„White Men Can’t Jump“ and „Girls Can’t Do Math“? Wenn Stereotype Motivation und Leistung bedrohen
Mädchen sind in Mathe nur „Deko“, dafür sprachlich begabter als Jungen, Männer sind die besseren Führungskräfte und Afroamerikaner die besten Basketballspieler. Stereotype über die Begabungen und Nicht-Begabungen bestimmter Gruppen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Aber handelt es sich dabei um harmlose Verallgemeinerungen, die man mit Humor betrachten kann oder können Stereotype tatsächlich Schaden anrichten? Die Forschung zur Stereotypenbedrohung beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern sich die Aktivierung von Stereotypen tatsächlich negativ auf Motivation und Leistung der Betroffenen auswirkt.
„In Mathe bin ich Deko“ – ein Mädchen-T-Shirt mit diesem Aufdruck sorgte gerade erst im letzten Jahr für reichlich Diskussionsstoff. Die einen sahen darin einen harmlosen Scherz, den man nicht überinterpretieren sollte. Die anderen fürchteten, solche T-Shirts könnten dazu beitragen, dass Mädchen existierende Stereotype über ihre eigene Mathematikbegabung verinnerlichen. Das betroffene Versandhaus sah sich wegen der zahlreichen Beschwerden schließlich gezwungen, das T-Shirt in Österreich aus dem Sortiment zu nehmen. In Deutschland war es bereits ausverkauft.
Aber wie berechtigt sind solche Befürchtungen? Kann es sein, dass sich die Mathematikleistungen von Mädchen verschlechtern, weil sie glauben, sie könnten keine besseren Leistungen erbringen? Kann es uns schaden, immer wieder an bestimmte Leistungsstereotype erinnert zu werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Forschung zur Stereotypenbedrohung (englisch: stereotype threat).
Die Bedrohung durch ein Stereotyp
Ein Stereotyp ist zunächst einmal eine kognitive Annahme darüber, welche Eigenschaften Mitgliedern bestimmter Gruppen zugeschrieben werden können (Aronson, Wilson & Akert, 2010). Welches Bild erscheint z. B. vor Ihrem geistigen Auge, wenn Sie an einen Informatikstudenten oder eine Bibliothekarin denken? Trägt die Bibliothekarin vielleicht eine Brille und eine Hochsteckfrisur und ist der Informatikstudent intelligent, aber sozial schlecht integriert? Solche Annahmen über typische Merkmale können durchaus auf Erfahrungen beruhen. Möglicherweise sind uns tatsächlich schon einmal Mitglieder dieser beiden Gruppen begegnet, die diesem Bild entsprachen. Problematisch ist allerdings, dass Stereotype auf alle Mitglieder bestimmter Gruppen verallgemeinert werden, während individuelle Unterschiede in den Hintergrund treten.
Und gerade diese Verallgemeinerung ist es, die für die Betroffenen zur Bedrohung werden kann. Man stelle sich beispielsweise eine Schülerin vor, die eine schwierige Mathematikaufgabe an der Tafel vorrechnen soll. Aufgrund des Stereotyps, Frauen seien in Mathematik weniger begabt als Männer, wird ihr möglicherweise die Erwartung entgegengebracht, sie würde beim Vorrechnen sicher einige Fehler machen. Zumindest könnte die Schülerin fürchten, dass ihr diese Erwartung entgegengebracht wird. Zudem kann sie fürchten, dass jeder Fehler, den sie macht, als Bestätigung dafür aufgefasst wird, dass Frauen tatsächlich in Mathematik wenig begabt sind.
Der amerikanische Sozialpsychologe Claude M. Steele definierte daher Stereotypenbedrohung als ein Gefühl des Unbehagens bei Personen, die sich dem Risiko ausgesetzt sehen, negative Stereotype auch noch zu bestätigen (Steele & Aronson, 1995). Eine Vielzahl von Studien konnte seitdem zeigen, dass sich Stereotypenbedrohungen tatsächlich negativ auf Leistung und Motivation der Betroffenen auswirken können.
Folgen für Leistung und Motivation
In einer klassischen Studie zur Stereotypenbedrohung (Quinn & Spencer, 1996) wurden männliche und weibliche Versuchspersonen zwei unterschiedlichen Bedingungen zugewiesen: In der ersten Bedingung wurde ein Test angekündigt, der angeblich die mathematische Begabung zuverlässig feststellen könne, in der anderen Bedingung wurde ein Test zum Problemlöseverhalten angekündigt, der über die mathematische Begabung nichts aussagen könne. Tatsächlich bearbeiteten die Teilnehmer/innen in beiden Bedingungen anschließend denselben Mathematiktest und es zeigte sich, dass Männer und Frauen gleich gute Ergebnisse erzielten, wenn sie glaubten, es habe sich um einen Test zum Problemlöseverhalten gehandelt. War der Test aber als aussagekräftiger Test zur Mathematikbegabung eingeführt worden, erzielten Frauen schlechtere Ergebnisse als Männer. In einer anderen Untersuchung wurden männlichen und weiblichen Versuchspersonen entweder neutrale Werbespots gezeigt oder aber Werbespots, in denen Frauen sehr geschlechterstereotyp dargestellt wurden. Einer der stereotyp-konsistenten Werbespots zeigte z. B. eine Frau, die vor lauter Freude über ein neues Hautpflegeprodukt auf ihrem Bett herumhüpft. Wiederum schnitten Männer und Frauen in einem nachfolgenden Mathematiktest gleich gut ab, wenn sie die neutralen Werbespots gesehen hatten. Hatten sie allerdings die stereotyp-konsistenten Spots gesehen, schnitten Frauen in dem gleichen Test schlechter ab als Männer (Davies, Spencer, Quinn & Gerhardstein, 2002). In beiden Studien wurde den Teilnehmerinnen das Stereotyp, sie seien in Mathematik wenig begabt, also noch einmal ins Bewusstsein gerufen. Tatsächlich bedarf es im Alltag jedoch keiner nochmaligen Erinnerung an die existierenden Stereotype, um in einer Testsituation Stereotypenbedrohung hervorzurufen. Vielmehr wird angenommen, dass Frauen die Stereotype über ihre eigene Mathematikbegabung ständig bewusst sind. Daher wird ein Mathematiktest im Normalfall als Bedrohung erlebt (Spencer, Steele & Quinn, 1999). Da es sich also bei der Stereotypenbedrohung offenbar um eine subtile und allgegenwärtige Bedrohung handelt, sprach Claude M. Steele (1997) auch von „a threat in the air“ (einer Bedrohung, die in der Luft liegt).
Und diese kann sich nachweislich auch negativ auf die Motivation der Betroffenen auswirken, sich mit bestimmten Themen zu beschäftigen. Die stereotyp-konsistenten Werbespots führten in der Studie von Davies und Kollegen/innen (2002) nicht nur zu verschlechterten Leistungen in Mathematiktests. Fragte man die Studienteilnehmerinnen außerdem, welche Studienfächer sie zurzeit interessant fänden, so bekundeten junge Frauen, die die stereotyp-konsistenten TV-Spots gesehen hatten, auch weniger Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern als Frauen, die die neutralen Spots gesehen hatten. Bei einer Nachfolgeuntersuchung zeigte sich, dass die Teilnehmerinnen nach dem Anschauen von stereotyp-konsistenten Werbespots auch weniger bereit waren, bei einer anschließenden Gruppenaufgabe eine Führungsrolle zu übernehmen (Davies, Spencer & Steele, 2005).
Wen kann Stereotypenbedrohung betreffen?
Das Phänomen der Stereotypenbedrohung ist nicht nur bei Frauen, sondern auch bei anderen gesellschaftlichen Gruppen untersucht worden, denn Stereotypenbedrohungen können überall dort auftreten, wo ein negatives Stereotyp über eine bestimmte Gruppe existiert. In den USA sind Stereotype verbreitet, die unterschiedlichen ethnischen Gruppen unterschiedliche Fähigkeiten zuschreiben. Afroamerikanern/innen werden dabei überlegene sportliche Leistungen, aber schwache akademische Leistungen zugesprochen. Mitglieder dieser Gruppe können sich daher in fast allen akademischen Bereichen von einem negativen Stereotyp bedroht sehen. In einer klassischen Studie (Steele & Aronson, 1995) absolvierten afroamerikanische und euroamerikanische Studierende einen schwierigen verbalen Test. Die Hälfte aller Versuchspersonen wurde dabei vor Beginn des Tests gebeten, neben anderen demografischen Angaben auch ihre Hautfarbe auf dem Testbogen anzugeben. Die andere Hälfte der Versuchspersonen wurde nicht danach gefragt. Wie erwartet, erzielten afroamerikanische Studierende schlechtere Ergebnisse, wenn sie zuvor nach ihrer Hautfarbe gefragt worden waren. Eine einzige Frage auf dem Testbogen hatte hier also ausgereicht, um afroamerikanischen Studierenden das negative Stereotyp über ihre Gruppe noch einmal bewusst zu machen. Dabei sind die negativen Effekte der Stereotypenbedrohung nicht zeitlich auf die experimentelle Situation begrenzt. Vielmehr zeigt eine neuere Langzeitstudie, dass afroamerikanische Studierende, die immer wieder Stereotypenbedrohungen erleben, langfristig immer weniger daran interessiert sind, höhere Bildungsabschlüsse anzustreben (Woodcock, Hernandez, Estrada & Schultz, 2012).
Während es sich sowohl bei Frauen als auch bei Amerikanern/innen afrikanischer Abstammung um Gruppen handelt, die sich immer wieder mit Stereotypen auseinandersetzen müssen, konnte der Effekt von Stereotypenbedrohungen auch für Gruppen nachgewiesen werden, die normalerweise einen hohen gesellschaftlichen Status genießen. So zeigten z. B. euroamerikanische Männer plötzlich schlechtere Leistungen bei einer Golfspielübung, wenn ihnen glaubhaft versichert worden war, diese Übung könne die natürliche sportliche Begabung feststellen (Stone, Lynch, Sjomeling & Darley, 1999). Sogar die mathematischen Leistungen von Männern können beeinträchtigt werden, wenn man Amerikanern europäischer Abstammung eine Studie ankündigt, die angeblich herausfinden soll, warum asiatische Amerikaner überlegene mathematische Fähigkeiten besitzen (Aronson et al., 1999).
Wie kommt es zu diesen negativen Konsequenzen?
Wie die eben genannten Beispiele verdeutlichen, müssen Personen, die eine Stereotypenbedrohung erleben, nicht notwendigerweise selbst davon überzeugt sein, dass es ihnen in dem bedrohten Bereich an Begabung fehlt. Die meisten europäisch-amerikanischen Männer werden vor ihrer Studienteilnahme noch nie befürchtet haben, sie seien aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit mathematikunbegabt (Aronson, Quinn, Spencer, Swim & Stangor, 1998). Dennoch kann der Druck der Situation auch bei ihnen eine Stereotypenbedrohung erzeugen. In dem Moment, in dem ihnen das Stereotyp, Asiaten seien begabter, bewusst gemacht wird, können auch sie befürchten, in diesem Vergleich schlechter abzuschneiden und das Stereotyp damit zu bestätigen.
Stereotypenbedrohungen gefährden außerdem das positive Selbstbild der Betroffenen. Grundsätzlich sind wir alle bestrebt, ein positives Bild von uns selbst zu haben. Wir möchten uns selbst als gute moralische Person sehen, die auf verschiedene Anforderungen kompetent reagieren kann. Wird dieses positive Selbstbild bedroht, führt dies zu Sorge und innerer Unruhe (Aronson et al., 1998). Somit kann ähnlich wie Prüfungsangst auch das Erleben einer Stereotypenbedrohung zu einer körperlichen Stressreaktion führen. Die Betroffenen beobachten verstärkt, ob sie sich tatsächlich stereotyp verhalten und eine Vielzahl von negativen Gedanken und Gefühlen kann aufkommen. All dies macht es schwieriger, sich auf die Lösung der eigentlichen Aufgabe zu konzentrieren (Schmader, Johns & Forbes, 2008).
Wie gehen Menschen mit Stereotypenbedrohungen um?
Wie reagieren Menschen auf diese Bedrohung ihres positiven Selbstbildes? Wie kann ein afroamerikanischer Student damit umgehen, dass ihm ständig suggeriert wird, er könne in der Uni keine wirklich guten Noten erzielen? Wie kann eine junge Frau damit umgehen, dass ihr im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich nicht viel zugetraut wird und dass jede schlechte Note als Bestätigung für die niedrigere Leistungsfähigkeit von Frauen in diesem Bereich gesehen werden kann?
Eine Möglichkeit, dem negativen
Stereotyp zu entkommen, besteht darin, sich aktiv vom Gruppenstereotyp zu distanzieren, in der Hoffnung dann selbst nicht mehr
stereotyp bewertet zu werden. So gibt es Hinweise darauf, dass sich Mathematikstudentinnen bewusst unauffällig kleiden, um nicht als
stereotype Frau wahrgenommen zu werden (Seymour & Hewitt, 1997). Werden afroamerikanische Studierende mit einer Stereotypenbedrohung konfrontiert, betonen diese, dass sie sich für Sport nicht interessieren. Auch sie hatten scheinbar das Bedürfnis, sich von
Interessen, die ihrer Gruppe
stereotyp zugeordnet werden, zu distanzieren (Steele & Aronson, 1995). Die so gewonnene Distanz kann, so die Annahme, die subjektiv empfundene Bedrohung durch das
Stereotyp reduzieren.
Eine zweite Möglichkeit, dem Stereotyp zu entkommen, besteht darin, sich nicht von der Gruppe, sondern stattdessen aus den bedrohten Leistungsbereichen zurückzuziehen. Erhält man in einem bestimmten Bereich positive Rückmeldungen, so ist es attraktiv, sich mit diesem Bereich zu identifizieren (z. B. „Ich bin stolz darauf, gut in Mathematik zu sein“). Sieht man sich dagegen zeitlebens mit dem Stereotyp konfrontiert, die eigene Gruppe könne in einem bestimmten Bereich nicht erfolgreich sein, so ist es nicht gerade attraktiv, das eigene positive Selbstbild von diesem Bereich abhängig zu machen. Erfolge in diesem Bereich erscheinen dann unwahrscheinlich und wer dennoch danach strebt, wird sich immer wieder mit Stereotypenbedrohungen auseinandersetzen müssen. Um das positive Selbstbild zu schützen, hören die Betroffenen daher auf, sich mit den entsprechenden Leistungsbereichen zu identifizieren (z. B. „Mathematik spielt für mich und mein Leben keine Rolle“).
Die Langzeitstudie von Woodcock und Kollegen/innen (2012) konnte dementsprechend zeigen, dass sich afroamerikanische Studierende, die immer wieder Stereotypenbedrohungen erleben, langfristig immer weniger mit dem akademischen Bereich identifizieren. Junge Menschen ziehen sich also aus Leistungsbereichen zurück, nicht weil es ihnen tatsächlich an Begabung mangelt, sondern weil die Auseinandersetzung mit den bedrohten Bereichen für sie einen ständigen Kampf mit den Stereotypen und auch eine ständige Bedrohung ihres positiven Selbstbildes darstellt. Diese Ergebnisse passen zu den zuvor berichteten kurzfristigen Befunden von Davies und Kollegen/innen (2002), wonach sich junge stereotypenbedrohte Frauen weniger für z. B. MINT Berufe interessieren, die sich nur schwer mit dem stereotypen Bild einer Frau vereinbaren lassen.
Möglichkeiten zur Intervention
In Anbetracht der negativen Auswirkungen von Stereotypenbedrohungen stellt sich die Frage, wie diesen vorgebeugt werden kann. Wie gesehen, kann Stereotypenbedrohung dadurch erzeugt werden, dass in der Prüfungssituation noch einmal an das
Stereotyp erinnert wird. Es reicht dabei aus, wenn die Betroffenen ihre Gruppenzugehörigkeit auf dem Testbogen angeben müssen (Steele & Aronson, 1995). Ein erster wichtiger Schritt wäre daher das Schaffen einer bedrohungsfreien Testsituation. Beispielsweise könnte man Studierende nur noch ihre Matrikelnummer und nicht mehr ihren Namen auf ihre Klausurbögen schreiben lassen. Das
Geschlecht sowie auch die Herkunft der Prüflinge wären dann beim Korrigieren nicht mehr erkennbar.
Aber auch das bloße Wissen über die Auswirkungen der Stereotypenbedrohung kann bereits helfen. Wer das Phänomen kennt, kann aufkommende
Prüfungsangst als Folge der Stereotypenbedrohung erkennen und hält sie nicht für ein Zeichen der eigenen Unfähigkeit (Johns, Schmader & Martens, 2005).
Da Stereotypenbedrohungen außerdem das positive Selbstbild angreifen, kann es helfen, dieses gezielt zu stärken, bevor sich die Betroffenen mit Stereotypenbedrohungen auseinandersetzen müssen. In einer Studie von Shapiro, Williams und Hambarchyan (2013) durften Versuchspersonen ihr Selbst bestätigen, indem sie einen Aufsatz über für sie zentrale Werte (z. B. Ehrlichkeit) schrieben, bevor ihnen ein Leistungstest aus einem bedrohten Bereich vorgelegt wurde. Erwartungsgemäß wirkte sich die Stereotypenbedrohung in diesem Fall nicht mehr so stark auf die Leistungen aus. Die Versuchsteilnehmer/innen hatten sich hier noch einmal versichern können, gute moralisch integre Menschen zu sein. Ihr allgemeines positives Selbstbild war damit abgesichert und eine mögliche schlechte Testleistung stellte keine schwerwiegende Bedrohung mehr dar (siehe auch Schüz & Schüz, 2011).
Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Wirkung positiver Rollenvorbilder, die das negative Stereotyp offenbar widerlegen. Präsentiert man afroamerikanischen Studierenden beispielsweise das Portrait eines erfolgreichen afroamerikanischen Akademikers, so kann auch dies die Auswirkungen einer Stereotypenbedrohung neutralisieren (Shapiro et al., 2013).
Steele (1997) betont außerdem die Wichtigkeit von optimistischen Lehrer-Schüler-Beziehungen. Beispielsweise können Schülerinnen bereits den Verdacht hegen, dass Lehrkräfte aufgrund der bekannten Stereotype im Fach Mathematik wahrscheinlich nicht viel von ihnen erwarten. Lehrkräfte können diesen Verdacht widerlegen, indem sie ihren Schülerinnen mit konstruktiv kritischem Feedback begegnen und immer wieder Möglichkeiten aufzeigen, wie diese ihre persönlichen Leistungen noch weiter verbessern können.
Fazit
Eine Stereotypenbedrohung kann immer dann auftreten, wenn der eigenen Gruppe (z. B. Gruppe der Frauen) geringe Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich (wie z. B. Mathematik) unterstellt werden. Solche negativen Stereotype können sich in vielen Fällen negativ auf die Leistung in dem bedrohten Bereich auswirken und sorgen langfristig auch dafür, dass die Betroffenen das Interesse an diesem Bereich verlieren. Stereotype, die in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind, können also im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung dazu beitragen, dass junge Frauen tatsächlich schlechter in Mathematiktests abschneiden und weniger motiviert sind, sich mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen zu beschäftigen, so wie auch Afroamerikaner/innen das Interesse daran verlieren, höhere akademische Abschlüsse anzustreben. Um den negativen Auswirkungen der Stereotypenbedrohung entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, zunächst über das Phänomen aufzuklären. Die Betroffenen können dann versuchen, ihr eigenes positives Selbstbild zu stärken, außerdem helfen positive Rollenvorbilder. Lehrkräfte können dem Verdacht entgegentreten, sie würden z. B. von Mädchen im Fach Mathematik ohnehin nicht viel erwarten, indem sie ihren Schülerinnen optimistische Leistungserwartungen kommunizieren und ihnen konstruktives Feedback anbieten.
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