Wie kann ich die Weihnachtszeit so gestalten, dass sie mir guttut?

Die Vorweihnachtszeit kann eine Zeit der Extreme sein: Vorfreude und Heimeligkeit treffen auf stressigen Geschenkekauf und unvollendete Jahresvorsätze. Doch wie kannst du diese Zeit nicht nur überstehen, sondern auch genießen? In Teil 4 der Weihnachtsserie erfährst du, welche Bedingungen dein vorweihnachtliches Wohlbefinden steigern und welche es eher beeinträchtigen können.

Falls du die Weihnachtszeit ebenfalls überwiegend als stressig empfindest, bist du nicht allein. In der (Vor-)Weihnachtszeit gaben Personen aus elf europäischen Ländern Auskunft über ihr emotionales Wohlbefinden in den letzten Wochen sowie ihre generelle Lebenszufriedenheit. Verglichen mit Personen, die außerhalb der Weihnachtszeit befragt wurden, berichteten sie von einem verringerten emotionalen Wohlbefinden und, in etwas geringerem Ausmaß, einer niedrigeren Lebenszufriedenheit (Mutz, 2016). Diese vorübergehende Reduktion des subjektiven Wohlbefindens könnte vor allem durch vorweihnachtlichen Stress, wahrgenommenen Zeitdruck, soziale Verpflichtungen und möglicherweise finanzielle Sorgen verursacht werden.

Aber es gibt auch positive Aspekte der Weihnachtszeit, die das Wohlbefinden fördern können. Eine kleinere Studie aus den USA (Kasser & Sheldon, 2002) zeigt, dass Menschen glücklicher waren, wenn ihre Feiertage von gemeinsamer Zeit mit der Familie und religiösen Aktivitäten geprägt waren. Während geliebte oder gleichgesinnte Menschen das Bedürfnis nach sozialer Verbundenheit befriedigen können, vermitteln religiöse Praktiken möglicherweise das Gefühl eines „tieferen Sinns“, was wiederum vor möglichen negativen Auswirkungen des Weihnachtsstress schützen könnte.

Auch die Art und Weise, wie wir Geschenke machen, beeinflusst unsere Stimmung: Umweltfreundliche Praktiken wie Weihnachtsbäume, die wieder eingepflanzt werden können, Bio- oder lokal produzierte Lebensmittel sowie Spenden als Geschenke gingen mit einem gesteigerten Wohlbefinden einher (Kasser & Sheldon, 2002). Das zeigt, dass nachhaltige Handlungen nicht nur der Umwelt zugutekommen, sondern auch das persönliche Glück fördern können. Im Gegensatz dazu kann der Fokus auf Geldausgeben und Geschenkeerhalten das Wohlbefinden negativ beeinflussen. Weiteren Aspekten des Schenkens als wichtiger Weihnachtstradition haben wir uns übrigens schon letzte Woche gewidmet.

Materialistische Aspekte von Weihnachten lenken uns oft von den wirklich wertvollen Erlebnissen ab, wie etwa Zeit mit der Familie, die uns tatsächlich glücklich machen. Außerdem ist der Stress, der mit dem Einkaufen von Geschenken in überfüllten Einkaufszentren verbunden ist, meist weniger erfüllend als gemeinschaftliche Aktivitäten wie zusammen zu spielen oder zu reden.

Die Bedeutung von Zeit mit der Familie wird auch in einer Studie von Paez et al. (2011) deutlich. Studierende, die häufig an traditionellen Weihnachts- und Silvesteressen teilnahmen, berichteten eine höhere Lebenszufriedenheit, mehr soziale Unterstützung, weniger Einsamkeit und seltener negative Gefühle. Noch wichtiger als die Häufigkeit der Teilnahme war allerdings die Qualität der Erfahrungen: Denn wer mit den Festlichkeiten zufrieden war und wenig Konflikte erlebte, berichtete mehr positive Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden.

Die Weihnachtszeit muss also nicht stressig sein. Wenn du dich auf das konzentrierst, was dir wirklich Freude bereitet – sei es Zeit mit der Familie und Freunden oder kleine, wertvolle Erlebnisse – kannst du den Feiertagen mehr Sinn verleihen und dein Wohlbefinden steigern. Vielleicht hilft es, bewusst auf Materialismus zu verzichten und stattdessen gemeinsame Erfahrungen zu verschenken. Und um den Stress zu reduzieren, setze Prioritäten: Welche Aktivitäten und Traditionen sind dir wirklich wichtig und welche kannst du getrost weglassen? Indem du deinen Fokus auf das setzt, was dich wirklich glücklich macht, kannst du die Weihnachtszeit nicht nur überstehen, sondern sie auch genießen.

Literaturverzeichnis

Kasser, T., & Sheldon, K. M. (2002). What makes for a merry Christmas? Journal of Happiness Studies, 3, 313–329. https://doi.org/10.1023/A:1021516410457

Mutz, M. (2016). Christmas and subjective well-being: A research note. Applied Research in Quality of Life, 11, 1341–1356. https://doi.org/10.1007/s11482-015-9441-8

Páez, D, Bilbao, M. Á., Bobowik, M., Campos, M., & Basabe, N. (2011). Merry Christmas and happy new year! The impact of Christmas rituals on subjective well-being and family’s emotional climate. International Journal of Social Psychology: Revista de Psicología Social, 26(3), 373–386. https://doi.org/10.1174/021347411797361347