Mutiges Mindset! Wie unser Mindset unsere Risikobereitschaft gegenüber Geldanlagen beeinflusst

Wie beeinflusst eigentlich unser Mindset unsere Investitionsentscheidungen? In diesem Blogpost erfährst du, warum es wichtig ist, dein Mindset zu kennen, bevor du eine Investitionsentscheidung triffst. So kannst du bewusstere Entscheidungen treffen und übermäßiges Risiko vermeiden.

Geld anzulegen und zu investieren kann eine Herausforderung sein, besonders bei der Entscheidung zwischen unterschiedlich riskanten Anlagemodellen. Zu verstehen, wie Menschen diese Entscheidung treffen, kann helfen, sie vor zu großen Risiken zu schützen und passende Anlageprodukte zu entwerfen.

Ein Faktor, der diese Entscheidung beeinflusst, ist das Mindset der Person. Personen mit einem Growth Mindset glauben, dass Persönlichkeit veränderbar sei. Personen mit einem Fixed Mindset glauben hingegen, Persönlichkeit sei wenig oder gar nicht veränderbar (Dweck, 2013). Ein aktueller Forschungsartikel zeigt, dass das Mindset die Risikobereitschaft beim Geldanlegen beeinflusst. Die Autor:innen des Artikels erfassten dazu in ihrer ersten Studie das Mindset von 61 Versuchspersonen. Durch ihre Zustimmung zu Aussagen wie „Menschen können die Art, wie sie sind, wesentlich verändern“ (Growth Mindset, übersetzt aus dem Englischen) oder „Menschen können Dinge unterschiedlich machen, aber die wichtigen Teile ihrer Person lassen sich nicht wirklich ändern“ (Fixed Mindset, übersetzt aus dem Englischen) wurde das Mindset der Versuchspersonen erfasst. Anschließend sollten die Versuchspersonen angeben, wie wahrscheinlich sie Geld in einen risikoreichen Aktienfond investieren oder mit einem festen, risikoarmen Zinssatz (4%) anlegen würden. Es zeigte sich, dass diejenigen, die eher ein Growth Mindset hatten, den Aktienfond präferierten, also die riskantere Investmentoption. Versuchspersonen, die eher ein Fixed Mindset hatten, präferierten die feste Geldanlage, also das geringere Risiko.

In weiteren Studien beeinflussten die Wissenschaftler:innen das Mindset ihrer Versuchspersonen aktiv. Dazu lasen die Versuchspersonen entweder einen Artikel über die Veränderlichkeit (Growth Mindset) oder die Stabilität (Fixed Mindset) von Persönlichkeit. Im zweiten Schritt schrieben die Versuchspersonen dann einen kurzen Aufsatz über den gelesenen Artikel. Anschließend erfassten die Wissenschaftler:innen das Mindset der Versuchspersonen, wobei sie die gleiche Vorgehensweise wie in der ersten Studie nutzten. Der Artikel über die Veränderlichkeit von Persönlichkeit führte bei den Versuchspersonen wie erwartet zu einem Growth Mindset. Genau wie in der ersten Studie präferierten die Versuchspersonen mit Growth Mindset risikoreiche Anlageprodukte. Der Artikel darüber, dass Persönlichkeit stabil und eher unveränderlich ist, führte zu einem Fixed Mindset. Entsprechend den Ergebnissen der ersten Studie präferierten die Versuchspersonen mit diesem Fixed Mindset eher risikoarme Anlageprodukte. Die Wissenschaftler:innen haben also nicht nur das Mindset, sondern indirekt auch die Risikopräferenz beeinflusst.

Wieso aber bevorzugen Personen mit Growth Mindset risikoreiche und Personen mit Fixed Mindset risikoarme Geldanlagen? Die Wissenschaftler:innen zeigten, dass das Mindset den Fokus beeinflusst, den die Versuchsteilnehmenden setzen. Ein Growth Mindset führte dazu, dass sich Versuchspersonen eher auf ihre Hoffnungen und Ziele konzentrierten und offen waren für große Ziele und positive Ergebnisse (Engl. Promotion Focus). Dementsprechend wollten sie Gewinne maximieren. Dies wiederum führte dann zur Präferenz von riskanteren Investmentoptionen. Ein Fixed Mindset hingegen führte dazu, dass sich die Versuchsteilnehmenden eher auf ihre Pflichten und Verantwortungen fokussierten und sich eher kleine Ziele setzten, um negative Folgen zu vermeiden (Engl. Prevention Focus). Dementsprechend wollten sie Verluste minimieren. Daraus resultiert eine Präferenz für risikoarme Anlageoption (Rai & Lin, 2019). Das Mindset beeinflusst also, welcher Fokus gesetzt wird, und das wiederum beeinflusst Investitionsentscheidungen.

Konsumierende sollten sich ihrem Mindset vor einer Investitionsentscheidung bewusstwerden und abwägen, ob ihr Mindset entsprechend ihrer finanziellen Situation zu guten oder eher schädlichen Anlagestrategien beiträgt. Zum Beispiel könnte ein Growth Mindset bei einer Person, die ihre Ersparnisse in den nächsten Monaten für eine dringende Anschaffung benötigt, zu einer übermäßig riskanten Anlagestrategie führen. Ein Fixed Mindset könnte hingegen bei einer Person, die Geld langfristig anlegen möchte und in naher Zukunft keine wichtigen Anschaffungen tätigen muss, zu einer risikovermeidenden Anlagestrategie und damit zu geringeren Erträgen führen. Auch für Finanzinstitute ist das Mindset interessant. Marketingkampagnen könnten Konsumierende entsprechend ihres Mindsets ansprechen oder versuchen, ihren Fokus zu verändern. Marketing für risikoreichere Investmentprodukte sollte dann eher Ziele und Wünsche kommunizieren (Promotion Focus), während sich Marketing für sicherere Anlageprodukte auf Pflichten und Verantwortungen konzentrieren sollte (Prevention Focus). Hier sollten jedoch ethische Aspekte im Vordergrund stehen um Konsumierende zu schützen und sie nicht zu schädlichem Investitionsverhalten zu motivieren (Rai & Lin, 2019).

Literaturverzeichnis

Dweck, C. S. (2013). Self-theories. Psychology Press. https://doi.org/10.4324/9781315783048

Rai, D., & Lin, C.-W. (2019). The influence of implicit self-theories on consumer financial decision making. Journal of Business Research, 95, 316–325. https://doi.org/10.1016/j.jbusres.2018.08.016

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