Keine Ahnung? Hast du schon gegoogelt?“ – Werden Internet-Suchmaschinen zu unserem zweiten Gedächtnis?
Mit unserem Smartphone tragen wir einen riesigen Wissensschatz täglich mit uns herum. Wir müssen uns nur selten über Unwissenheit sorgen, denn Google weiß Bescheid. Internet-Suchmaschinen dienen quasi als mobile externe Gedächtnisse. Vernachlässigen wir unsere Fähigkeit, Informationen aktiv in Erinnerung zu rufen? Eine Gedächtnisstudie zu diesem Thema zeigt, welchen Effekt Suchmaschinen wie Google auf unser Denken haben.
Es liegt uns auf der Zunge, aber die Hauptstadt von Ecuador kommt uns einfach nicht in den Sinn. Kein Problem, denn das Internet findet die Antwort in Sekundenschnelle und erspart unserem Gehirn die Anstrengung. Denken wir heute eher an Google oder Wikipedia, bevor wir erst unser Gedächtnis beanspruchen? Welche Folgen hat dies für unsere Erinnerungsfähigkeit?
Eine Forschungsgruppe der Columbia Universität in New York hat sich mit diesen Fragen beschäftigt. Mittels Gedächtnisexperimenten untersuchte sie, ob wir intuitiv an Suchmaschinen denken, sobald wir mit Wissensfragen konfrontiert werden. Dazu stellte die Forschungsgruppe ebendiese Fragen und beobachtete, wie stark sich die Versuchspersonen ablenken ließen, wenn sie direkt danach Wörter wie Google oder Yahoo im Vergleich zu neutralen Wörtern wie Nike oder Canon sahen. Die Versuchspersonen ließen sich stärker von „Suchmaschinen-Wörtern“ ablenken, vor allem wenn sie mehrere Fragen in Folge nicht beantworten konnten. Dies überzeugte die Forschenden, dass bei Unwissenheit das Bedürfnis nach einer Suchmaschine entsteht.
Aber wie gut erinnern wir uns an Informationen, wenn wir diese selbst in einem Computerprogramm speichern und wieder aufrufen können? Dazu ließen die Forschenden ihre VersuchspersonenAussagen wie „Das Auge eines Straußes ist größer als sein Hirn.“ auswendig lernen und in ein Computerprogramm eingeben. Dieses sagte manchmal, dass die Information direkt gespeichert wurde, dass sie in einem bestimmten Ordner abgelegt wurde, oder dass sie nicht gespeichert wurde. Im Anschluss, als die Versuchspersonen die Aussagen ohne Computerhilfe wiedererkennen mussten, war ihre Wiedererkennungsleistung schlechter, wenn die Aussagen zuvor direkt gespeichert wurden. Bei den Aussagen, bei denen das Programm vorgab, sie in einem bestimmten Ordner abzulegen, konnten sich die Teilnehmenden zumindest an den Ort, also den Ordner, erinnern. Personen merken sich also eher den Ort, wo sie eine bestimmte Information finden können, aber weniger deren genauen Inhalt. Die Forschenden interpretieren dies als Anpassung des Gedächtnisses an die gegenwärtige technische Umwelt. Der heute vorherrschende Informationsüberfluss verleitet uns dazu, unsere Gedächtnisressourcen optimal einzuteilen und uns nur das jeweils Notwendigste zu merken.
Das Internet entwickelt sich zum zweiten, externen Gedächtnis. Weil dieses neue Nachschlagewerk aber gigantisch ist, müssen wir wissen, wo genau wir die relevanten Informationen finden können. Unsere Erinnerungsfähigkeit nimmt dadurch nicht ab, wir tendieren aber dazu, uns eher den Speicherort der Information und weniger die Information an sich zu merken.
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