Auf der Suche nach dem Sinn: Welche Rolle spielt die Beziehung zu unseren Eltern?
Irgendwann in unserem Leben fragen wir uns: Was ist der Sinn des Lebens? Für wie sinnvoll wir unser Leben halten, wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Bereits in unserer Kindheit wird der Grundstein für die Antwort auf diese Frage gelegt. Dabei spielen unsere Eltern und ihre Konflikte mit uns eine wichtige Rolle.
Wir alle fragen uns irgendwann einmal, welchen Sinn unser Leben hat. Besonders als junge Erwachsene beginnen wir, uns mit dieser bedeutsamen Frage auseinanderzusetzen (Hill et al., 2010). Wir probieren uns aus, testen Grenzen, machen Zukunftspläne und verwerfen sie wieder. Für „sinnvoll“ halten wir unser Leben dann, wenn wir ein stabiles und weitreichendes Ziel verfolgen (McKnight & Kashdan, 2009). Wie wir als junge Erwachsene diese Frage angehen, kann bereits im Kindesalter beeinflusst werden (Hill et al., 2019; Hill et al., 2016), wie an folgendem Beispiel verdeutlicht wird:
Max geht in die 2. Klasse. Er berichtet seiner Freundin Marie traurig davon, dass er sich gestern wieder mit seiner Mutter gestritten habe. Diesmal sei es darum gegangen, dass er gerne mit Marie zum Turnverein gehen würde, da ihm Fußball keinen Spaß mehr mache. Seine Mutter, die, wie so häufig, im Stress war, habe Max jedoch gar nicht richtig zugehört, sondern ihn direkt abgewimmelt und auf sein Zimmer geschickt. Marie hingegen kennt solche Situationen gar nicht. Ihre Eltern hören ihr zu, wenn sie sich etwas wünscht, und lassen sie nun Turnen ausprobieren, obwohl sie auch schon im Tanzverein war. Klar darf sie nicht immer alles machen, was sie will, aber meistens haben sie und ihre Eltern Spaß zusammen.
Die Ergebnisse von Hill und Kolleg*innen (2019) legen nahe, dass Kinder, die im Grundschulalter häufiger Konflikte mit ihren Eltern haben, im jungen Erwachsenenalter weniger Sinn in ihrem Leben erkennen können. Entsprechend wird Marie als Teenagerin bzw. junge Erwachsene eher das Gefühl haben, dass ihr Leben sinnhaft ist, als Max. Die Ergebnisse der genannten Studie zeigen außerdem, dass besonders die Beziehung zur Mutter eine entscheidende Rolle spielt. Wichtig zu beachten ist dabei, dass Kinder und ihre Eltern die Beziehung zueinander nicht notwendigerweise gleich wahrnehmen. Tatsächlich gehen die Einschätzungen oft weit auseinander (Hill et al., 2019). Entscheidend ist, ob das Kind die Eltern als sicheren Hafen ansieht, welcher eine Basis dafür bildet, sich auszuprobieren. So können Eltern schon früh den Grundstein für ein glückliches und sinnvolles Leben ihres Kindes legen.
Literaturverzeichns
Hill, P.L., Burrow, A.L., O’Dell, A.C., & Thornton, M.A. (2010). Classifying adolescents’ conceptions of purpose in life. Journal of Positive Psychology, 5(6), 466-473. https://doi.org/10.1080/17439760.2010.534488
Hill, P. L., Schultz, L. H., Jackson, J. J., & Andrews, J. A. (2019). Parent-child conflict during elementary school as a longitudinal predictor of sense of purpose in emerging adulthood. Journal of Youth and Adolescence, 48(1), 145–153. https://doi.org/10.1007/s10964-018-0912-8
Hill, P. L., Turiano, N. A., & Burrow, A. L. (2016). Early life adversity as a predictor of sense of purpose during adulthood. International Journal of Behavioral Development, 42(1), 143-147. https://doi.org/10.1177/0165025416681537
McKnight, P. E., & Kashdan, T. B. (2009). Purpose in life as a system that creates and sustains health and well-being: An integrative, testable theory. Review of General Psychology, 13(3), 242-251. https://doi.org/10.1037/a0017152
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