Hey, Baby, lass‘ uns zusammen lachen!
Sehen wir andere Menschen lachen, lachen wir oft mit. Diese Fähigkeit, die emotionalen Gesichtsausdrücke unseres Gegenübers spiegeln zu können, scheint uns dabei zu helfen, andere besser zu verstehen. Eine aktuelle Studie zeigt: Schon Babys im Alter von 7 Monaten ahmen Gesichtsausdrücke Erwachsener nach. Dazu messen ForscherInnen die Aktivität der Gesichtsmuskeln.
Um nachzuvollziehen, wie sich andere fühlen, schauen wir erst einmal ins Gesicht: Ein Lächeln weist auf gute Laune hin, eine Träne auf Traurigkeit. Erwachsene spiegeln dabei den emotionalen Gesichtsausdruck einer anderen Person: Sehen wir eine andere Person lachen, so lachen wir oft mit. Doch wann entwickelt sich diese Fähigkeit bei Babys? Dieser Frage gingen Forschungsteams aus Deutschland, England und Italien nach. Sie zeigten Babys Videos von Gesichtern, welche glücklich, ängstlich oder wütend schauten. Dabei wollten sie messen, wie sehr die Babys diese emotionalen Gesichtsausdrücke spiegeln. Solche Reaktionen im Gesicht sind allerdings oft sehr klein und damit nicht sichtbar. Deswegen bedienten sich die Forschenden eines Tricks: Mithilfe der sogenannten Elektromyographie maßen sie über Sensoren, die den Kindern ins Gesicht geklebt wurden, die elektrische Aktivität der Gesichtsmuskeln.
Einer dieser Sensoren wurde zum Beispiel unterhalb des Auges aufgeklebt. Der Sensor maß die Aktivität des Musculus zygomaticus major. Dieser Muskel wird angespannt, wenn man die Mundwinkel nach oben zieht, also lächelt, und positive Emotionen zeigt.
Die Gesichtsmuskulatur von 4 Monate alten Babys machte keinen Unterschied zwischen den drei unterschiedlichen Emotionen. Bei 7 Monate alten Säuglingen zuckte besonders der Muskel unterhalb des Auges, wenn sie glückliche Gesichter sahen – sie lächelten also mit. Zudem reagierte ein Muskel auf der Stirn auf ängstliche Gesichter. Jener ist für das Anheben der Stirn bei negativen Emotionen verantwortlich. Wütende Gesichter lösten Aktivierung auf mehreren Sensoren gleichzeitig aus, auch auf dem Sensor, der Lächeln registrierte.
Säuglinge ahmen die Gesichtsausdrücke anderer also nicht unbedingt 1:1 nach. Vielmehr vermuten die AutorInnen, dass sich in der Aktivität der Gesichtsmuskeln eine Art grundlegendes Verständnis davon wiederspiegelt, was einem der Gesichtsausdruck der anderen Person sagen möchte und was das für einen bedeutet. Dieses Verständnis und die Fähigkeit, die Gefühle im eigenen Gesicht zu spiegeln, scheint sich bedeutend im ersten Lebensjahr zu entwickeln.
Ob die Babys die verschiedenen Gefühlszustände auch anders erleben und mitfühlen, oder ob nur die Muskeln reagieren, bleibt eine sehr spannende offene Frage.
Quelle:
Kaiser, J., Crespo-Llado, M. M., Turati, C., & Geangu, E. (2017). The development of spontaneous facial responses to others’ emotions in infancy: An EMG study. Scientific Reports, 7(1), 17500. https://doi.org/10.1038/s41598-017-17556-y
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