A Hug a Day Keeps the Doctor Away?

Können Umarmungen das Immunsystem stärken und uns vor den gesundheitsgefährdenden Auswirkungen von Stress schützen?

Free HugsFree Hugs von J3SSL33 via Flickr ( https://www.flickr.com/photos/eelssej_/394781835) cc (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)Konkurrieren mit den Kolleg*innen um die neu zu besetzende Stelle? Streit mit den Freund*innen, weil man zu wenig Zeit miteinander verbringt? Ärger mit der Familie wegen alltäglicher Kleinigkeiten? Und dann auch noch krank geworden? Viele Menschen kennen diese Situationen. Im Alltag ist man häufig unterschiedlichsten Stressoren ausgesetzt.

Aus der Forschung wissen wir, dass zwischenmenschliche Stressoren wie Konflikte und Streit nicht nur einen negativen Effekt auf das psychische Wohlbefinden haben, sondern auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, krank zu werden (Cohen, Tyrell & Smith, 1991). Einige Studien sind daher der Frage nachgegangen, wie diesen negativen gesundheitlichen Folgen von Stress vorgebeugt werden kann. Ihre Ergebnisse zeigen, dass beispielsweise die wahrgenommene soziale Unterstützung gegen die negativen Folgen von Stress (wie z. B. Depression und Angst) schützen kann. Dabei werden unter der sozialen Unterstützung die psychologischen und materiellen Ressourcen verstanden, die unsere Familie und unsere Freund*innen als unser soziales Netz für uns bereithalten. Der bisherige Fokus der Forschung lag dabei auf der persönlichen Wahrnehmung von sozialer Unterstützung. Konkretes unterstützendes Verhalten des Umfeldes wurde dagegen nur selten untersucht. Ein solches konkretes unterstützendes Verhalten stellen Umarmungen dar.

Einige Forscher*innen nehmen an, dass durch nichtsexuellen Körperkontakt Empathie, Fürsorge und Beruhigung vermittelt werden können. Cohen und seine Kolleg*innen (Cohen et al., 2015) wollten dieser Vermutung empirisch auf den Grund gehen und stellten sich deshalb die Frage, ob Umarmungen das Immunsystem stärken können und infolgedessen möglicherweise häufige Umarmungen den negativen gesundheitlichen Folgen von Stress vorbeugen können.

Um dies zu untersuchen, wurden insgesamt 404 freiwillige, gesunde Männer und Frauen im Alter von 18 bis 55 Jahren unter kontrollierten Bedingungen über Nasentropfen mit einem Virus in Kontakt gebracht. 14 Tage vor dem Kontakt mit dem Virus gaben die Freiwilligen jeden Abend per Telefon an, ob sie im Verlaufe des Tages zwischenmenschlichen Konflikten oder Spannungen ausgesetzt waren und ob sie heute schon umarmt worden waren. Nach dem Viruskontakt wurden die Freiwillen 6 Tage lang auf verschiedene Krankheitssymptome hin untersucht. Beispielsweise wurde die Schleimproduktion der Erkrankten anhand des Gewichts der von ihnen benutzten Taschentücher geschätzt. Mit einem Geschmackstest sollte außerdem ermittelt werden, inwiefern die Nase der Proband*innen verstopft war. Hierfür wurde die Zeit gemessen, bis die Teilnehmer*innen eine in die Nase verabreichte Zuckerlösung schmecken konnten. 

Die Infektions- und Erkrankungsrate der Versuchspersonen wurde dann 28 Tage nach dem Viruskontakt bestimmt. Dazu wurde die Anzahl der Antikörper im Blut der Teilnehmenden gemessen.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich 78 % der Teilnehmer*innen  tatsächlich mit dem Virus infiziert hatten. Die Auswertung der zu Beginn geführten Telefoninterviews ergab, dass Personen, die häufiger von Konflikten berichteten, auch häufiger erkrankten. Wer aber oft umarmt wurde, entwickelte insgesamt weniger Krankheitssymptome und das Risiko, sich mit dem Virus zu infizieren, war geringer und das unabhängig davon, wie viel Stress er oder sie in der Testphase ausgesetzt war.

Cohen und seine Kolleg*innen schließen daraus, dass zwischenmenschlicher Stress in Zusammenhang mit Erkrankungen steht, häufige Umarmungen allerdings die negativen Folgen von Stress abmildern können.
Und was heißt das nun für den Alltag? Lassen Sie sich an besonders stressigen Tagen einmal öfter umarmen, das hilft nicht nur dem psychischen Wohlbefinden sondern hält auch noch gesund.
Wurden Sie heute schon von jemandem umarmt?

Quellen:

Cohen, S., Janicki-Deverts, D., Turner, R. B. & Doyle, W. J. (2015). Does hugging provide stress-buffering social support? A study of susceptibility to upper respiratory infection and illness. Psychological Science, 26, 135-147.

Cohen, S., Tyrrell, D. A. J. & Smith, A. P. (1991). Psychological stress and susceptibility to the common cold. New England Journal of Medicine, 325, 606-612.