Mustererkennung im Babybauch: Was Babys im Bauch bewegt
Wie bisherige Forschung zeigte, haben Babys schon in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt eine Vorliebe für Gesichter. ForscherInnen aus England konnten nun zeigen, dass bereits Ungeborene eine solche Präferenz besitzen, noch bevor sie jemals ein Gesicht gesehen haben. Dafür projizierten sie Lichtstrahlen in den Bauch von Schwangeren und beobachteten die Reaktion des Ungeborenen.
Gesichter spielen eine große Rolle in unserem Alltag. Über Blickkontakt oder das Erkennen emotionaler Mimik werden unsere Interaktionen mit anderen Menschen beeinflusst. Bereits Neugeborene haben eine Vorliebe für Gesichter: Zeigt man ihnen zwei Bilder – eins, das einem Gesicht ähnelt und eins, das einem Gesicht nicht ähnelt, weil es zum Beispiel auf den Kopf gedreht ist – schauen sie länger auf das gesichtsähnliche Bild. Bisher ist unklar, ob diese Vorliebe für Gesichter angeboren ist oder sich direkt nach der Geburt durch die ersten Erfahrungen mit Gesichtern schnell entwickelt. Dieser Frage ging die Forschergruppe um Vincent M. Reid aus England nun nach. Haben bereits Ungeborene im Mutterleib eine Vorliebe für bestimmte Reize wie zum Beispiel gesichtsähnliche Muster? In Anlehnung an die Forschung mit Neugeborenen projizierten sie zwei verschiedene Lichtmuster in den Mutterleib von Schwangeren im dritten Trimester. Entweder waren drei Lichter so angeordnet, dass sie einem Gesicht mit zwei Augen und Mund oder Nase ähnelten, das heißt zwei Lichtpunkte oben und einer unten. Oder die Anordnung war umgedreht, also ein Lichtpunkt oben und zwei unten. Die ForscherInnen bewegten die Lichter in der Nähe des Blickfeldes des Fötus und beobachteten mithilfe von 4D Ultraschall die Reaktionen bei 39 Kindern. Ganz ähnlich zum Verhalten von Neugeborenen reagierten die Kleinen besonders auf die gesichtsähnlichen Lichtmuster: Sie drehten ihren Kopf häufiger in Richtung der gesichtsähnlichen Lichtmuster als weg von ihnen oder als in Richtung der umgedrehten Lichtmuster. Die Babys zeigen dieses Verhalten bevor sie jemals ein Gesicht gesehen haben. Laut den AutorInnen könnte die Vorliebe für Gesichter deswegen entweder schon angeboren sein oder während der Entwicklung im Mutterleib entstehen.
Diese neuartige Forschungsmethode bietet großartige Möglichkeiten, vorgeburtliche Entwicklung zu untersuchen. Jedoch stellt nicht nur der Einsatz von Technik in der Forschung mit Ungeborenen einen Herausforderung dar: Viele der getesteten Babys haben den Versuch einfach verschlafen…
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