Gefälschte wissenschaftliche Befunde können das Zurückziehen eines Artikels überleben

Was passiert eigentlich mit unserer Überzeugung hinsichtlich Befunden, wenn entsprechende wissenschaftliche Artikel aus Fachzeitschriften zurückgezogen werden? Dieser Frage ging kürzlich Tobias Greitemeyer in einer Untersuchung nach.

Für das Zurückziehen eines Artikels aus einer wissenschaftlichen Zeitschrift kann es unterschiedliche Gründe geben. Zum einen könnte es das Ergebnis davon sein, dass WissenschaftlerInnen ihre Daten gefälscht haben. Vielleicht ist ihnen einfach auch nur ein Fehler unterlaufen. Was auch immer die Gründe für das Zurückziehen eines Artikels sein mögen, die in solchen Artikeln enthaltenen Befunde sollten bis auf Weiteres als gegenstandslos gelten.

Allerdings dringt diese Überzeugung offenbar nicht zu uns durch. Tobias Greitemeyer hat in seiner Untersuchung einigen Versuchspersonen einen Effekt aus einem mittlerweile zurückgezogenen Artikel präsentiert. In diesem Artikel ging es darum, dass je nachdem, ob man in einer höheren oder in einer niedrigeren Position steht, weniger oder mehr hilfreiche Handlungen vollzieht. Einige dieser Versuchspersonen erfuhren im Nachhinein, dass der Artikel zurückgezogen wurde, da die Daten gefälscht waren. Andere erhielten eine solche Aufklärung nicht. Es ist vielleicht wenig überraschend, dass diejenigen Personen, die über die Fälschung der Daten aufgeklärt wurden, im Nachhinein die Befunde als weniger glaubwürdig eingestuft haben als die Versuchspersonen, die keine Aufklärung erfuhren. Besonders interessant macht diese Studie von Greitemeyer hingegen, dass auch die Versuchspersonen mit Aufklärung die Befunde als glaubwürdiger eingeschätzt haben als Versuchspersonen einer dritten Gruppe, die zu Beginn der Untersuchung gar nicht über die Befunde unterrichtet wurden.

Eine Schlussfolgerung aus dieser Untersuchung könnte sein, dass sich einmal gelegte Spuren und Überzeugungen zumindest nicht sonderlich einfach revidieren lassen.

Quelle:

Greitemeyer, T. (2013). Article retracted, but the message lives on. Psychonomic Bulletin and Review, 21, 557-561. doi: 10.3758/s13423-013-0500-6