A funny thing happened on the way to romance: Wie beeinflusst Humor die Initiierung von Liebesbeziehungen?

Dieser Beitrag wurde zunächst in englischer Sprache in der englischsprachigen Ausgabe (10/2013, Issue: 18) des In-Mind Magazins veröffentlicht.
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Ist der lustige Anmachspruch eine gute Idee oder verringert er die Erfolgschancen? Welche Rolle Humor bei der Partnersuche spielt, ist eine faszinierende Frage, die immer mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit bekommt. Der nachfolgende Artikel wirft einen Blick darauf, wann und warum Humor bei der Initiierung einer romantischen Beziehung von Nutzen sein könnte und erklärt, wie sich die Art des Humors auf den Erfolg im Umwerben einer potentiellen bzw. eines potentiellen Liebespartners auswirkt.

Wenn Sie einmal eine Liste mit allen attraktiven Eigenschaften erstellen, die ein/e potentielle/r Liebespartner/in mitbringen sollte, sind die Chancen gut, dass „Sinn für Humor“ weit oben steht. Jemand, der Sie zum Lachen bringt, einen guten Witz erzählt oder sich über Ihre lustigen Bemerkungen amüsiert… diese Eigenschaften scheinen allgemeine Anziehungskraft auf uns zu haben. In der Tat wird ein ausgeprägter Sinn für Humor als höchst attraktiv wahrgenommen (Lippa, 2007) und als Nummer Eins der effektivsten Taktiken aufgelistet, um das andere Geschlecht für sich zu gewinnen (Buss, 1988). Mal abgesehen von seiner allgegenwärtigen Attraktivität, haben Sie sich jemals gefragt, warum Menschen Humor so anziehend finden? Und wie kommunizieren Menschen ihren Humor am effektivsten im verwirrenden, schnelllebigen Dating-Dschungel? Basierend auf aktueller Forschung versucht der nachfolgende Artikel das Rätsel, welche Rolle Humor bei der Initiierung romantischer Beziehungen spielt, zu entschlüsseln.

Auf den ersten Blick erscheint Humor eher als ein oberflächlicher Teil des ersten Gesprächs. Scherze oder witzige Neckereien enthalten in der Regel kaum persönliche Informationen und beziehen sich, wenn überhaupt, meist nur am Rande auf das besprochene Thema. Dennoch wird Humor beständig als wichtige Eigenschaft einer/s potenziellen Liebespartners/in identifiziert. Und das nicht nur in den USA (Sprecher & Regan, 2002), sondern auch in Kulturen auf der ganzen Welt (Hatfield & Sprecher, 1995; Lippa, 2007). Studien im Labor spiegelten die berichteten Vorlieben der Teilnehmer/innen wider und zeigten, dass Menschen unter der Annahme eines hypothetischen Dates humorvolle Kandidat/innen den weniger humorvollen vorziehen (McGee & Shevlin, 2009). Besonders überzeugend sind Belege aus experimentellen Feldstudien, zum Beispiel, dass Frauen eher bereit sind solchen Männer ihre Telefonnummer zu geben, die lustige Witze erzählen, als denen, die dies nicht tun (Guéguen, 2010). Dennoch ist uns allen klar, dass Humor manchmal nicht gut ankommt und aus dem perfekten Moment leicht eine unangenehme Situation werden kann. Wissenschaftliche Belege bestätigen: Humor kann manchmal durchaus als ineffektive und unangemessene Flirtstrategie aufgefasst werden (Weber, Goodboy, & Cayanus, 2010).

Also, was stimmt? Hilft oder schadet Humor der Beziehungsinitiierung?

Um einer Flirtkatastrophe zu entgehen und unser Verständnis von sozialer Dynamik zu verbessern, können wir einen genaueren Blick auf die Rolle von Humor in romantischer Anziehungskraft werfen und nicht nur aufdecken, wann, sondern auch warum Humor Liebesbeziehungen verbessert.

Humor aus der Sicht sexuell-selektiver Auswahl

Einige Evolutionstheoretiker/innen vermuten, dass Humor sich möglicherweise speziell entwickelt hat, um den Erfolg von Dating-Entscheidungen, oder evolutionär ausgedrückt, Paarungsentscheidungen zu unterstützen. Der Perspektive liegt zugrunde, dass Humor eine rätselhafte menschliche Charakteristik ist. Lustig zu sein unterscheidet sich grundlegend von Eigenschaften wie sozialer Dominanz, Reichtum oder körperlicher Attraktivität – Präferenzen, die durch ihren direkten evolutionären Nutzen erklärt werden können (Buss & Schmitt, 1993; Sadalla, Kenrick, & Vershure, 1987). Ein sozial dominanter, wohlhabender Mann bietet Ressourcen für seine Familie und stellt so ihr und sein eigenes Überleben sicher. Gleichermaßen signalisiert körperliche Attraktivität einer Frau Gesundheit und Fruchtbarkeit, was eine erfolgreiche Fortpflanzung begünstigt. Humor übt jedoch keinen direkten Einfluss auf das Überleben aus. Um es mit diesem Rätsel aufzunehmen, erkundeten Forscher/innen die Wahrnehmung von Humor weiter und versuchten herauszufinden, was Humor uns über soziale Interaktionen offenbaren könnte.

Hard-To-Fake Humor

Denken Sie für einen Moment an Ihren witzigsten Freund oder Ihre witzigste Freundin. Könnten Sie problemlos seine oder ihre geistreiche Schlagfertigkeit oder urkomischen Geschichten imitieren? Wahrscheinlich nicht. Humor ist meistens unglaublich schwer nachzuahmen, eine Eigenschaft, die vermuten lässt, dass es sich dabei um ein zuverlässiges Zeichen von zugrunde liegender Fitness handelt (Miller 2000a; 2000b). Mit Fitness Mit Fitness meinen WissenschaftlerInnen die Qualität der vererbbaren Merkmale des Individuums, einschließlich Gene und körperliche und psychische Gesundheit. Bild: ozkay via pixabay (https://pixabay.com/de/hanteln-ausbildung-silber-sport-1474420/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)Mit Fitness meinen WissenschaftlerInnen die Qualität der vererbbaren Merkmale des Individuums, einschließlich Gene und körperliche und psychische Gesundheit. Bild: ozkay via pixabay (https://pixabay.com/de/hanteln-ausbildung-silber-sport-1474420/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)meinen Wissenschaftler/innen die Qualität der vererbbaren Merkmale des Individuums, einschließlich Gene und körperliche und psychische Gesundheit (Andersson, 1994). Menschen versuchen Partner/innen mit maximaler Fitness zu wählen, sodass sie (und alle Nachkommen) von den erstklassigen, genetischen Qualitäten der/des ausgewählten Partners/in profitieren können.

Um Fitness verlässlich zu signalisieren, muss Humor schwer imitierbar sein. Im Gegensatz zu auswendig gelernten Witzen zeichnet sich der schwer nachahmbare Humor durch Kreativität, Spontaneität und ein ausgeprägtes Bewusstsein für soziales Timing und zwischenmenschliche Dynamik aus. Humor, der nur ansatzweise aufblitzt, hat weniger beeindruckende Effekte. Unqualifizierte Gesprächseröffnungsstrategien, die wie auswendig gelernte Witze klingen, sind schlechter für den Konversationsfluss als spontane Schlagfertigkeit (Bale, Morrison, & Caryl, 2006). Widersprüchliche Belege lassen vermuten, dass selbst intellektuell zur Schau stellender Humor (z.B. „Geburtstagskuchen ist das einzige Nahrungsmittel, auf das man pusten und spucken kann und bei dem sich trotzdem jeder beeilt, ein Stück davon abzubekommen.“, Seite 32) romantisches Interesse hervorrufen kann, obwohl diese Form von Humor eher keine positiven menschliche Qualitäten impliziert (Bressler & Balshine, 2006). Dieser Befund sollte jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, da die Studie nicht zwischen kürzeren und längerfristigen Liebesverhältnissen unterschieden hat. Wird Beziehungslänge als Unterscheidungsfaktor mit einbezogen, zeigt sich, dass oberflächliche Anmachsprüche nur bei kurzzeitigen Affären, aber nicht bei längerfristigen Beziehungen tolerierbar sind (Senko & Fyffe, 2010). Bei Langzeitbeziehungen überbietet qualitativ hochwertiger Humor (von der spontanen und schwer nachzuahmenden Sorte) den naiven Humor, vermutlich weil ersterer auf zugrundeliegende Intelligenz hinweist (Miller, 2000a; 2000b).

Humor als Hinweis auf Intelligenz

Sowohl Männer als auch Frauen wünschen sich intelligente Partner/innen (Lippa, 2007) und Intelligenz birgt Vorteile für den Erwerb von Ressourcen, soziale Interaktionen, Gene, Kindererziehung und gemeinsame Elternschaft (Lippa, 2007; Miller, 2000a; 2000b). Diese Auswirkungen sichern das Überleben, was die Attraktivität von Intelligenz aus einer evolutionären Perspektive erklärt. Wenn Humor zuverlässig Intelligenz signalisieren kann, dann könnte während der Initiierung einer Liebesbeziehung Humor an sich attraktiv sein. Dies passt gut in die sexuelle Selektionstheorie (Miller 2000a , 2000b): Im Laufe der Zeit hat sich Humor, der Intelligenz kommuniziert, möglicherweise als vorteilhaft in der Fortpflanzung erwiesen – wodurch Humor sich als Balzverhalten in der heutigen Partnersuche etabliert haben könnte. Wissenschaftliche Befunde, die Humor mit Intelligenz in direkten Zusammenhang bringen, unterstützen die Evolutionshypothese, die vermutet, dass Humor sich entwickelt hat um Fitness zu kennzeichnen. Humor korreliert mit Intelligenz in zahlreichen Kulturen (Weisfeld et al., 2011) und Zwillingsstudien deuten auf eine gemeinsame genetische Basis für Humorstil und emotionale Intelligenz (Vernon et al., 2009). Menschen, die lustigere Bilder malen und lustigere Geschichten erzählen können, sind eher intelligent (Howrigan & MacDonald, 2008) und abstraktes Denkvermögen und verbale Intelligenz sagt vorher, wie schnell Menschen lustige Überschriften für Cartoons finden (Greengross & Miller, 2011). Interessanterweise korrespondiert die Fähigkeit, Humor zu erzeugen, mit der (berichteten) Anzahl an Kurzzeit-Liebespartner/innen (Greengross & Miller, 2011). Anders ausgedrückt, solche die ihren Intellekt mit Humor vermitteln können, haben mehr sexuelle Liebesverhältnisse, vermutlich weil ihr Humor sie attraktiver erscheinen lässt.

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Humor

Wir wissen jetzt also, dass bestimmte Arten von Humor uns ein besseres Bild von zugrunde liegender Intelligenz geben als andere. Miller (2000a; 2000b) argumentiert, dass wenn Humor sich wirklich als Fitness-Indikator entwickelt hat, wir geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Anwendung von Humor in der Initiierung einer Liebesbeziehung sehen sollten. Diese Annahme basiert auf einem klassischen Merkmal der sexuellen Selektionstheorie, das als Differenz im Elternaufwand bezeichnet wird und besagt, dass Frauen in sexuellen Interaktionen mehr riskieren als Männer, weil ihre potenziell anfallenden Kosten größer sind (Trivers, 1972). Diese Kosten sind verknüpft mit biologischen Unterschieden in der minimalen Investition von Männern (Kopulation) und Frauen (9 Monate Schwangerschaft, worauf in der Regel Monate oder Jahre Stillzeit folgt), die das Überleben des Nachwuchses sichert. Frauen haben außerdem weniger Chancen aufgrund der begrenzten fruchtbaren Zeit und der limitierten Anzahl von Eizellen (verglichen mit Milliarden von Samenzellen). Da so viel auf dem Spiel steht, sind Frauen geneigt, besonders wählerisch zu sein, was die Partnerwahl angeht (Kenrick, Groth, Trost & Sadalla, 1993).

Geschlechtsspezifische Unterschiede könnten sich aus der Tatsache, dass Frauen äußerst selektiv sind, ergeben. Weibliche Selektivität zwingt Männer ihre Überlebensfähigkeit als Partner heftig anzupreisen, das heißt, Männer müssen ihre Fitness präsentieren, um weibliche Aufmerksamkeit zu erregen. Dementsprechend neigen Männer eher als Frauen dazu mit ihren Ressourcen anzugeben (Buss, 1988). Sie vermögen dann einem Rivalen zu schaden, sich selbst zu bewerben oder auffällig Geld auszugeben (Fisher & Cox, 2011; Griskevicius et al., 2007). Männer können ihre Fitness auch durch Humor präsentieren, und wenn dem so ist, sollten wir geschlechtsspezifische Unterschiede im Humor beim Flirten erwarten (Miller, 2000b).

Kommt Ihnen ein geschlechtsspezifischer Unterschied beim Humor bekannt vor? Haben Sie jemals bemerkt, dass Männer Frauen zum Lachen bringen, während Frauen eigentlich nur lachen müssen? Wissenschaftliche Belege für diesen geschlechtsspezifischen Unterschied häufen sich. Ehemänner in China, der Türkei, Großbritannien und der USA neigen dazu, ihre Frauen mehr zum Lachen zu bringen als ihre Frauen sie, obschon in Russland Frauen die führenden Comedians sind (Weissfeld et al., 2011). In den USA legen Männer mehr Wert darauf, dass Frauen ihren Humor verstehen, als dass sie selbst versuchen, witzig zu sein, während Frauen sowohl Empfänglichkeit für Humor als auch Humorproduktion für wichtig erachten (Bressler, Martin & Balshine, 2006). Des Weiteren mögen Frauen humorvolle Männer, während Männer eher indifferent sind, was humorvolle Frauen angeht (Bressler & Balshine, 2006). Vielleicht ist Humor eine Möglichkeit für Männer eher als für Frauen, ihre positiven Charaktereigenschaften bei der Partnersuche zu präsentieren.

"Humorproduktion" vs. Humorwertschätzung

In einer besonders überzeugenden Reihe von Studien fanden Wilbur und Campbell (2011) mehr Unterstützung für Humor als Fitness-Indikator bei Beziehungsinitiierungen. Sie zeigten zunächst, dass Männer berichteten, bei der Initiierung mehr Humor zu produzieren, während Frauen berichteten, dass sie Humor mehr Wert schätzten und evaluierten. Eine Analyse von Online-Dating-Profilen unterstrich diese geschlechtsspezifischen Unterschiede weiter: Männer tendieren dazu, Humor“produktion“ anzubieten (beispielsweise beschrieben sie sich als „geistreich“ oder „angehender Stand-Up Komiker“, S. 923), während Frauen angaben, dass sie einen Humor“produzierer“ wollten (z.B. jemand, der „mich zum Lachen bringen kann“; S. 923). In ihrer letzten Studie fragten Wilbur und Campbell (2011) die Teilnehmer/innen nach ihrem potenziellen romantischen Interesse an der dargestellten Person in einem hypothetischen Online-Dating-Profil. In Übereinstimmung mit der Theorie der sexuellen Selektion und Humor als Fitness-Indikator, bewerteten Frauen die gezeigte Person als attraktiver, wenn sie diese auch witzig fanden – ein Muster, das sich nicht bei den männlichen Probanden zeigen ließ. Die Humorbewertungen von Frauen korrespondierten mit ihren Rückschlüssen auf die Intelligenz so wie die Herzlichkeit der gezeigten Person, ein Merkmal, das in Verbindung gebracht wird mit dem Teilen von Ressourcen und Co-Parenting Fähigkeiten (Miller, 2007). Zusammenfassend liefert die Forschung von Wilbur und Campbell (2011) überzeugende Belege dafür, dass die besondere Rolle von Humor beim Flirten darauf beruht, dass er zugrunde liegende Fitness signalisierende könnte.

Alternative Perspektiven

Das Fitness-Indikator-Modell bietet eine faszinierende Erklärung für Humor, aber andere wichtige Perspektiven sind ebenfalls unsere Aufmerksamkeit wert. Einige Evolutionstheoretiker/innen behaupten, dass Humor sich entwickelt hat, um soziale Bindung beim Dating und in anderen sozialen Kontexten (Storey, 2003) zu begünstigen. In der Tat induzieren humorvolle Interaktionen, wie zum Beispiel das Spielen eines albernen Zumindest in der westlichen Kultur schätzen sowohl homo- als auch heterosexuelle Menschen neckische und lustige LiebespartnerInnen. Bild: StockSnap via pixabay (https://pixabay.com/de/lächeln-lächelnd-lachen-glücklich-2607299/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)Zumindest in der westlichen Kultur schätzen sowohl homo- als auch heterosexuelle Menschen neckische und lustige LiebespartnerInnen. Bild: StockSnap via pixabay (https://pixabay.com/de/lächeln-lächelnd-lachen-glücklich-2607299/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)Pantomimespiels, sowohl bei potenziellen Freund/innen als auch Liebespartner/innen, Gefühle der Zuneigung und Nähe (Treger, Sprecher & Erber, 2013). Möglicherweise ist Humor einfach eine wünschenswerte Eigenschaft beim Partner bzw. der Partnerin, weil er die Freude an sozialer Interaktion erhöht. Zumindest in der westlichen Kultur schätzen sowohl homo- als auch heterosexuelle Menschen neckische und lustige Liebespartner/innen (Morgan, Richards & Van Ness, 2010).

Ein etwas anderer Ansatz wäre, dass es die Aufgabe von Humor ist, Interesse zu kommunizieren (Li et al., 2009). Im Gegensatz zum sexuellen Selektionsnsatz legt dieses Interesse-Indikatoren-Modell nahe, dass Humor einer Liebesbeziehung folgt (und nicht vorangeht), aber genau wie die soziale Bindungsperspektive (Treger et al., 2013) immer noch eine wechselseitige Beziehung zwischen Humor und Vorliebe ermöglicht.

Obwohl die drei Perspektiven unterschiedlich erscheinen, sind sie sicherlich kompatibel. Beim Dating kann Humor eine zugrunde liegende, positive Eigenschaft signalisieren, ebenfalls Interesse kommunizieren und gleichzeitig die Freude am Gespräch erhöhen. Sowohl das Interesse-Indikatoren-Modell (Li et al., 2009) als auch das Soziale-Bindungsmodell (Storey, 2003) setzen da an, wo das sexuelle Selektionsmodell aufhört, und deuten darauf hin, dass Menschen Humor verwenden, um nicht nur romantische Beziehungen, sondern auch freundschaftliche, familiäre und arbeitsbedingte Kontakte aufzubauen und zu erhalten.

Wie verwendet man Humor, um eine Beziehung zu initiieren?

Im Lichte der potenziell wichtigen Rolle von Humor bei der Beziehungsinitiierung stellt sich die Frage, wie Menschen Humor kommunizieren, um auf sich aufmerksam zu machen. Martin und KollegInnen (2003) nehmen an, dass es vier Arten von Humor gibt, die Menschen im Alltag anwenden. Die ersten beiden, affiliativ (angliedernd) und selbststeigernd, sind positive Humorstile. Affiliativer Humor ist ein amüsanter, freundlicher und einladender Humorstil; selbststeigernder Humor reflektiert die Tendenz der/s Anwenders/in, das Leben auf eine humorvolle Art zu sehen, selbst in schweren Zeiten. Die anderen beiden Arten, als negative Humorstile erachtet, sind aggressiver Humor und selbstzerstörerischer Humor. Ersterer löst Gelächter aus durch Sarkasmus, Spott und verletzende Hänselei. Selbstzerstörerischer Humor erzeugt ein Lachen auf Kosten der/s Anwenders/in. Positive Humorstile werden mit psychischem Wohlbefinden, Selbstwertgefühl und sozialer Intimität verbunden, während negative Humorstile mit Feindseligkeit und Aggression assoziiert werden (Martin et al., 2003). Wie könnten die verschiedenen Stile mit dem Erfolg einer Beziehungsinitiierung zusammenhängen?

Die Effektivität verschiedener Humorstile

Um der Frage auf den Grund zu gehen, generierten DiDonato und KollegInnen (2013) eine Reihe von lustigen, hypothetischen ersten Begegnungen mit attraktiven Fremden. Die Teilnehmer/innen wurden gebeten sich vorzustellen, dass sie von einer/m Fremden angesprochen werden, während sie in einer Bar sitzen. Dann lasen sie eine Konversation, in der die/der Fremde entweder affiliativen Humor (also positiven Humor) oder aggressiven Humor (also negativen Humor) verwendete. Wie würden Sie eine/n Fremden bewerten, die/der Sie dort sitzen sieht und sagt „Dieser Platz ist reserviert für gutaussehende Menschen ... glauben Sie, Sie dürfen da sitzen?“. Die/der Fremde könnte dies als Scherz meinen – aber welchen Eindruck hinterlässt eine solche Aussage bei Ihnen? Die Teilnehmer/innen bewerteten dann die/den Fremden nach Attraktivität für Langzeit- oder Kurzzeitbeziehungen und beurteilten ihre/seine Kompetenz und Herzlichkeit, was den WissenschaftlerInnen erlaubte, die Reaktionen zu den verschiedenen Humorstilen zu vergleichen.

Die Ergebnisse zeigten, dass die verwendete Art von Humor den Flirt-Erfolg beeinflusste, auch nach Berücksichtigung der Spaßhaftigkeit. Sowohl Männer als auch Frauen präferierten Fremde, die positiven (vs. negativen) Humor verwendeten (Didonato et al., 2013). Lustige Spötteleien über die Erdnuss-Angebote des Barkeepers kamen besser an als sarkastische, aggressive Hänseleien; aber interessanterweise war dies nur der Fall, wenn die Teilnehmer/innen eine Langzeitbeziehung mit der/dem Fremden in Betracht zogen. Humorstil machte keinen Unterschied, wenn Teilnehmer/innen die Aussichten für Kurzzeitbeziehungen evaluierten, was im Einklang mit Ergebnissen steht, die belegen, dass billige Anmachsprüche (wie zum Beispiel „Mögen Sie Weintrauben? – Nicht? Wie wär’s dann mit einer Dattel/mit einem Rendezvous?“ [Das englische Wort ‚date‘ hat die beiden Bedeutungen ‚Dattel‘ und ‚Rendezvous‘]) genauso effektiv sind wie aufrichtige Annäherungsversuche, wenn Kurzzeitbeziehungen initiiert werden (Senko & Fyffe, 2010). Die Ergebnisse zeigten auch, dass positiver Humor mehr Kompetenz (was Intelligenz beinhaltet) und Wärme vermittelte als negativer Humor, und dass diese zugrunde liegenden Folgerungen dabei halfen, die Verbindung zwischen Humorstil und Interesse an einer Langzeitbeziehung zu erklären (DiDonato et al., 2013). Alles in allem stützen diese Erkenntnisse die Vorstellung, dass Humor als Fitness-Indikator funktioniert und deuten darauf hin, dass die Art des Humors, nicht nur der Humor an sich, spezifische Eigenschaften des Gegenübers signalisiert.

Was für die Praxis in Betracht gezogen werden sollte

Was bedeutet das für uns? Nun, es scheint so, als sei, besonders für Männer, die Initiierung von amüsantem Geplänkel ein guter Weg, um potenzielle Liebespartner/innen zu entzücken, entweder durch Signalisierung attraktiver Partnerschaftsqualitäten (Wilbur & Campbell, 2011), durch Interessenoffenbarung (Li et al., 2009) oder durch das Kreieren von Zusammenhalt (Storey, 2003). Bevor Sie nun versuchen, andere mit Ihrer Witzigkeit zu blenden, zunächst einige Worte der Warnung. Wenn Sie nach einer längerfristigen Liebe suchen, machen Sie zunächst eine Bestandsaufnahme Ihrer anderen attraktiven Qualitäten. Einige Befunde sprechen dafür, dass Humor nur hilft, wenn Sie sowieso schon körperlich attraktiv sind (Lundy, Tan & Cunningham, 1998). Der Ausgangsstatus könnte auch eine Rolle spielen: Menschen mit einem hohen Status können ihre Menschen, die zusammen bleiben, haben dieselbe Art von Humor. Bild: Free-Photos via pixabay (https://pixabay.com/de/paar-hände-halten-wandern-liebe-1210023/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)Menschen, die zusammen bleiben, haben dieselbe Art von Humor. Bild: Free-Photos via pixabay (https://pixabay.com/de/paar-hände-halten-wandern-liebe-1210023/, CC: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de) Attraktivität mit selbstironischem Humor erhöhen, aber das wird nicht unbedingt für Menschen mit einem niedrigen Status funktionieren (Greengross & Miller, 2008). Berücksichtigen Sie auch das Energieniveau Ihres Gegenübers: Menschen, die erschöpft sind, tendieren dazu, weniger empfänglich für nette Anmachsprüche zu sein (z. B. „Entschuldigung, wie spät ist es? Ich möchte in der Lage sein, mich genau an den Moment zu erinnern, als ich Sie zum ersten Mal traf.“, S. 1076) als Menschen, die viel Selbstkontrolle (Energie) haben (Lewandowski, Ciarocco, Pettenato & Stephan, 2012). Schlussendlich gilt, dass Menschen, die zusammen bleiben, dieselbe Art von Humor haben (Barelds & Barelds-Dijkstra, 2010), was vermuten lässt, dass es auf lange Sicht Probleme geben könnte, wenn sie Humor als Bewältigungsstrategie verwenden und ihr/e zukünftiger Partner/in nicht.

Der Erfolg von Humor, wie viele anderen zwischenmenschlichen Verhaltensweisen, beruht zum Teil auf Kontextfaktoren und individuellen Zielen, was die/er versierte Komiker/in sorgfältig herauslesen muss, bevor sie/er einen schlagfertigen Kommentar von sich gibt (DiDonato et al., 2013), wie zum Beispiel spontanen, freundlichen Humor, der auf gemeinsamen Erfahrungen, der Umgebung, Nachrichten oder Ereignissen basiert. Wenn beispielsweise ein sympathisch wirkender Passant ein Getränk verschüttet, widerstehen Sie dem Drang, sich sarkastisch lustig zu machen (z. B. „Erinnern Sie mich daran, dass ich in Ihrer Nähe nie gute Kleidung anhabe“) und entspannen Sie sich stattdessen, lächeln Sie und schaffen eine Verbindung (z. B. „Ich sehe das genauso – der Boden braucht eine gute Reinigung“). Die gute Nachricht ist, dass gescheiterter Humor immer noch die Möglichkeit für eine kurzweilige Affäre offen lässt. Aber denken Sie daran, dass potenzielle Langzeit-Partner/innen anspruchsvoll sind und jegliche Anhaltspunkte nutzen, um sich im unsicheren Prozess der Partnerfindung zurechtzufinden.

Und hier noch eine letzte Empfehlung: Wenn humorvolle Bemerkungen nicht Ihre Stärke sind, sind Sie gut beraten, – zumindest zu Beginn – eine alternative Flirtstrategie zu verfolgen. Es ist besser, langfristig zu denken und andere Stärken durchscheinen zu lassen, als eine Schiene zu fahren, die abgedroschen oder, noch schlimmer, nicht einmal lustig ist. Eine Möglichkeit, warum Humor manchmal als Initiator einer Beziehung versagt, liegt darin, dass ein eigentlich scherzhaft gemeinter Kommentar niemanden zum Lachen veranlasst (Bale et al., 2006; Weber et al., 2010). Obwohl die richtige Art von Humor eine schnelle, effektive und vergnügliche Strategie sein kann, um einen Vielzahl an positiven Partnereigenschaften zu vermitteln, sind direkte Annäherungen oder Komplimente immer schlechtem Humor zu bevorzugen (Senko & Fyffe, 2010).

Außerdem sollten Sie nicht vergessen, dass andere Menschen Sie lustiger finden, wenn sie sich bereits zu Ihnen hingezogen fühlen (Li et al., 2009). Dies sollten Sie sich in Erinnerung halten, wenn Sie darüber nachdenken, wie Humor am besten in Ihre Trickkiste mit Flirtstrategien passt.

 

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