„Die da oben machen doch, was sie wollen“ - Wie unser Konzept von Vertikalität unsere Beurteilung von Hierarchien beeinflusst
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Könige stets erhöht sitzen? Geht es dabei wirklich nur darum, dass sie einen besseren Überblick haben und auch besser gesehen werden? Es ist vielmehr auch ein Indikator von Macht und Stärke, „über den Dingen“ stehen zu können und sich „an der Spitze“ von bestimmten Gruppen zu befinden.
Hierarchien werden zumeist so dargestellt, dass diejenigen Personen, die "die Oberen" einer Organisation sind, auch weiter oben zu finden sind. Steffen Giessner und Thomas Schubert (2007) haben in einem besonders cleveren Experiment zeigen können, inwiefern Abstände in der vertikalen Dimension zu Änderungen in der Einschätzung von Macht führen können. Diese Autoren haben ihren Versuchspersonen jeweils eine von zwei Versionen eines simplen Organigramms mit einem Manager und seinen fünf Mitarbeitern gezeigt. Die kritische Manipulation war hierbei, dass in der einen Version die Linie, die vom Manager zu seinen Mitarbeitern nach unten führte, länger war als in der anderen Version. Die Personen, für die der Manager besonders weit über seinen Mitarbeitern auf dem Organigramm stand, schätzten die Macht des Managers als größer ein als diejenigen, die einen geringeren Abstand sahen. Evolutionsbiologisch motivierte Theorien erklären solche Unterschiede in der Bewertung damit, dass wir größere Menschen (insbesondere Männer) als mächtiger und stärker wahrnehmen. Dies wiederum könnte durch die Muskelmasse vermittelt sein, die wir größeren Menschen eher zusprechen als kleineren.
Eine andere interessante Studie, die im weiteren Sinne mit dieser Forschung zusammenhängt, wurde von Brian Meier und Sarah Dionne (2009) durchgeführt: Diese Forscher haben ihren heterosexuellen Versuchspersonen Bilder von Personen des jeweils anderen Geschlechts präsentiert und diese dann hinsichtlich der Attraktivität einschätzen lassen. Die Position, auf der das jeweilige Foto präsentiert wurde, war entweder im oberen oder im unteren Bereich des Bildschirms. Die Frauen, die auf den Bildern gezeigt wurden, wurden von den männlichen Versuchspersonen als attraktiver eingeschätzt, wenn sie am unteren Bildrand erschienen. Umgekehrt verhielt es sich mit den Einschätzungen der Teilnehmerinnen: Sie fanden diejenigen Männer besonders anziehend, deren Fotos am oberen Bildrand gezeigt wurden.
Fazit: Die vertikale Dimension ist (in unserer westlichen Kultur) mit Macht und Stärke verknüpft. Wenn etwas weiter oben angeordnet ist, wird es als bedeutender und somit mächtiger wahrgenommen.
Quellen:
Autor*innen
Artikelschlagwörter
Blog-Kategorien
- Corona (27)
- Für-Kinder (0)
- In-eigener-Sache (8)
- Interviews (11)
- Rechtspsychologie (24)
- Sozialpsychologie (216)
- Sportpsychologie (37)
- Umweltpsychologie (22)