert Misserfolg die Klimabewegung?“ beschreiben sie, wie sich Protestbewegungen über die Zeit verändern, wie sie mit Misserfolg umgehen (können) und wann Protestbewegungen anfällig für Radikalisierung sind.

Die Motivation von Umweltaktivist:innen hängt meist (auch) mit ihrer Wahrnehmung von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zusammen. Nadja Peter und Anette Rohmann beleuchten in Ihrem Beitrag „Von Umweltrassismus zu Klimagerechtigkeit – wann setzen sich Menschen gegen globale Ungleichheit ein?“ globale Ungerechtigkeiten am Beispiel von Fast Fashion. Sie beschreiben welche Ursachen von Ungerechtigkeiten Menschen wahrnehmen und wie dies dazu beiträgt, sich mehr oder weniger für Umwelt- und Klimagerechtigkeit einzusetzen.

Auch wenn die Probleme global sind, können lokale Lösungen hilfreich sein. Ein konkretes Beispiel dafür beschreibt Armin-Laszlo Halbach in seinem Beitrag „Mitpflanzen, miternten, mitwirken – Was Mitglieder bewegt, sich in einer Solidarischen Landwirtschaft zu engagieren“. Der Artikel zeigt auf, wie Menschen in der solidarischen Landwirtschaft kooperativ mit Ressourcen umgehen und unter welchen Bedingungen dies gelingt.

Wir wünschen auch für den zweiten Teil der Themenausgabe allen Leser:innen von In-Mind interessante Einblicke in die Klimapsychologie und bedanken uns bei allen Beitragenden des Themenhefts ganz herzlich für ihr Engagement in der Wissenschaftskommunikation.

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Shane Rounce via unsplash

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