Fußballergebnisse vorhersagen
Das Tippspiel ist in die Zielgerade eingebogen. Auch Fußballexperte Prof. Memmert hat sich unserem Spiel gestellt. Dabei hat er nicht aus dem Bauch getippt, sondern die Ergebnisse aus einem statistischen Modell vorhergesagt. Welche Parameter er berücksichtigt hat, erklärt er in diesem Blog.
Viele Deutsche haben auch wieder bei der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien versucht, den Ausgang der Vorrunden-Spiele und weiteren Qualifikationsspiele bis hin zum Endspiel am 13. Juli in kleineren Tippgemeinschaften mit FreundInnen oder KollegInnen vorauszusagen. Die Sportwissenschaft beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit Vorhersagemodellen, um den Ausgang von Fußballspielen mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten vorherzusagen.
Dabei haben zahlreiche Studien zunächst gezeigt, dass langjährige Fußballerfahrung oder ein besonderes Wissen über Fußball die Chancen beim Tippen nicht wesentlich erhöhen. Personen, die regelmäßig Geld auf den Ausgang von Fußballspielen setzen, tippen im Großen und Ganzen nicht anders als aktive FußballspielerInnen, sogenannte Fußball-ExpertInnen oder Menschen, die angeben, sich nicht für Fußball zu interessieren. Überraschenderweise gibt es in unseren Daten aber eine leichte Tendenz, dass die GamblerInnen häufiger genau das exakte Ergebnis korrekt vorausgesagt haben. Unterschiede zwischen FußballexpertInnen und LaiInnen gibt es aber bei der Einschätzung fußballspezifischer Parameter, wie beispielsweise Tore und Eckbälle. Nicht-Fußball-Interessierte täuschen sich stärker bei der Einschätzung vom prozentuellen Ballbesitz pro Mannschaft im Gegensatz zu aktiven FußballspielerInnen und TipperInnen. Ein interessanter Befund ist darüber hinaus, dass sich ExpertInnen viel sicherer bei ihren eigenen Einschätzungen sind. Dies gilt sowohl für das Vorhersagen von Spielergebnissen als auch beim Tippen der Anzahl von Eckbällen und Torchancen sowie beim prozentuellen Ballbesitz pro Mannschaft. Obwohl Nicht-FußballkennerInnen und FußballexpertInnen also ähnlich tippen, haben Expertinnen in ihre Tipps ein viel größeres Vertrauen. Oder anderes formuliert: Sie überschätzen sich ständig (Anm. der Red.: Andersson, Memmert & Popovicz, 2009)!
Aus bisherigen Studien weiß man aber auch, dass das Tippen nach der FIFA-Fußballweltrangliste eine gute Möglichkeit darstellt, die eigenen Ergebnisse zu optimieren. Überraschenderweise kennen professionelle Fußball-TipperInnen diese aber nicht wesentlich besser als LaiInnen. Zur Erinnerung: Weltranglistenerster (Anm. der Red.: Zu Zeitpunkt der Tippabgabe) ist Spanien mit 1460 Punkten, gefolgt von Deutschland (1340) und Portugal (1245), die vollständige Rangliste kann unter http://de.fifa.com/worldranking/rankingtable/ nachgelesen werden.
Ganz aktuelle und laufende Studien unseres Instituts zeigen aber auch, dass neben vergangenen Erfolgen von Nationen (abgebildet durch die FIFA-Fußballweltrangliste) auch das zukünftige Entwicklungspotenzial dieser Mannschaften (abgebildet durch aktuelle Wettquoten) eine wesentliche Vorhersagekraft haben kann. Laut einem mathematischen Vorhersage-Modell basierend auf der Masterarbeit von Fabian Wunderlich hat die eindeutig besten Chancen auf den Weltmeistertitel Gastgeber Brasilien. Die Mannschaften aus Argentinien, Deutschland und Spanien hätten ebenfalls gute Aussichten auf den Titel.
Wir haben kurz vor der WM auf der Basis eines neuartigen Modells, was die Vergangenheit (= Weltrangliste) und die Zukunft (= Wettquoten) berücksichtigt, noch genauere Aussagen und Voraussage-Wahrscheinlichkeiten machen können. Dies ist wichtig, da beide Ansätze relativ konträr sein können. Beispielsweise ist Griechenland in der Weltrangliste mit Platz 10 deutlich besser platziert als Gruppengegner Japan (Platz 47), der Wettmarkt hingegen räumt den Japanern eine ca. doppelt so große Chance ein, Weltmeister zu werden als den Griechen.
Mein Rat fällt deshalb einfach aus: Besorgen Sie sich die FIFA-Weltrangliste, berücksichtigen Sie aber auch aktuelle Wettquoten, halten Sie sich beim Tippen im Wesentlichen daran und trauen Sie keinen FußballexpertInnen – diese sind noch lange keine Tipp-ExpertInnen!
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