Steinzeitdiät – Schlüssel zur schlanken Linie?
Nur wenigen gelingt es, eine kalorienarmefettreduzierte Diät langfristig durchzuhalten. Eine von Jäger- und Sammlervölkern inspirierte Ernährung verspricht nun, trotz hohen Fettgehalts bessere Effekte zu erzielen – dank eines höheren Sättigungsgefühls.
Übergewicht ist heute deutlich weiter verbreitet als noch vor wenigen Jahrzehnten. Gemäß einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes waren 2013 62 % der deutschen Männer und 43 % der Frauen übergewichtig, was einem BMI von über 25 entspricht. Viele Ernährungsratgeber empfehlen als wichtigste Maßnahme, den Fettkonsum einzuschränken und somit die Gesamtkalorienmenge zu reduzieren. Typischerweise wird eine Ernährung basierend auf 60 % Kohlehydraten, 20 % Fett und 20 % Proteinen empfohlen. Kalorienarme fettreduzierte Diäten können jedoch leicht zu Heißhungerattacken führen und sind deshalb für viele Abnehmwillige nicht leicht langfristig durchzuhalten. Häufig kommt es nach anfänglichem Erfolg zum berüchtigten Jo-Jo-Effekt, man setzt die verlorenen Pfunde schnell wieder an. Als zentrale Frage erscheint also, wie eine Ernährung aussehen könnte, die sowohl zu einer Gewichtsreduktion führt als auch langfristig den Jo-Jo-Effekt verhindert. Ein neuer Ansatz zur Lösung des Problems untersucht, wie es Jäger- und Sammlervölkern gelingt, ein schlankes Gewicht aufrechtzuerhalten. In den über 200 Stämmen, die heute noch als Jäger und Sammler leben, kommt Übergewicht selten vor. Auch leiden diese Stämme nicht permanent an Hunger, wie oft fälschlicherweise angenommen wird. Interessanterweise besteht die Ernährung bei all diesen Stämmen zu weniger als 50 % aus Kohlehydraten. Bei Stämmen, die am nördlichen Polarkreis leben, liegt der Wert sogar nur zwischen 3 und 9 % (Ströhle & Hahn, 2011). Eine Studie aus Schweden untersuchte nun, wie sich eine Steinzeitdiät auf Gewichtsreduktion und das Hungergefühl auswirkt. Tommy Jönnson und KollegInnen von der Lund University wiesen übergewichtige PatientInnen mit Diabetes für drei Monate einer von zwei Diäten zu: Einer Steinzeitdiät (die ProbandInnen durften sich für drei Monate ausschließlich von Fleisch, Fisch, Eiern, Früchten, Gemüse, Wurzelgemüse und Nüssen ernähren, während Getreide- und Milchprodukte tabu waren) oder einer gängigen Diabetesdiät, die zwar ebenfalls reich an Früchten und Gemüse war, jedoch auch viele Getreideprodukten wie Vollkornbrot und Müsli enthielt und somit reicher an Kohlehydraten, aber ärmer an Proteinen und Fett war. Obwohl der Fettgehalt der Steinzeitdiät mit 39 % hoch lag, führte sie in den drei Monaten zu einer um 3 kg größeren Gewichtsreduktion als die Diabetesdiät. Als springender Punkt erscheint, dass bei der Steinzeitdiät eine größere und länger anhaltende Sättigung pro konsumierter Kalorie eintrat, womit schließlich insgesamt weniger Kalorien konsumiert wurden. Ziel einer diätischen Ernährung sollte somit sein, langandauernde Sättigung bei gleichzeitig hohem Genuss und geringer Kalorienaufnahme zu ermöglichen, um somit den frustrierenden Jo-Jo-Effekt zu verhindern. Der Vergleich mit der Ernährung von ursprünglich lebenden Gesellschaften kann bei der Suche nach einer solchen Ernährung hilfreich sein.
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2014/11/PD14_386_239.html
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