Oh Schreck, oh Dreck: Umweltschutz für Konservative
Umweltschutz wird oft mit moralischen Wertvorstellungen in Verbindung gebracht, die besonders bei der politischen Linke verbreitet sind. Mit passenden Argumenten fühlen sich Menschen mit Wert-konservativen Haltungen jedoch genauso moralisch angesprochen und setzen sich entsprechend stärker für den Umweltschutz ein, als wenn sie mit „gängigen“ Argumenten angesprochen werden.
Die typische Botschaft, um Menschen zum Umweltschutz zu motivieren, spricht von bedrohten Tieren, Pflanzen und Lebensräumen und ruft dazu auf, diese zu schützen. Solche Botschaften motivieren vor allem diejenigen Menschen zum Umweltschutz, für die Werthaltungen wie Verständnis, Toleranz, Hilfsbereitschaft, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit zentral sind (z.B. Schultz & Zelezny, 1998). Diese Werte wiederum werden mit einer tendenziell linken politischen Orientierung assoziiert. Heißt das nun, dass politisch konservativ orientierte Personen sich nicht für Umweltschutz gewinnen lassen?
Eine amerikanische Studie widerlegt diese Annahme: Wenn es gelingt, Botschaften für den Umweltschutz so zu formulieren, dass sie mit konservativen Wertvorstellungen übereinstimmen (z.B. Reinheit, Sauberkeit), dann sind Konservative genauso gewillt, sich für den Umweltschutz einzusetzen wie Demokraten (Feinberg & Willer, 2013). Konkret zeigt sich, dass Konservative dann auf Botschaften für den Umweltschutz ansprechen, wenn diese beschrieben, wie verschmutzt und verunreinigt die Umwelt geworden ist und betonen, wie wichtig es ist, diese zu säubern und zu reinigen.
Auch wenn sich diese Studie vermutlich nicht direkt auf den europäischen Kontext übertragen lässt, ist sie doch sehr spannend. Insbesondere ist interessant, dass mit der gängigen Vorstellung gebrochen wird, nur links-grün orientierte Menschen seien für den Umweltschutz zu gewinnen. Es gibt für jede und jeden einen Grund, sich für den Umweltschutz einzusetzen. Die Herausforderung besteht darin, Menschen zu verstehen, ihre Ziele und Wertvorstellungen zu identifizieren und Botschaften so zu formulieren, dass sie zu den jeweiligen Eigenarten passen.
Quellen:
Feinberg, M., & Willer, R. (2013). The moral roots of environmental attitudes. Psychological Science, 24(1), 56-62.
Schultz, P. W., & Zelesny, L. C. (1998). Values and proenvironmental behavior: A five-country survey. Journal of Cross-Cultural Psychology, 29(4), 540-558.
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