Sportlich aktiv hinter den Kulissen: Wie Eltern den Weg ihrer Kinder zu Olympia begleiten
Am Ende ihrer Sportkarriere würdigen viele olympische AthletInnen den Einsatz von Menschen, die sonst eher im Hintergrund wirken: ihre Eltern. In diesem Artikel gehen die AutorInnen auf die zentrale Rolle von elterlicher Unterstützung für die Entwicklung und den Erfolg von Kindern und Jugendlichen im Spitzensport ein und geben Einblicke, was eine positive elterliche Beteiligung ausmacht.
Wusstet ihr, dass die reine Verwandtschaft mit olympischen MedaillengewinnerInnen die Wahrscheinlichkeit, selbst eine Medaille zu gewinnen um etwa 20 Prozent erhöht (Antero et al., 2018)? Ein genauerer Blick auf olympische Startlisten offenbart, dass eine Vielzahl von SpitzensportlerInnen olympische Familienbeziehungen mitbringt, beispielsweise die Skifahrer Hubert und Johannes Strolz (Österreich), die Schwimmer Gary Hall Sr. und Jr. (USA), Philippe und Marcel Rozier (Pferdespringen, Frankreich), die Familie Keller (Feldhockey, Deutschland), die Familie Karabatic (Handball, Frankreich) oder die Turnerin Jade Carey (USA), die von ihrem Vater trainiert wird. Am Ende ihrer Karriere würdigen viele Olympioniken den immensen Beitrag ihrer Eltern. So dankte Basketballer Dirk Nowitziki seinen Eltern bei seiner kürzlichen Aufnahme in die Hall of Fame für ihre bedingungslose Unterstützung und die Entbehrungen, die sie auf sich genommen haben, um seine sportliche Karriere zu ermöglichen (Eschenbach, 2023). Obwohl sie am Spielfeldrand und auf der Tribüne zu sehen sind, sind Eltern oft "versteckte Beteiligte", die im Hintergrund agieren und im Nachwuchssport wie in der Leistungsspitze übersehen werden (Dorsch, 2017, S. 106). Um mehr über die Beteiligung von Eltern an den Spitzensportkarrieren ihrer Kinder zu erfahren, befassen sich Forschende aus der Sportpsychologie seit einigen Jahren damit, wie Eltern die Spitzenleistungen junger SportlerInnen unterstützen können und welche Auswirkungen ihre Beteiligung auf die SportlerInnen und sie selbst als Eltern hat.
Ob in der Schule, in den Künsten oder im Sport, unterstützende Eltern sind ein wesentlicher Faktor für die Talententwicklung von Kindern und Jugendlichen (Kiewra, 2019). Im Spitzensport ermöglichen Eltern ihren Kindern die Teilhabe an einer Sportart, engagieren sich in der Talentförderung und bieten unterschiedliche Formen von Unterstützung auf einer instrumentellen, informativen und emotionalen Ebene (siehe Abbildung 1; Fredricks & Eccles, 2004). So führen sie junge AthletInnen an eine Sportart heran und wecken Interesse, fahren zu Trainings und Wettkämpfen, kaufen Ausrüstung und Trainingskleidung, geben Ratschläge oder trösten nach schwächeren Leistungen oder Niederlagen. Alles in allem investieren Eltern Zeit, Geld und emotionale Ressourcen in die Förderung der nächsten Generation von Olympioniken. Eltern könnten sogar als die frühesten und vielleicht bedeutendsten Einflussnehmenden bezeichnet werden, die die Erfahrungen von NachwuchsathletInnen im Spitzensport nachhaltig prägen. Mit zunehmendem Alter und dem Eintritt der Pubertät werden jedoch die Meinungen und Ansichten von Gleichaltrigen und TrainerInnen oft wichtiger, da sich Jugendliche bei Schwierigkeiten im Sport oder im Leben stärker daran und weniger an ihren Eltern orientieren.
Unterstützung sollte sich Karriereverläufen anpassen
Die Olympischen Spiele 2020/2021 in Tokio haben gezeigt: Elterliche Begleitung und Unterstützung ist unabdingbar im modernen Spitzensport. Denn die jüngste Athletin in Tokio, die japanische Skateboarderin Nishiya Momiji war bei ihrem Olympiadebüt gerade einmal 13 Jahre alt, was sie zur jüngsten japanischen Olympiasiegerin aller Zeiten machte. Die Unterstützung, die AthletInnen von ihren Eltern benötigen, ändert sich mit zunehmendem Alter, Entwicklungsstand und den erworbenen Fähigkeiten (Côté, 1999). Grundsätzlich werden Eltern als psychosoziale Ressource verstanden, die die Spitzensportkarriere junger AthletInnen begleiten, fördern und begünstigen kann. Mit ihrer Unterstützung sollten Eltern AthletInnen die Teilnahme an einer sportlichen Aktivität ermöglichen, die entwicklungsgemäß ist (d. h. dem Alter/Reifegrad entsprechend) und mit den individuellen Zielen übereinstimmt (d. h. Breitensport oder Ambitionen für Spitzenleistungen; Côté, 1999). In der Sportpsychologie fasst das Entwicklungsmodell der Sportbeteiligung (developmental model of sport participation; Côté et al., 2007) unterschiedliche Karriereverläufe zusammen, die NachwuchsathletInnen im Sport einschlagen können – je nachdem, ob sie Sport als Freizeitbeschäftigung ansehen oder eine Spitzensportkarriere anstreben. Das Modell unterscheidet dabei drei verschiedene Karrierephasen: Ausprobieren mehrerer Sportarten, spezialisieren auf eine oder mehrere wenige Sportarten und investieren in eine Sportart.
Die Phase des Ausprobierens (6 bis 13 Jahre) ist durch eine Vielzahl von sportlichen Aktivitäten geprägt, die AthletInnen selbst auswählen, die Spaß machen und eher unstrukturiert sein sollten, wie z. B. Fußballspielen im Garten oder auf der Straße. Eltern fördern dabei ein freies, kreatives Spielen, die Freude am Sport und das Erlernen von Fähigkeiten und stellen die für das Spielen erforderlichen Materialien wie Trainingskleidung bereit. In dieser Phase können Eltern die Entwicklung von AthletInnen optimal unterstützen, indem sie ihnen emotional zur Verfügung stehen und regelmäßig mit ihnen über ihre Erfahrungen im Sport sprechen. So berichtete der italienische Tennisspieler Jannik Sinner nach seinem Sieg bei den Australian Open 2024, dass seine Eltern ihn als Kind verschiedene Sportarten ausprobieren ließen, darunter Skifahren, Fußball und Tennis. Er räumte außerdem ein: „Sie haben mich nie unter Druck gesetzt, und ich wünsche mir, dass diese Freiheit für so viele Kinder wie möglich zur Verfügung steht.“ (Pentony, 2024)
In der Spezialisierungsphase (13 bis 15 Jahre) halten sich freies Spielen und gezieltes Training die Waage. In dieser Phase neigen AthletInnen dazu, insgesamt weniger Sport zu treiben, dafür aber auf einem höheren Niveau. Um das Interesse und den Einsatz von Jugendlichen in dieser Phase zu fördern, investieren Eltern zumeist immer mehr Zeit, finanzielle und emotionale Ressourcen in den Sport. So erzählte die amerikanische Turnerin und Olympiamedaillengewinnerin Simone Biles in einem Interview über ihre Eltern: „Sie haben so viel für mich geopfert, damit ich das tun kann, was ich liebe. (...) Sie haben mich immer unterstützt, und ich kann ihnen gar nicht genug danken.“ (Roberts, 2024) Darüber hinaus ist es für Eltern besonders wichtig, die Autonomieentwicklung von jungen AthletInnen zu fördern, indem sie ihnen Raum für eigene sportbezogene Entscheidungen und eine eigenverantwortliche Beziehungsgestaltung mit Gleichaltrigen oder TrainerInnen geben.
Bei AthletInnen, die bis ins späte Jugendalter hinein Leistungssport treiben (ab 15 Jahren), erfolgt schließlich der Übergang zum Investieren für Spitzenleistungen in einer einzigen Sportart. In eine Sportart zu investieren, bedeutet ein hohes Maß an Training zur Leistungssteigerung und kaum freies Spielen. In dieser Phase sollte die sportliche Aktivität von AthletInnen selbst und nicht von den Eltern gesteuert werden; die Eltern sollten sich eher im Hintergrund halten und ihre Unterstützung an die individuellen Vorlieben ihres/ihrer talentierten Jugendlichen anpassen. So erinnerte sich beispielsweise die Tennislegende Roger Federer: „Ich musste mich irgendwie entscheiden: Fußball oder Tennis. Um ehrlich zu sein, fiel mir die Entscheidung leicht, denn im Fußball war ich erfolgreich, aber es geht nicht so schnell wie im Tennis. Fußball braucht viel mehr Jahre. (...) Dann habe ich mich natürlich für Tennis entschieden (...).“ (Gatto, 2019) Laut sportpsychologischer Forschung können sportliche Spitzenleistungen entweder durch den Übergang von einem anfänglichen Ausprobieren zu einer späten Spezialisierung wie im Beispiel von Roger Federer (z. B. Bridge & Toms, 2013) oder durch eine frühe Spezialisierung (z. B. Young et al., 2021) erreicht werden. Letztere könnte jedoch auf Kosten von Überbelastung, Verletzungen und reduzierter psychischer Gesundheit gehen (Myer et al., 2015; Strachan et al., 2009).
AthletInnen haben individuelle Vorlieben für Unterstützung
Forschende haben lange darüber diskutiert, was positive elterliche Unterstützung im Spitzensport ausmacht. Wissenschaftlich gesehen ist es etwas komplizierter, als das Verhalten von Eltern in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. Es wäre auch zu kurz gedacht, Verhaltensweisen von Eltern isoliert zu betrachten, also ohne sie in einen größeren Zusammenhang (z. B. vor, während oder nach einem Wettkampf) einzuordnen. Am wichtigsten ist es, wie AthletInnen das Verhalten ihrer Eltern selbst wahrnehmen und interpretieren und wann Eltern ihre Unterstützung anbieten (Holt & Knight, 2014). Beispielsweise ist das Verhalten von Vätern für Jungen im Spitzensport ausschlaggebend (Lewko & Ewing, 1980), während für Spitzensportlerinnen eher der Zeitpunkt der angebotenen Unterstützung von Bedeutung ist. So bevorzugen Athletinnen Unterstützung in der körperlichen und mentalen Vorbereitung vor einem Wettkampf, ein Anfeuern und Anerkennen ihres Einsatzes anstatt des Endergebnisses während eines Wettkampfs und ein positives und realistisches Feedback nach einem Wettkampf (Knight et al., 2011).
Diese Vorlieben für elterliche Unterstützung werden außerdem von individuellen Merkmalen der AthletInnen und ihrer Eltern sowie von dem Kontext, in dem die Unterstützung geleistet wird, beeinflusst (Burke et al., 2023). Bei negativer Stimmung oder nach einer schlechten Leistung variierten die Vorlieben von jungen AthletInnen zwischen dem Wunsch, sich mit jemandem verbunden zu fühlen, ein offenes Ohr zu haben, Feedback zu bekommen oder einfach allein zu sein. Außerdem schätzten die AthletInnen eine informationelle Unterstützung ihrer Eltern nur dann, wenn sie der Ansicht waren, dass ihre Eltern über ausreichende sportartspezifische Kenntnisse und Fähigkeiten verfügten, beispielsweise weil sie selbst ehemalige SpitzensportlerInnen waren. Wenn Eltern eine Doppelrolle in der Erziehung und Betreuung ihrer sporttreibenden Kinder einnehmen (z. B. Elternteil und TrainerIn), kann die bereitgestellte Unterstützung sogar reduziert werden, um alle gleich zu behandeln und damit fair zu erscheinen (Elliott & Drummond, 2017).
Unterstützung zu geben kann eine Kehrseite haben
2010 berichtete die Mutter von Rafael Nadal, Ana María Parera in einem Interview: „... wenn ich mir ein Spiel anschaue, sehe ich aus der Ferne, ob er Probleme hat oder nicht, und wenn das der Fall ist, möchte ich, dass das Spiel zu Ende ist. Ich kann nicht zusehen, wie er leidet, das ist zu viel für mich. (...) Wenn er ein großes Turnier gewinnt, ist das beeindruckend, weil ich zu Hause sehe, wie sehr er daran arbeitet, wie sehr er sich abmüht. Von außen sieht man nur das Spektakel, und lassen Sie sich nicht täuschen, diese Welt ist sehr hart, sie ist voller Hindernisse.“ (Rafaholics, 2010)
SpitzensportlerInnen zu begleiten, kann eine Herausforderung für Eltern sein. So müssen sie mit verschiedenen Stressfaktoren umgehen, um ihr Kind unterstützen und zu Höchstleistungen verhelfen zu können (Lienhart et al., 2020):
- Organisatorische Stressfaktoren umfassen eigene Aufwendungen als Eltern für den Sport (z. B. Zeit und Geld), Anforderungen in Bezug auf die Gesundheit von AthletInnen (z. B. Doping, Verletzungen, körperliche und mentale Gesundheit), Logistik (z. B. Anpassen des Familienalltags an den Sport) und die Gegebenheiten des Spitzensports (z. B. Kommunikation mit TrainerInnen, Trainingsumfang und -qualität).
- Entwicklungsbezogene Stressfaktoren beziehen sich auf die Zukunft der jungen AthletInnen (z. B. Ausbildung, Studium oder Beruf) und ihre ganzheitliche Entwicklung (z. B. Mangel an Zeit für FreundInnen außerhalb oder andere außersportliche Aktivitäten).
- Wettkampfbezogene Stressfaktoren stellen Herausforderungen bezüglich der mentalen oder körperlichen Verfassung, der Einstellung zum Sport oder dem Verhalten der AthletInnen sowie die Wettkampfvorbereitung, die Teilnahme an Wettkämpfen und das Verhalten von GegnerInnen oder anderen Zuschauenden dar.
- Persönliche Stressfaktoren äußern sich in erlebter Belastung durch eine räumliche Entfernung (d. h. Spitzensport bedeutet sehr oft, von Zuhause in ein Sportinternat/Leistungszentrum zu ziehen), der Bereitstellung von (angemessener) Unterstützung oder in Beziehungen und der Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten am Spitzensport (z. B. Eifersucht auf die Eltern anderer AthletInnen).
Wenn Eltern Schwierigkeiten haben, mit diesem sportbezogenen Stress und ihren negativen Emotionen umzugehen, kann dies Konsequenzen sowohl für AthletInnen als auch für Eltern selbst haben, beispielsweise durch abwertende Kommentare, Konflikte oder Liebesentzug (Sutcliffe et al., 2021). In solchen Momenten kann selbst gut gemeinte Unterstützung durch ein Feedback oder ein übermäßiges Anfeuern AthletInnen unbeabsichtigt verunsichern und ihre Leistung damit beeinträchtigen (z. B. Elliott & Drummond, 2015). Sport trägt jedoch auch zu positiven Erfahrungen bei (Sutcliffe et al., 2021): Die gemeinsam verbrachte Zeit auf Fahrten zu Wettkämpfen oder das Teilen der emotionalen Achterbahn im Spitzensport kann die Eltern-Kind- Beziehung und insbesondere die wahrgenommene Nähe stärken – Sport verbindet. Dadurch dass Eltern in den Spitzensport ihrer Kinder eingebunden sind, können sie außerdem ihr eigenes soziales Netzwerk erweitern und Neues dazulernen. Und neben Stress berichten Eltern auch von einer Vielzahl an positiven Emotionen, insbesondere von Stolz, Freude und Zufriedenheit, die sie erleben, wenn sie ihre Kinder bei Wettkämpfen beobachten.
Unterstützung von Eltern kann gezielt gefördert werden
Laut einer aktuellen Übersichtsarbeit (Burke et al., 2021) können Angebote und Workshops für Eltern positive Auswirkungen auf Eltern (z. B. sportartspezifische Kompetenz und Wissen, Unterstützung, verbales Verhalten), AthletInnen (z. B. gesteigerte Freude und Motivation) sowie auf die Eltern-Kind- Beziehung haben. Um sicherzustellen, dass das Verhalten von Eltern die Entwicklung von AthletInnen nachhaltig fördert, empfehlen Harwood und Knight (2015) sechs Strategien. Diese können Mannschaften, Vereine oder Verbände berücksichtigen, um elterliche Unterstützung im Spitzensport gezielt zu fördern. Zum einen sollten Eltern AthletInnen bei der Auswahl angemessener Sportangebote helfen und dabei vor allem ihren Entwicklungsstand und die sportlichen Ziele berücksichtigen. Zweitens sollten sich Eltern bemühen, angemessene Erziehungsweisen an den Tag zu legen, welche die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder berücksichtigen. Drittens sollten Eltern versuchen, bestmöglich mit den emotionalen Anforderungen des Sports umzugehen, um AthletInnen nicht mit ihrem eigenen Stress anzustecken. Viertens sollten sich Eltern bemühen, positive Beziehungen zu ihren Kindern, anderen Eltern und den TrainerInnen ihrer Kinder zu pflegen. Fünftens sollten Eltern ausreichend Erholung und ein Ausprobieren unterschiedlicher Sportarten sicherstellen, um die Anforderungen des Spitzensports abzuschwächen. Und schließlich sollten Eltern ihre Unterstützung an die jeweilige Karrierephase ihres Kindes anpassen, um eine langfristige Entwicklung im und Beteiligung am Sport sicherzustellen.
Obwohl es einfach wäre, schnelle Lösungen für negatives elterliches Verhalten vorzuschreiben (z. B. Fairplay Liga, Verhaltenskodex, Schilder, Kampagnen in sozialen Medien), müssen wissenschaftlich fundierte Angebote für Eltern im Spitzensport noch systematisch über unterschiedliche Sportarten, Länder und Kulturen hinweg eingesetzt, getestet und evaluiert werden. Denn: AthletInnen und deren Familien sind einzigartig und es obliegt der Forschung wie der Praxis individuelle Angebote zu schaffen.
Elterliche Unterstützung als Erfolgsfaktor?
Die gute Nachricht ist: Die meisten Eltern scheinen einen positiven Einfluss auf ihre sporttreibenden Kinder zu haben und die Wahrnehmung negativer Verhaltensweisen von Eltern im Sport reicht von 14 % bis 36 % (Gould et al., 2006; Shields et al., 2005). Eltern, denen das Erlernen von neuen Fähigkeiten und die Freude am Sport wichtig ist, die ihre Zufriedenheit mit den sportlichen Leistungen ihrer Kinder zum Ausdruck bringen und die ermutigen, ermöglichen es ihren Kindern, an den positiven Effekten des Spitzensports teilzuhaben (Blom et al., 2013). Wenn Eltern übermäßig auf Erfolg bedacht sind, ihre Liebe und Aufmerksamkeit von herausragenden Leistungen abhängig machen oder ihre Kinder unter Leistungsdruck setzen, tragen sie eher zu schädlichen Folgen und zu einer vorzeitigen Beendigung der Sportaktivität bei (Gould et al., 1982). Überraschenderweise hat bisher keine Studie einen direkten Einfluss der wahrgenommenen elterlichen Unterstützung auf den sportlichen Erfolg untersucht. Stattdessen deuten wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hin, dass elterliche Unterstützung eine Spitzensportkarriere fördert, indem sie die Voraussetzungen einer langfristigen Sportaktivität positiv begünstigt: Freude am Sport, Motivation zur Teilnahme und wahrgenommene sportbezogene Kompetenz.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Art und Weise, wie AthletInnen das Verhalten ihrer Eltern während ihrer Spitzensportkarriere wahrnehmen, darüber entscheiden kann, ob sie sportlich aktiv bleiben oder vorzeitig aufhören. In Anbetracht der Tatsache, dass die Abbruchquoten im Sport in den letzten Jahren gestiegen sind, insbesondere bei Jugendlichen und Mädchen, scheint es vielversprechend, das Verhalten von Eltern künftig noch genauer zu beleuchten. Wenn man mit OlympiamedaillengewinnerInnen verwandt ist, erhöht sich zwar die Wahrscheinlichkeit, selbst eine Medaille zu gewinnen, aber für Eltern gibt es vielfältige Möglichkeiten zum sportlichen Erfolg beizutragen – selbst, wenn sie häufig im Hintergrund bleiben. Systematische und individuelle Angebote, um elterliche Unterstützung im Spitzensport zu fördern, sollten daher bei der Entwicklung der nächsten Generation von Olympioniken an erster Stelle stehen.
Literaturverzeichnis
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