Use it or lose it – Wie kann man sich im höheren Alter geistig fit halten?

Den Höhepunkt unserer geistigen Leistungsfähigkeit haben wir für gewisse mentale Fähigkeiten bereits mit 25 Jahren erreicht. Danach nimmt die Leistungsfähigkeit ab. Während junge Menschen den Leistungsabfall noch nicht bemerken und sich darüber auch keine Gedanken machen, sorgen sich ältere Menschen oft um ihren mentalen Zustand. Doch gibt es effektive Methoden, um sich möglichst lange geistig fit zu halten?

Die durchschnittliche Lebenserwartung wird immer länger. Im Jahr 2050 werden schätzungsweise über eine Milliarde Personen älter als 65-jährig sein. Mit zunehmendem Alter nehmen auch bei gesundem körperlichem Zustand das Gedächtnis, die geistige Flexibilität und die Denkgeschwindigkeit ab. Diese Verschlechterung hat einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität im letzten Lebensabschnitt.

In der Forschung wurden viele Anstrengungen unternommen, um effektive Trainingsinterventionen zu finden, die es erlauben, im höheren Alter möglichst lange die geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten. Doch leider gibt es bis heute noch kein Standardrezept. In einer kürzlich erschienenen Studie verglich eine chinesische Forschergruppe unter der Leitung von Chunbo Li zwei unterschiedliche Trainingsarten. Sie teilten 270 gesunde Chinesen im Alter von 65 bis 75 Jahren zufällig in 3 Gruppen ein. Die erste Gruppe trainierte während drei Monaten zweimal pro Woche Aufgaben zum logischen Schlussfolgern. Die zweite Gruppe trainierte im gleichen Zeitraum mehrere unterschiedliche Aufgaben zum logischen Schlussfolgern, Gedächtnis, Karten lesen, Handwerken und betätigte sich körperlich. Mit der Kontrollgruppe wurde kein Training durchgeführt. Es zeigte sich, dass beide Trainingsgruppen ihre Leistungsfähigkeit kurzfristig steigern konnten, die Leistungssteigerung jedoch vor allem bei derjenigen Gruppe, die verschiedene Aufgaben trainierte, langfristig aufrechterhalten konnte.

Die Kombination unterschiedlicher Trainingsaufgaben gilt zurzeit als vielversprechend, da diese Art des Trainings möglicherweise die Alltagsanforderungen am besten abdeckt. Ein abwechslungsreicher, herausfordernder Alltag stellt in dem Sinne ein natürliches Training dar. Ähnlich wie die körperliche Fitness, die aufgrund fehlender physischer Aktivität abnimmt, verschlechtert sich auch die mentale Leistungsfähigkeit ohne regelmässige Beanspruchung: Use it or lose it. Wie ein optimales Trainingsprotokoll gestaltet werden muss, ist weiterhin Gegenstand der aktuellen Forschung.

 

Quellen:

Cheng, Y., Wu, W. Y., Feng, W., Wang, J. Q., Chen, Y., Shen, Y., . . . Li, C. B. (2012). The effects of multi-domain versus single-domain cognitive training in non-demented older people: a randomized controlled trial. BMC Medicine. 10:30. doi: 10.1186/1741-7015-10-30
Hultsch, D.F., Hertzog, C., Dixon, R.A., & small, B.J. (1999). Use it or lose it: Engaged lifestyle as a buffer of cognitive decline in aging? Psychology and Aging, 14, 245-263.