Das Singleleben im Wandel der Zeit: Warum Jugendliche heute zufriedener sind
Die Heiratsraten sinken, die Scheidungsraten steigen und immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für ein Leben als Single. Das Singleleben erlebt einen bemerkenswerten Wandel. Doch sind Singles heute auch zufriedener als früher?
Im Vergleich zur Generation unserer Großeltern heiraten heutzutage immer weniger Menschen, während sich mehr scheiden lassen ( OECD, 2022). Gleichzeitig empfinden immer mehr Menschen das Singleleben als völlig normal und genießen die individuelle Freiheit, die es mit sich bringt (Tillman et al., 2019). Es scheint fast so, als ob das Singleleben gesellschaftstauglicher geworden ist.
Eine kürzlich erschienene Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, ob Menschen heutzutage zufriedener sind mit ihrem Singleleben als vor 10 Jahren (Gonzalez Avilés et al., 2024). Das Forschungsteam nutzte Angaben von insgesamt 2,936 Teilnehmer:innen verschiedener Geburtsjahrgänge aus einer großangelegten repräsentativen Studie in Deutschland, die seit dem Jahr 2008 jährlich Personen zu ihrem Familien-, Beziehungs- und Singleleben befragt. Das Forschungsteam verglich Daten aus zwei Zeiträumen, nämlich von 2008 bis 2011 und von 2018 bis 2021, um Unterschiede in der Zufriedenheit zwischen gleichaltrigen Singles zu identifizieren, deren Geburtsjahrgänge um 10 Jahre auseinanderliegen.
Tatsächlich zeigte sich eine Veränderung in der Zufriedenheit von Singles, jedoch nur in der jüngsten Altersgruppe, den Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren. Jugendliche der Geburtsjahrgänge 2001-2003 waren etwas häufiger partnerlos als jene, die zwischen 1991 und 1993 geboren wurden, und berichteten zudem eine höhere Zufriedenheit mit ihrem Singleleben, auch wenn die Unterschiede eher gering ausfielen. Zusätzliche Analysen des Forschungsteams ergaben, dass Jugendliche heutzutage einen geringeren Wunsch nach einer Beziehung verspüren als früher. Dies könnte unter anderem auch den Anstieg der Zufriedenheit unter Singles erklären, denn Personen mit einem geringeren Wunsch nach einer Beziehung sind oft zufriedener mit ihrem Leben als diejenigen, die sich stark nach einer Partnerschaft sehnen (Kislev, 2021).
Diese Veränderungen in der Häufigkeit und Zufriedenheit von Singles zeigen sich nicht bei den 24- bis 40-jährigen Erwachsenen. Vermutlich ist der Singlestatus vor allem unter Jugendlichen normativer geworden, da sie aufgrund ihres intensiveren Kontakts mit Gleichaltrigen und sozialen Medien häufiger auf andere partnerlose Jugendliche und Erwachsene stoßen. Es könnte aber auch sein, dass Jugendliche heutzutage den Beginn einer ernsten Beziehung hinauszögern und stattdessen mehr Wert auf persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung legen. Möglicherweise sind die Veränderungen im Singleleben von Erwachsenen langsamer und werden sich erst in der Zukunft deutlicher zeigen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Singleleben, zumindest bei Jugendlichen, einem Wandel unterliegt. Jugendliche wünschen sich heutzutage seltener eine Beziehung, sind häufiger partnerlos und auch zufriedener mit ihrem Singleleben als früher. Somit scheint der Singlestatus bei Jugendlichen insgesamt gesellschaftlich anerkannter und akzeptierter geworden zu sein.
Literaturverzeichnis
Gonzalez Avilés, T., Bühler, J. L., Brandt, N. D., & Neyer, F. J. (2024). Today’s adolescents are more satisfied with being single: Findings from a German cohort-sequential study among 14- to 40-year-olds. Personality and Social Psychology Bulletin. https://doi.org/10.1177/01461672241257139
OECD. (2022). SF3.1: Marriage and divorce rates [PDF file]. https://www.oecd.org/els/family/SF_3_1_Marriage_and_ divorce_rates.pdf
Tillman, K. H., Brewster, K. L., & Holway, G. V. (2019). Sexual and romantic relationships in young adulthood. Annual Review of Sociology, 45, 133–153. https://doi.org/10.1146/annurev- soc-073018-022625
Kislev, E. (2021). Reduced relationship desire is associated with better life satisfaction for singles in Germany: An analysis of pairfam data. Journal of Social and Personal Relationships, 38(7), 2073–2083. https://10.1177/02654075211005024
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