Schlaf, Kindlein, Schlaf und erinnere dich
Viele Studien zeigen, dass Schlaf eine wichtige Rolle für das Gedächtnis spielt. Eine neue Studie konnte nun schon bei drei Monate alten einen positiven Effekt von Schlaf für die Erinnerungsleistung von Gesichtern zeigen.
Babys verbringen mehr als die Hälfte des Tages mit Schlafen. Frühere Studien haben gezeigt, dass Schlaf sich positiv auf die Lernleistung auswirkt. Es macht deshalb Sinn, dass Babys auch tagsüber häufig schlafen, um die enormen Mengen von neuen Informationen verarbeiten zu können. Diese Studien wurden aber erst mit Kindern ab sechs Monaten durchgeführt. Nun zeigt eine neue Studie, dass dieser positive Effekt von Schlaf schon im Alter von drei Monaten besteht. Dafür haben die Autoren/Autorinnen 45 Babys untersucht, welchen sie ein Zeichentrick-Gesicht mehrmals präsentiert haben, bis die Kinder nur noch kurz hinschauten (eine sogenannte Habituationsaufgabe). Die Hälfte der Kinder war für die nächsten 1,5 Stunden wach und hat diese Zeit zum Beispiel spielend verbracht. Die andere Hälfte machte in der Zeit ein Mittagsschläfchen. Danach wurde allen Kindern das Gesicht, zusammen mit einem neuen Gesicht präsentiert und es wurde gemessen, welches Gesicht sie länger anschauten. Babys haben eine Präferenz für Neues. Wenn die Kinder also das neue Gesicht mehr anschauen, dann kann man dadurch schließen, dass sie sich an das alte Gesicht „erinnern“. Tatsächlich hatten nur die Kinder, die geschlafen hatten, eine Präferenz für das neue Gesicht. Daraus schließen die Autoren/Autorinnen, dass nur die Babys, die geschlafen hatten, sich das Gesicht merken konnten. Die Kinder, die sich das Gesicht besonders schnell merken konnten, hatten während des Schlafens mehr langsame Spindeln – eine Schlafcharakteristik, die bei älteren Kindern und Erwachsenen mit Lernfähigkeit zusammenhängt.
Diese Resultate sprechen dafür, dass Kinder einen Mittagsschlaf brauchen, um sich nach zwei Stunden an ein Gesicht zu erinnern. Ein möglicher Grund dafür ist, dass das Gedächtnissystem bei Babys noch nicht so ausgereift ist und auf häufige Mittagsschläfchen angewiesen ist. Diese Ergebnisse zeigen, dass Schlaf auch schon im jüngsten Alter eine wichtige Rolle für das Gehirn spielt.
Quelle:
Horváth, K., Hannon, B., Ujma, P. P., Gombos, F., & Plunkett, K. (2017). Memory in 3‐month‐old infants benefits from a short nap. Developmental Science.doi: 10.1111/desc.12587
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