Vertrauenswürdige Killerclowns und betrügerische Superhelden?
An einem schaurigen Halloweenabend im Jahr 2018 machten sich WissenschaftlerInnen aus Kalifornien zum Ziel, herauszufinden, ob sich Kinder in „Good Guy“-Kostümen ehrlicher verhalten als Kinder in „Bad Guy“- Kostümen.
Sobald am 31. Oktober die Sonne untergeht, füllen sich die Gehwege mit lauter kleinen Ausgaben der Avengers, Jedi und Sith, Elfen und Hobbits (in Normalgröße) sowie deren gestressten Eltern, hoffend, dass die Kinderschminke wirklich wasserlöslich ist. NachbarInnen haben besser Schokolade und Bonbons parat oder riskieren den Zorn der mit Opas Corega- Haftcreme bewaffneten Werwölfe. Natürlich jagen diese Kreaturen der Nacht nach ihren Süßigkeiten im Rudel und teilen danach ihre Beute. Aber kann man hierbei einem mit Plastikkrallen bewaffneten Freddy Krügerchen wirklich vertrauen? Er könnte schummeln – immerhin ist er der Bad Guy (duh!).
Um herausfinden, ob Kostüm und Verhalten von Kindern in Zusammenhang stehen, haben Zhang und KollegInnen (2020) mit Trick-or-Treaters, die an ihrem Haus klingelten, das sogenannte Lügenspiel (Fischbacher & Föllmi–Heusi, 2013) durchgeführt. Dabei wurde ein sechsseitiger Würfel gespielt. Für eine Zahl zwischen 1 und 5 gab es eine Süßigkeit, für eine 6 zwei Süßigkeiten. Die Kinder mussten allerdings den Würfel nicht vorzeigen – Betrügen barg also kein Risiko, aber eine sichere höhere Ausbeute. Überraschend zeigte sich, dass nicht Vampire und Killerclowns statistisch gesehen zu viele Süßigkeiten abgegriffen hatten – eher Batman und die Einhörner waren es, die sich mit erschummelter Beute von dannen schlichen. Dieser Effekt trat allerdings nur auf, wenn Kinder vorher explizit gefragt wurden, wen sie darstellen – und ob dieser Charakter Gutes oder Böses tut.
Die AutorInnen spekulieren, dass diese Fragen dazu geführt haben könnten, dass sich die Kinder beobachtet fühlten und einer Erwartungshaltung entgegenhalten wollten. Eine andere mögliche Erklärung bietet die sogenannte moralische Lizenzierung: Menschen verhalten sich eher unethisch, wenn ihnen ihr vorheriges ethisches Verhalten ins Gedächtnis gerufen wird und vice versa. Hat sich also Supergirl für Heroismen, die sie nicht selbst vollbracht hat, belohnt und suchte Voldemort Wiedergutmachung für den Mord an den Potters? Diese Antworten bleiben wohl bis zu weiteren Untersuchungen den Halloweengeistern vorbehalten…
Quellen
Fischbacher, U., & Föllmi-Heusi, F. (2013). Lies in disguise - an experimental study on cheating. Journal of the European Economic Association, 11(3), 525–547. https://doi.org/10.1111/jeea.12014
Zhang, S., Gomies, M., Bejanyan, N., Fang, Z., Justo, J., Lin, L.-H., Narender, R., & Tasoff, J. (2020). Trick for a treat: The effect of costume, identity, and peers on norm violations. Journal of Economic Behavior and Organization, 179, 460–474. https://doi.org/10.1016/j.jebo.2020.09.004
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