Wer stört fliegt raus: Kann man lästige Gedanken einfach ausmisten?
Jeder kennt das: Ein unangenehmer Gedanke plagt einen – Versuche den Störenfried aus dem Kopf zu bekommen bleiben jedoch erfolglos. Wäre es da nicht schön, wenn man sich lästiger Gedanken so einfach entledigen könnte wie man einen Gegenstand in den Mülleimer schmeißt?
Pablo Briñol und Kollegen (2013) gingen kürzlich der Frage nach, welche Konsequenzen sich für eigene Einstellungen und Intentionen ergeben, wenn man seine Gedanken wie Gegenstände behandelt. Dazu baten sie Jugendliche zunächst entweder aufzuschreiben, was ihnen an ihrem Körper gefällt oder was ihnen an ihrem Körper nicht gefällt. Anschließend sollten alle Teilnehmer ihre niedergeschriebenen Gedanken nochmals überdenken – allerdings wurde die einen Hälfte dabei instruiert, ihren Aufschrieb auf Grammatik- und Rechtschreibfehler Korrektur zu lesen ( Kontrollgruppe), während die andere Hälfte gesagt bekam, dass ihre Gedanken nicht bei ihnen verbleiben müssten und dass sie ihren Aufschrieb deshalb zusammenknüllen und in den Papierkorb werfen sollten ( Experimentalgruppe). Danach gaben alle Versuchspersonen ihre Einstellung gegenüber ihrem Körper an. Das Ergebnis: Wie erwartet bewerteten jene Teilnehmer der Kontrollgruppe, die angenehme Gedanken zu ihrem Körper generiert hatten, diesen bedeutend positiver als diejenigen, die unangenehme Gedanken zur ihrem Körper generiert hatten. Dieser Unterschied war allerdings nicht in der Experimentalgruppe festzustellen: Hatten die Versuchspersonen ihre aufgeschriebenen Gedanken in den Papierkorb geworfen, zogen sie diese nachfolgend auch nicht zur Bewertung ihres Körpers heran! In einem weiteren Versuch ließen Briñol und Kollegen die Teilnehmer Gedanken zur mediterranen Küche (Verzehr von reichlich Gemüse, Obst, Salat und Fisch, aber wenig rotem Fleisch, sowie Verwendung von Olivenöl) aufschreiben und erhielten dasselbe Ergebnis. Außerdem ergab das zweite Experiment, dass sich die Vergegenständlichung von Gedanken auch umgekehrt einsetzen lässt: Falteten die Versuchspersonen das Blatt mit den notierten Gedanken sorgfältig zusammen und steckten es zur Aufbewahrung in ihr Portemonnaie, hatten diese Gedanken einen viel stärkeren Einfluss auf die Einstellung gegenüber einer mediterranen Diät und auf die Absicht zukünftig eine entsprechende Ernährung einzuhalten als in der Kontrollgruppe oder wenn die Gedanken im Müll entsorgt wurden. Schließlich prüften Briñol und Kollegen, ob die beobachteten Wirkungen des Wegwerfens und Aufbewahrens von Gedanken auch durch schlichte Imagination der jeweiligen Handlung erzielt werden können. Die reine Vorstellung reichte jedoch nicht aus: Sie müssen den quälenden Gedanken also schon aufschreiben und wegwerfen um ihn (zumindest vorrübergehend) loszuwerden.
Quelle:
Autor*innen
Artikelschlagwörter
Blog-Kategorien
- Corona (27)
- Für-Kinder (0)
- In-eigener-Sache (8)
- Interviews (11)
- Rechtspsychologie (24)
- Sozialpsychologie (216)
- Sportpsychologie (37)
- Umweltpsychologie (22)