Nachdenken über Anpassungen an den Klimawandel erhöht die Bereitschaft, das Klima zu schützen
Je nachdem, welchen Denkstil man verfolgt und wie intensiv man über das Klima nachdenkt, desto bereiter ist man, es zu schützen und aktiv zu werden.
Um negative Auswirkungen des Klimawandels (z.B. Biodiversitätsverlust, häufigere Extremwetterereignisse, siehe IPCC, 2007) so gering wie möglich zu halten, gibt es zwei Strategien (IPCC, 2007). Das Ziel des Klimaschutzes ist es, das Ausmaß des zukünftigen Klimawandels zu reduzieren. Dies kann beispielsweise erreicht werden, indem weniger Treibhausgase ausgestoßen werden oder indem der Atmosphäre Treibhausgase „entzogen“ werden (z.B. durch Aufforstung, IPCC, 2007). Das Hauptziel der zweiten Strategie, der Klimaanpassung (IPCC, 2007), ist es, negative Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen und die Verwundbarkeit von Mensch und Natur zu reduzieren (z.B. durch Anbau anderer Getreidesorten, bauliche Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser, IPCC, 2007).
Die beiden Strategien unterscheiden sich in mehrerlei Hinsicht (vgl. Füssel & Klein, 2006; Klein, Schipper, & Dessai, 2005): Klimaschutz, auf der einen Seite, verlangt nach sofortigen Maßnahmen. Aufgrund der Trägheit des Klimasystems wird es allerdings Jahrzehnte dauern, bis die Wirkung dieser Maßnahmen eintritt. Klimaanpassung, auf der anderen Seite, konzentriert sich dagegen auf kurz- bis mittelfristige Probleme und liefert schnellere Ergebnisse. Klimaschutz und Klimaanpassung unterscheiden sich zudem auch in räumlicher Hinsicht: Klimaschutz erfordert weltweite Anstrengungen; die Vorteile, die daraus entstehen, werden ebenfalls weltweit spürbar sein. Klimaanpassung wird dagegen auf lokaler bis regionaler Ebene umgesetzt und wird auch in dieser räumlichen Auflösung wirksam (e.g., Klein et al., 2005).
In Anbetracht dieser (und weiterer) Unterschiede zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung stellt sich die Frage, wie Menschen mit unterschiedlichen Vorlieben (z.B. wie stark man sich mit nahen oder fernen Orten verbunden fühlt, Altman & Low, 1992) und Denkstilen (z.B. wie stark man sich Gedanken über die Zukunft macht, Zimbardo & Boyd, 1999) über diese zwei Strategien denken und wie umgekehrt die Auseinandersetzung mit Klimaschutz und Klimaanpassung das Denken und Handeln von Menschen beeinflussen.
Bezüglich der letzten Frage hat sich gezeigt, dass das Nachdenken über räumlich nahe Folgen des Klimawandels und Maßnahmen zur Klimaanpassung die Bereitschaft erhöhen, das Klima zu schützen (Personen, die nicht über die Folgen des Klimawandels und Klimaanpassung nachgedacht hatten, zeigten eine geringere Bereitschaft, das Klima zu schützen, Evans, Milfont, & Lawrence, 2014). Die Studie von Evans und Kollegen (2014) konnte jedoch nicht klären, ob die erhöhte Bereitschaft, das Klima zu schützen, mehr auf die Auseinandersetzung mit nahen Klimawandelfolgen oder auf das Nachdenken über mögliche Anpassungsstrategien zurückzuführen ist.
Dessen ungeachtet verdeutlicht die Studie von Evans und Kollegen (2014), dass nicht nur die naturwissenschaftlichen Aspekte des Klimawandels komplex sind; auch die psychologischen Prozesse, die bei der Auseinandersetzung mit Klimaveränderungen und verschiedene „Bewältigungs-Strategien“ ( Klimaschutz und Klimaanpassung) ablaufen, sind komplex und können zu unerwarteten und überraschenden Ergebnissen führen.
Quellen:
Altman, I., & Low, S. M. (1992). Place attachment. New York, NY: Plenum Press.
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