Die „Könige“ der Chefetage – Noble Nachnamen erhöhen die Chance aufs Management.
Sie dachten immer Manager werden zu Managern, weil sie intelligent sind, gut rechnen, strategisch denken und Mitarbeiter führen können? Mag sein. Es könnte aber auch an etwas weitaus Simplerem liegen: dem Nachnamen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Berufstätige eine Position im Management ergattern, steigt für all jene unter uns, die Kaiser, König, Fürst oder auch Herzog heißen. Sie sinkt hingegen für Frau Bauer und Herrn Koch.
Dass physisch größere Menschen besser bezahlte, renommiertere Berufe ausüben, wusste man. Dass Menschen mit dominanteren Gesichtszügen mehr Erfolg in ihren Wirtschafts- und Rechtsberufen haben, wusste man auch. Aber allein der Nachname soll jetzt beeinflussen, mit welcher Wahrscheinlichkeit Personen zu Managern werden? Das wusste man bislang nicht.
Die beiden Forscher R. Silberzahn und E. Uhlmann aus Cambridge und Paris gingen kürzlich genau dieser These nach. Sie postulierten, dass Arbeitende in Deutschland mit den Namen Kaiser, Fürst, Baron, König oder Herzog eher den Sprung ins Management schaffen als Personen mit den Namen Bauer, Koch oder Bäcker. An ca. 220.000 Profilen der Webseite Xing untersuchten die Autoren, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Berufstätige in Abhängigkeit ihres Nachnamens als Manager/-in arbeiten. Es zeigte sich etwas Erstaunliches: Unter 100 Berufstätigen mit nobel klingenden Nachnamen befinden sich fast drei Manager mehr (2,7%) als im Schnitt erwartet. Im Gegenteil finden sich unter 100 Berufstätigen mit weniger noblen Nachnamenwie Bäcker, Bauer oder Koch ca. ein Manager weniger (1,1%) als im Schnitt erwartet. Den nachteiligen Effekt fanden die Autoren insbesondere für Namen, die auch heute noch weniger statusreiche Berufe bezeichnen. Also für Herrn Bauer, Bäcker oder Koch und eben nicht für den Schäfer oder Wagner (s. Wagenmacher).
„Warum?“ mögen sich einige unter Ihnen fragen. Eine berechtigte Frage. Warum sollte der Nachname einer Bewerberin oder eines Bewerbers einen Einfluss auf die Managementchancen haben? Kurzgesagt, man weiß es nicht. Silberzahn und Uhlmann spekulieren jedoch über zwei Prozesse: Zum einen könne es sein, dass Vorgesetzte qualitativ gleichwertige Arbeit dann besser bewerten, wenn die Arbeit von Frau König und eben nicht von Frau Koch abgeliefert wird. Der Name ist Programm; die positiven Aspekte, die wir mit „König“ verbinden, beeinflussen unsere Wahrnehmung der Mitarbeiterleistung. Zum anderen könne es sein, so die Autoren, dass Frau König aufgrund ihres noblen Nachnamens auch tatsächlich eine bessere Leistung erbringt, sich mehr anstrengt und überhaupt erst eine Karriere im Management anstrebt. Weitere experimentelle Forschung ist zwingend erforderlich, um die Gründe für den Namenseffekt näher zu erörtern.
Für die hart arbeitenden unter Ihnen, die (noch) keinen noblen Nachnamen vorzeigen können, sei noch auf zwei bekannte Ausnahmen verwiesen: Zum einen war der Ackermann im Jahr 2009 mit €9.55 Millionen jährlich (26.000€ täglich) der bestbezahlte Vorstandsvorsitzende aller DAX-Unternehmen. Und zum anderen hat es „unser Franz“ ja schließlich auch noch vom Beckenbauer zum „Kaiser“ geschafft.
Angesichts einer in der Zwischenzeit erschienenen neuen Studie erscheinen die oben dargestellten Ergebnisse nicht haltbar. Lesen Sie hier unsere Darstellung der neuen Studie.
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