All I want for Christmas is… Geschenke! Warum wir schenken und wie das ankommt
Mit dem nahenden Weihnachtsfest beginnt für viele die Geschenkesuche. In Teil 2 der Weihnachtsserie werfen wir einen Blick auf verschiedene psychologische Hintergründe des Schenkens.
Im letzten Blogbeitrag ging es noch um das Gefühl, dass Weihnachten jedes Jahr schneller kommt. Nun ist dieses Gefühl jedoch Realität und damit wächst der Druck, Geschenke suchen zu müssen. Geschenke gehören zur Weihnachtstradition und viele Menschen fühlen sich verpflichtet, etwas zu schenken. Doch welche weiteren Beweggründe können sich hinter bestimmten Geschenken verbergen?
Ein erster Einblick kommt aus zwei Studien zu teuren Geschenken: Menschen mit hohen materiellen Werten, wie etwa Freude am Kauf von materiellen Dingen, sowie Personen, die Weihnachten als eine Zeit des Genusses betrachten, in der sie sich selbst und anderen großzügige Geschenke machen wollen, geben eher mehr Geld für Geschenke aus (McNair et al., 2024). Möglicherweise erwarten solche Personen, dass günstigere Geschenke die Beschenkten enttäuschen könnten. Außerdem werden hochwertige Geschenke vor allem an Verwandte oder enge Freund:innen verschenkt, die man regelmäßig trifft (Dyble et al., 2015). Im Vergleich zu Männern geben Frauen auch mehr Geld für Geschenke für Personen aus, die sie weniger oft sehen. Die Erklärung hierfür könnte in evolutionären Aspekten liegen: Das Wohlergehen von Verwandten war früher besonders wichtig, da ihr Überleben auch den eigenen genetischen Erfolg sicherte. Zudem mussten Frauen etwa durch Heirat häufiger ihr soziales Netzwerk wechseln, weshalb es für sie vorteilhaft gewesen sein könnte, auch entferntere Beziehungen zu pflegen (Dyble et al., 2015).
Aber nicht nur der materielle Wert eines Geschenks spielt eine Rolle, sondern auch die emotionale Reaktion der Beschenkten ist entscheidend für die Schenkenden. Eine Studie von Yang und Urminsky (2018) zeigte, dass es den Schenkenden bei der Wahl des Weihnachtsgeschenks wichtiger war, dass sich die Beschenkten beim Überreichen direkt freuten, anstatt dass diese langfristig mit dem Geschenk zufrieden sind. So bevorzugten die Schenkenden beispielsweise Cupcakes, die sofortige Freude auslösen, während sie eine Bohrmaschine, die langfristig nützlich wäre, weniger in Betracht zogen. Dies war aber nur dann der Fall, wenn die Schenkenden bei der Übergabe dabei waren. Der Grund: Das unmittelbare Erleben von Freude und Überraschung bei der beschenkten Person steigert das eigene Vergnügen stärker als die langfristige Zufriedenheit mit dem Geschenk. Schenkende sind also oft darauf aus, eine starke positive emotionale Reaktion zu erzeugen, da sie sich mitfreuen, wenn das Geschenk gut ankommt.
Doch wie geht es den Beschenkten? Dieser Frage widmete sich eine Studienreihe von Rim et al. (2019). Sie untersuchte, wie sich Geschenke, die entweder begehrenswert oder praktisch sind, auf die Beziehung zwischen den Schenkenden und Beschenkten auswirken. Dabei zeigte sich, dass Beschenkte, die praktische Geschenke wie einen Restaurantgutschein für ein Lokal in der Nähe erhielten, die schenkende Person als sich selbst ähnlicher wahrnehmen. Sie nahmen vermutlich an, dass die schenkende Person sich mehr Gedanken über die Nützlichkeit und damit ihre Bedürfnisse gemacht hat. Begehrenswerte, aber unpraktische Geschenke, wie ein Gutschein für ein teures Restaurant in größerer Entfernung, lösten hingegen weniger Gefühle von Nähe und Verbundenheit aus.
Schenken zu Weihnachten ist also mehr als nur eine Tradition oder eine Pflicht. Geschenke werden nicht nur als materielle Objekte wahrgenommen, sondern sind vielmehr auch ein Zeichen von Fürsorge, Wertschätzung und persönlicher Verbindung. Letztlich geht es bei Weihnachten also nicht nur um das Geschenk an sich, sondern auch um die Geste dahinter und die Möglichkeit, damit Aufmerksamkeit und Zuneigung auszudrücken.
Literaturverzeichnis
Dyble, M., van Leeuwen, A. J., & Dunbar, R. I. M. (2015). Gender differences in Christmas gift-giving. Evolutionary Behavioral Sciences, 9(2), 140–144. https://doi.org/10.1037/ebs0000022
McNair, S., Nyhus, E. K., & Ranyard, R. (2024). Propensity to spend and borrow at a time of high pressure: The role of the meaning of Christmas and other psychological factors. Frontiers in Behavioral Economics, 3, 1385609. https://doi.org/10.3389/frbhe.2024.1385609
Rim, S., Min, K. E., Liu, P. J., Chartrand, T. L., & Trope, Y. (2019). The gift of psychological closeness: How feasible versus desirable gifts reduce psychological distance to the giver. Personality and Social Psychology Bulletin, 45(3), 360–371. https://doi.org/10.1177/0146167218784899
Yang, A. X., & Urminsky, O. (2018). The smile-seeking hypothesis: How immediate affective reactions motivate and reward gift giving. Psychological Science, 29(8), 1221–1233. https://doi.org/10.1177/0956797618761373
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