„Mein Herz schlägt schneller als deins“ – Entscheidet der Herzschlag über die Entwicklung eines Kindes?
Wie wird sich mein Kind entwickeln? Diese Frage beschäftigt wahrscheinlich alle werdenden Eltern. Doch gibt es Anhaltspunkte, anhand derer man die Entwicklung bereits während der Schwangerschaft vorhersagen kann? Mit dem Herzschlag scheint dies zumindest teilweise möglich zu sein.
Menschen unterscheiden sich in der Schnelligkeit ihres Herzschlags, der sogenannten Herzrate, und ihrer Herzratenvariabilität, also, wie sehr sich die Geschwindigkeit des Herzschlags verändert. Diese Unterschiede können bereits während der Schwangerschaft bei den ungeborenen Kindern beobachtet werden. Eine Forschungsgruppe um Janet DiPietro hat 2007 eine Studie veröffentlicht, in der untersucht wurde, ob es einen Zusammenhang zwischen den Herzschlag-Mustern eines Babys im Bauch der Mutter und dem Entwicklungsstand dieses Kindes im Alter von zwei bis drei Jahren gibt. Die Studie ergab, dass vor allem die Herzratenvariabilität vor der Geburt mit der geistigen und sprachlichen Entwicklung des Kindes im dritten Lebensjahr zusammenhängt. Besonders gut entwickelt waren dabei später die Kinder, die vor der Geburt eine große Herzratenvariabilität hatten, also, bei denen die Spanne zwischen schnellem Schlagen und langsamem Schlagen besonders groß war. Den Forschenden gelang es also, die Entwicklung anhand des Herzschlags vor der Geburt vorherzusagen.
Bedeutet dies nun, dass die Entwicklung eines Kindes bereits vor der Geburt durch den Herzschlag vorherbestimmt ist? Diese Aussage kann man so nicht allgemeingültig formulieren. Die Gründe, die hinter dem in der Studie gefundenen Zusammenhang stecken, sind zurzeit noch nicht erforscht, und der Herzschlag ist nur einer von vielen Faktoren, die mit der Entwicklung eines Kindes zusammenhängen. Außerdem darf man nicht außer Acht lassen, dass die Studie nur einen Zusammenhang gefunden hat, was nicht mit Ursache und Wirkung gleichgesetzt werden kann. Der Herzschlag eines einzelnen ungeborenen Kindes bestimmt also keinesfalls seinen Entwicklungsverlauf. Im Großen und Ganzen sagt die Studie jedoch aus, dass es bereits vor der Geburt Anhaltspunkte dafür gibt, wie schnell sich ein Kind im Sprechen und Denken entwickeln wird.
Quelle:
DiPietro, J. A., Bornstein, M. H., Hahn, C., Costigan, K., & Achy-Brou, A. (2007). Fetal heart rate and variability: Stability and prediction to developmental outcomes in early childhood. Child Development, 78(6), 1788–1798.
Bildquelle:
Thedanw via Pixabay: https://pixabay.com/de/photos/musik-kinder-spielen-xylophon-818459/
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