„Baby, sleep well in your Bettgestell!“ – aber wo sollen wir das Bettgestell nur hinstellen?
Beistellbett, Familienbett, Gitterbett… Werdende Eltern werden überflutet von einer Fülle an Produkten für Babys Schlaf. Aber was sagt eigentlich die Forschung dazu? Welchen Einfluss hat Nähe zu den Eltern auf die Regulationsfähigkeit der Kleinen?
Als werdende Eltern wühlen wir uns durch die Angebote von Fachmärkten für Babybettchen in jeglicher Form, Farbe und Preisklasse. Eine wichtige Entscheidung dabei ist, wo unser Baby schlafen soll. In seinem eigenen Bettchen, was abgetrennt von uns steht? Oder doch lieber in einem Beistellbett, wo wir direkt Kontakt zu ihm haben? Wie wirkt sich Nähe zu uns auf unser Baby aus?
Dieser Frage gingen WissenschaftlerInnen eines internationalen Forschungsprojekts nach (Raghunath et al., 2020). Sie untersuchten die Regulationsfähigkeit von 1-3 Monate alten Babys, die entweder immer bei ihren Eltern im (Beistell-)Bett, immer im gleichen Zimmer, aber außerhalb der unmittelbaren Reichweite der Eltern, oder immer alleine in einem anderen Zimmer schliefen. In der Studie ließ das Forschungsteam 24 Babys für je etwa 5 Minuten in allen drei dieser verschiedenen Positionen schlafen. Für die Studie schliefen die Babys also auch in zwei Positionen, die sie so nicht kannten.
Die Regulationsfähigkeit der Kleinen wurde über ein sogenanntes Elektrokardiogramm (EKG) gemessen, d.h. mittels am Baby angebrachten Sensoren, die u.a. den zeitlichen Abstand zwischen zwei Herzschlägen aufzeichneten. Zwei Maße waren wichtig: die Zeit zwischen zwei Herzschlägen im Mittel und die Flexibilität dieser zeitlichen Abstände. Längere und flexiblere Abstände deuten dabei auf einen Zustand von Beruhigung hin, also eine Art der Selbstregulation der Babys.
Ganz unabhängig davon, in welcher der drei Positionen die Babys in der Studie schliefen, beeinflusste vor allem die Schlafposition, in denen die Babys normalerweise zu Hause schliefen, den zeitlichen Abstand zwischen zwei Herzschlägen: Babys, die immer ganz nah bei den Eltern schliefen, hatten den größten Abstand zwischen zwei Herzschlägen. Einen mittleren Abstand hatten Kinder, die mit Distanz zu ihren Eltern schlummerten. Den kleinsten Abstand zeigten Babys, die alleine in einem anderen Zimmer träumten. Diese Befunde deuten auf eine bessere Selbstregulation der Säuglinge hin, die normalerweise ganz dicht bei den Eltern nächtigen.
Die Ergebnisse bezüglich der Flexibilität des Herzschlags waren nicht eindeutig, da die Kinder unterschiedlich auf die verschiedenen Schlafpositionen in der Studie reagierten. Es geht nicht klar aus den Ergebnissen hervor, ob die Situation in der Studie die Babys stresste und welchen Einfluss die allgemeine Selbstregulationsfähigkeit der Babys hatte.
Diese Studie untersucht nur einen kleinen Teil des komplexen Babyschlafs und will und soll Eltern nicht in ihren ganz persönlichen Entscheidungen verunsichern. Sie basiert auch nur auf Daten von ein paar Minuten Babyschlaf und hat sich zum Beispiel nicht angeschaut, wie Eltern auf ihre Kinder – ganz egal, wo sie einschlafen – bei nächtlichen Wachphasen reagieren. Es ist noch viel weitere Forschung nötig, um sich wissenschaftlich dem Thema zu nähern.
Dass am Ende unser Kind auch noch ein Wörtchen mitreden wird, verdrängen wir bisher gekonnt. Wir können uns aber in etwa vorstellen, was passieren wird, wenn unser Baby entscheidet, ausschließlich auf unserem Arm einzuschlafen…
Quelle:
Raghunath, B. L., Azhari, A., Bornstein, M. H., Setoh, P., & Esposito, G. (2020). Experimental manipulation of maternal proximity during short sequences of sleep and infant calming response. Infant Behavior and Development. https://doi.org/10.1016/j.infbeh.2020.101426
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Eigene Darstellung der Autorin
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