Neue Roboter im Unternehmen: Was Arbeitskräfte beschäftigt und wie Unternehmen unterstützen können

Die zunehmende Einführung von Robotern am Arbeitsplatz ist eine Entwicklung, die in vielen Industrieunternehmen Einzug hält. Doch wie reagieren die Beschäftigten auf diese technologischen Neuerungen? Häufig denkt man dabei sofort an die Angst vor Arbeitsplatzverlusten, die mit solchen Veränderungen einhergehen kann. Allerdings sind die Sorgen der Beschäftigten oft viel komplexer und vielschichtiger. Unternehmen haben hierbei verschiedene Möglichkeiten, diese Sorgen zu adressieren.

„Was macht der neue Roboter eigentlich? Wird meine Arbeit jetzt eintöniger?“ – So oder so ähnlich fragte mich ein Monteur eines Fertigungsbetriebs, an dessen Arbeitsplatz ein neuer industrieller Roboter eingeführt werden sollte. Der neue Industrie-Roboter, der im Rahmen eines Forschungsprojektes entwickelt wurde, bestand aus einer fahrerlosen Transportplattform und einem Greifarm. Dadurch konnte er Produktteile aus dem Lager greifen und transportieren. Darüber hinaus konnte er Werkskräfte auch bei der Montage von Maschinen in enger Zusammenarbeit unterstützen, indem er beispielsweise ein Metallteil festhielt, während es von einer Werkskraft verschraubt werden sollte.

Als Psychologe wurde ich damit beauftragt, die Zusammenarbeit zwischen Beschäftigten und neuen Industrie-Robotern zu optimieren. Zunächst dachte ich, dass meine Hauptaufgabe darin bestehen würde, die Angst vor Arbeitsplatzverlusten zu mindern – schließlich ist das ein häufig diskutiertes Thema, wenn es um neue Technologien geht. Doch in Gesprächen mit den Werkskräften stellte ich schnell fest, dass ihre Sorgen viel breiter gefächert sind: Da ging es auch um soziale Isolation, Sicherheitsbedenken und mehr.

Im Forschungs-Team leiteten wir daraufhin eine neue Studie in die Wege, um genauer zu verstehen, was die Beschäftigten bei der Einführung neuer Roboter bewegt (Leichtmann, Hartung, Wilhelm, & Nitsch, 2023). Wir befragten 556 Werkskräfte in produzierenden Unternehmen in Deutschland mit Fragebögen, die von der Einführung neuer industrieller Roboter betroffen wären.

Dabei bestätigte sich, dass ihre Sorgen vielfältig sind und sich nicht nur auf die Angst vor Arbeitsplatzverlusten beschränken. Neben einem allgemeinen positiven oder negativen Gefühl im Zusammenhang mit neuen Robotern, haben die Werkskräfte auch ganz konkrete Bedenken hinsichtlich sozialer Folgen angegeben, aber auch Sorgen zu Auswirkungen solcher Roboter auf die Arbeitsaufgabe.

Soziale Befürchtungen könnten natürlich durchaus besagte Angst vor Arbeitsplatzverlust sein. Werkskräfte machen sich aber zudem auch Sorgen darüber, dass man am Arbeitsplatz durch die Technik von den Kolleg*innen isoliert wird, beispielsweise indem man zunehmend von Maschinen umgeben ist und die Arbeitsplätze von Kolleg*innen weiter entfernt liegen. Eine andere Sorge sozialer Natur ist, dass menschliche Arbeit durch Automatisierung weniger wertgeschätzt wird.

Diesen sozialen Befürchtungen gegenüber stehen Sorgen bezüglich der Arbeitsaufgabe. Diese beziehen sich beispielsweise darauf, ob der Arbeitsplatz gefährlicher wird oder ob sich durch den neuen Roboter die Arbeitsleistung verschlechtern könnte – zum Beispiel, weil mit dem Roboter eine neue eigenständig arbeitende Maschine Einzug erhält, bei der man noch nicht einschätzen kann, wie sie handelt.

Wichtig zu betonen ist, dass dabei freilich nicht jede Werkskraft jede Sorge im gleichen Ausmaß teilt. Während manche Personen vielleicht stärker soziale Befürchtungen haben, sind diese bei anderen weniger ausgeprägt, haben dafür aber Sorge um Veränderungen in der Arbeitsaufgabe. Durch diese Vielfältigkeit an Einstellungen könnte es sein, dass einige Beschäftigte zwar optimistisch sind, dass sie ihren Arbeitsplatz behalten können, aber befürchten, dass die Arbeitsaufgaben unübersichtlicher werden und der Roboter die Abläufe durcheinanderbringt.

Darüber hinaus zeigen die Studienergebnisse, dass die Sorgen auch je nach Unternehmen unterschiedlich ausfallen. Beispielsweise sind Werkskräfte weniger besorgt, wenn sie vom Unternehmen durch Trainings und Informationsangeboten unterstützt werden, oder wenn sie ihren Führungskräften vertrauen. Es ist also wichtig, dass Unternehmen herausfinden, wie die Lage bei ihnen vor Ort ist und welche spezifischen Sorgen die Werkskräfte haben. Aus diesen Erkenntnissen können sie dann ableiten, wie sie Werkskräfte gezielt unterstützen können, um die neue Technologie erfolgreich einzuführen.

Mögliche Lösungsvorschläge wären die Anpassung der Arbeitsaufgaben oder Weiterbildungsmaßnahmen. Wenn Werkskräfte beispielsweise ihre Arbeit wegen der Veränderungen durch den Roboter nicht mehr als wertvoll erleben, dann lassen sich die Jobs vielleicht durch die Hinzunahme neuer Aufgaben wieder aufwerten. Bei Sicherheitsbedenken könnten passgenauere Sicherheits-Trainings mit der neuen Maschine hilfreich sein. Wenn Unternehmen sich darum bemühen, die Sorgen Ihrer Beschäftigten in Bezug auf Roboter zu verstehen, können sie proaktiv Lösungen entwickeln und so die Zufriedenheit der Beschäftigten erhalten.

Literaturverzeichnis

Leichtmann, B., Hartung, J., Wilhelm, O., & Nitsch, V. (2023). New short scale to measure workers’ attitudes toward the implementation of cooperative robots in industrial work settings: Instrument development and exploration of attitude structure. International Journal of Social Robotics, 15, 909–930. https://doi.org/10.1007/s12369-023-00996-0

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