SMS im Unterricht = OMG! :-( fürs Lernen
Nun, wer hätte das gedacht? Jede/-r! So könnte das Fazit nach dem Lesen der beiden Experimente lauten, die Amanda Gingerich und Tara Lineweaver 2014 in der Fachzeitschrift „Teaching of Psychology“ veröffentlicht haben. Dennoch ist es schön, dass Lehrende nun eine (vermeintlich) wissenschaftliche Fundierung ihrer lang gehegten These präsentieren können: Das Schreiben und Empfangen von SMS während des Unterrichts wirkt sich hinderlich auf das Lernen aus!
Allerdings ist das Ganze vielleicht nicht ganz so einfach, wenn man sich denn die Mühe macht und in der Veröffentlichung nachliest, wie die Autorinnen ihre Annahmen überprüft haben. In diesen Experimenten folgte nämlich jeweils eine Hälfte der Versuchspersonen einem fest vorgegebenen Protokoll und sendete Kurznachrichten an eine andere Teilnehmerin oder einen anderen Teilnehmer während einer Unterrichtseinheit. Die andere Hälfte der Versuchspersonen kannte zwar auch das Protokoll, konnte sich während des Unterrichts allerdings voll und ganz auf den Inhalt der Lehre konzentrieren. Am Ende wurden neun Fragen zu den just gelehrten Inhalten gestellt und diejenigen, die während des Unterrichts keine SMS geschrieben hatten, schnitten besser ab als ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen. Ebenfalls waren ihre Einschätzungen, wie viele Fragen sie richtig beantworten können bzw. konnten optimistischer.
Für Lehrende ist dies insofern ein schönes Ergebnis, als sie ihren Studierenden Studien vorstellen können, die die Smartphoneverwendungim Unterricht minimieren sollten. Nach diesen Studien ist allerdings nicht klar, ob das Schreiben und Lesen von SMS einen spezifischen negativen Effekt auf das Lernen hat oder ob es ganz allgemein die Ablenkung war und das Konzentrieren auf eine alternative Aufgabe nach vorgegebenem Protokoll. Andersausgedrückt: Es war nicht unbedingt eine adäquate Kontrollgruppe vorhanden und die Umsetzung des SMS-Schreibens hätte ebenfalls variiert werden können. Ein härterer Test wäre zum Beispiel gewesen, einer Gruppe zu erlauben, während der Unterrichtseinheit SMS zu schreiben und zu lesen und einer anderen nicht. So hätten die Mitglieder dieser Gruppe selbst bestimmen können, wem sie welche Inhalte schickt. Eine vielleicht noch bessere Kontrollgruppe hätte Nachrichten auf Zettel geschrieben und auch Nachrichten auf Zetteln erhalten. So hätten die Autorinnen die Spezifität ihres Effektes überprüfen können.
Fazit
Sollten Sie in der Lehre beschäftigt sein, können Sie auf Basis dieser Studien Ihren Schülerinnen und Schülern oder Studierenden mitteilen, dass SMS im Unterricht eine Ablenkung bedeuten können, die für eine wichtige Klausur den entscheidenden Unterschied bedeuten können. Wenn Sie hin und wieder ein Auto steuern, sollten Sie sich der negativen Effekte von SMS während dieser Tätigkeit ebenfalls bewusst sein. Allerdings sollte diese Erkenntnis hoffentlich bereits vor der Kenntnis dieser Studien vorhanden gewesen sein.
Quellen:
Autor*innen
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