„Was, integrieren?! Ihr wollt uns assimilieren!“
Diese Textzeile aus dem Lied "Aber" von Eko Fresh nennt die beiden wichtigsten möglichen Präferenzen und Ergebnisse von Akkulturation. Zum Themenfeld der Akkulturation und der Frage, was u.a. Integration und Assimilation bedeuten, soll dieser Beitrag kurz eine Einführung geben.
Der Prozess des Aufeinandertreffens verschiedener Kulturen und daraus resultierender Veränderungen ist eine mögliche und zudem einfache Definition von Akkulturation (Sam & Berry, 2006). Die meisten Modelle zu Akkulturationsprozessen und -präferenzen fokussieren auf Migrierte und Mitglieder der aufnehmenden Gesellschaft. Ganz grob umrissen sind hierbei typischerweise zwei Faktoren wichtig: 1. Ein Kontakt zur jeweils anderen Gruppe ist gewünscht und entsteht (oder nicht). 2. Wichtige Aspekte der eigenen (Herkunfts-)Kultur bleiben erhalten. Nur dann, wenn beide Punkte erfüllt sind, spricht man von Integration. Wenn der zweite Aspekt hingegen verneint, die eigene kulturelle Identität also aufgegeben wird, ist die Rede von Assimilation. Wenn Mitglieder einer Minderheit ihre Herkunftskultur beibehalten möchten und gleichzeitig keinen Kontakt zu Mitgliedern der Mehrheit aufnehmen wollen, ergibt sich Separation. Wenn beides nicht vorliegt, resultiert sogenannte Marginalisierung; dieses Konzept wurde allerdings teilweise deutlich kritisiert.
Gesellschaften ändern sich und viele Forschungsteams gehen davon aus, dass das am ehesten zu bevorzugende Ergebnis von Akkulturationsprozessen Integration ist. Die Wahrnehmung der Präferenzen der jeweils anderen Gruppe muss nicht mit der Realität übereinstimmen. So hat sich gezeigt, dass Mitglieder von Mehrheiten davon ausgehen, dass Migrierte Separation präferieren, während die meisten Mitglieder von Minderheiten Integration bevorzugen. Assimilation hingegen ist in vielen verschiedenen Ländern die Präferenz von Mitgliedern der Mehrheit, zum Beispiel auch in Deutschland (siehe Zick et al., 2001). Solche unterschiedlichen oder gar gegensätzlichen Präferenzen von Migrierten und Mitgliedern der aufnehmenden Gesellschaft können aufgrund ihrer Inkompatibilitäten zu Spannungen führen.
Gegebenenfalls bieten diese Erkenntnisse Anlass, über eigene Akkulturationspräferenzen zu reflektieren und sich anschließend mit der eigenen Sicht auf mutmaßliche Präferenzen der jeweils anderen Gruppe zu befassen, u.a. auch der Frage, wie akkurat diese Sicht wohl ist.
Quellen:
Sam, D. L., & Berry, J. W. (Eds.). (2006). The Cambridge handbook of acculturation psychology. Cambridge University Press. https://doi.org/10.1017/CBO9780511489891
Zick, A., Wagner, U., van Dick, R., & Petzel, T. (2001). Acculturation and prejudice in Germany: Majority and minority perspectives. Journal of Social Issues, 57(3), 541–557. https://doi.org/10.1111/0022-4537.00228
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