Es wird schon nicht schaden – oder doch?

Bild von Creative Commons von Brandon Giesbrecht via flickrBild von Brandon Giesbrecht via flickr (https://www.flickr.com/photos/naturegeak/6631075513/in/faves-135080205@N04/), CCO (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)Stellen Sie sich vor, Sie wollen verhindern, dass Ihre Kinder dopen – und erreichen genau das Gegenteil...

Neulich machte eine mit mir befreundete Trainerin eine interessante Beobachtung. Meine Bekannte trainiert Jugendmannschaften auf hohem Niveau, Jugendliche, von denen einige berechtigte Hoffnung haben, es in die Leistungsspitze zu schaffen. In ihrem Verein gab es Projekttage gegen Doping. Die Kinder sollten lernen, sich von Doping fernzuhalten. Meine Bekannte machte nun die faszinierende (und etwas verstörende) Beobachtung, dass nach den Projekttagen die Kinder positiver über Doping sprachen als zuvor, ja, einige schienen regelrecht interessiert worden zu sein. Wie konnte das passiere?

Der Ansatz der Veranstaltung war, vereinfacht gesagt, dass die Kinder durch das Kennenlernen von Argumenten lernen sollten, sich gegen Doping zu entscheiden. Das Problem bei diesem Ansatz ist, dass es durchaus einige Argumente gibt, die dafür sprechen zu dopen: Doping wirkt leistungssteigernd, und somit kann es gerade für jemanden, der sich auf dem Sprung in die Spitze gegen zahlreiche Mitbewerber durchsetzen muss durchaus sinnvoll erscheinen, leistungssteigernde Substanzen einzunehmen. Dass Doping gesundheitsschädlich und verboten ist weiß jeder – aber kaum jemand hat schon mal ernsthaft darüber nachgedacht, welche Vorteile Doping eigentlich haben könnte. Das Problem ist, dass Ansätze wie der oben beschriebene genau diese Vorteile ins Bewusstsein bringen können – und dann genau den umgekehrten Effekt erzielen.

Die amerikanische Kriminologin Joan McCord hat ihr Leben lang zu diesem Thema geforscht: Wirken Interventionen wirklich, oder bewirken sie unter Umständen genau das Gegenteil? Einige ihrer Ergebnisse zur Wirksamkeit von Maßnahmen zur Prävention von Kriminalität hat Joan McCord in einem faszinierenden und absolut lesenswerten Artikel zusammen gefasst, der den vielsagenden Titel „Cures that harm“ trägt. Das Fazit ist: Man darf niemals annehmen, dass eine Maßnahme schon nicht schaden wird – man muss immer zu belegen suchen, dass sie tatsächlich wirkt.

Um zurück zum Thema Doping zu kommen: Wie könnte eine wirksame Maßnahme aussehen? Vielleicht haben Sie ja Ideen – schreiben Sie sie einfach in die Kommentare unter diesen Post! Ich bin gespannt!

Quelle:

McCord, J. (2003). Cures that harm: unanticipated outcomes of crime prevention programs. Annals of the American Academy of Political and Social Sciences, 587, 7-30.