Wie Sie mehr von Ihrem „Ersten Mal“ haben
Es wird nie wieder so wie beim „Ersten Mal“. Diese Erfahrung machen wir bei vielen Erlebnissen. Und daher sind wir – um möglichst frischen und unverbrauchten Genuss zu erleben – immer wieder auf der Suche nach Variation. Dabei gibt es sehr einfache Regeln, wie man der Freude am „Ersten Mal“ Dauer verleihen kann.
Dass „Erste Male“ so besonders sind, liegt natürlich an unserer Fähigkeit, uns an alles Mögliche zu gewöhnen, eben auch an das Schöne. Daher kann es schon den Genuss steigern, wenn wir weniger Gelegenheit zur Gewöhnung schaffen, indem wir Abstände zwischen die Erlebnisse legen. Diese Abstände müssen nicht besonders groß sein: Zum Beispiel werden Sie es vermutlich genießen, wenn Sie z.B. 180 Sekunden in einem Massagesessel verbringen. Tatsächlich genießen Sie es aber mehr, wenn Sie 80 Sekunden in dem Stuhl verbringen, dann 20 Sekunden unterbrechen und sich dann wieder für 80 Sekunden hineinsetzen (Nelson & Mayvis, 2008). Schon diese kurze Unterbrechung verringert die Gewöhnung an das Erlebnis.
Unterbrechen oder Hinauszögern von Erlebnissen verschaffen uns nun nicht unbedingt echte „Erste Male“, die nächste Empfehlung allerdings schon: Tatsächlich können wir unseren Genuss auch dadurch steigern, daß wir ungewöhnliche und neuartige Methoden des Konsums ausprobieren, etwa das Popcorn mit Stäbchen essen, ein Getränk aus einem ungewöhnlichen Gefäß oder mit dem Strohhalm trinken (O’Brien & Smith, 2019). Entscheidend für den gesteigerten Genuss ist die Aufmerksamkeit, die normalerweise mit Neuartigem einhergeht und die das Erlebnis so intensiviert. Daher sind auch nicht alle möglichen Variationen des Konsums geeignet. Einen Film auf dem Kopf zu schauen, ist zwar neuartig, es verhindert aber, daß man sich dem Erlebnis hingibt, und es steigert den Genuss nicht (O’Brien & Smith, 2019). Vielversprechend ist dagegen zum Beispiel, einmal mit verbundenen Augen zu essen oder die nicht-dominante Hand zu nehmen.
Die bisherigen Beispiele betreffen sehr alltägliche Erlebnisse, die sich im Leben häufig wiederholen. Solchen Erlebnissen kann man offenbar schon durch kleine Variationen erneut den Genuss des „Ersten Mals“ verleihen. Es gibt aber auch eine Kategorie von Erlebnissen, die sich nicht oft wiederholen und bei deren Genuss die Erinnerung eine entscheidende Rolle spielt.
Auf die Frage, welche Konsumerlebnisse sie gern wiederholen würden, nennen Befragte nicht unbedingt, die einmaligen und allerschönsten, sondern eher normale und durchschnittliche (Zauberman, Ratner & Kim, 2009). Bei den Schönsten wollen sie es offenbar bei dem einen „Ersten Mal“ belassen. Auch dies kann eine Methode sein, den Zauber des „Ersten Mals“ zu bewahren, denn jede Wiederholung eines Erlebnisses kann die Erinnerung an das erste Erlebnis – durch Interferenz – trüben. Beim Popcorn-Essen ist das ja auch schon geschehen, und das lässt sich ohnedies nicht verhindern. Der Traumurlaub allerdings von vor vier Jahren wird wohl kaum so alltäglich wie Popcorn-Essen. Der Genuss, der von ihm ausgeht, wird am besten erhalten, wenn er einzigartig bleibt.
Quellen:
Nelson, L. D., & Meyvis, T. (2008). Interrupted consumption: Disrupting adaptation to hedonic experiences. Journal of Marketing Research, 45(6), 654-664. doi: 10.1509/jmkr.45.6.654
O’Brien, E., & Smith, R. W. (2019). Unconventional consumption methods and enjoying things consumed: Recapturing the “First-Time” experience. Personality and Social Psychology Bulletin, 45(1), 67-80. doi: 10.1177/0146167218779823
Zauberman, G., Ratner, R. K., & Kim, B. K. (2009). Memories as assets: Strategic memory protection in choice over time. Journal of Consumer Research, 25, 715-728. doi: https://doi.org/10.1086/592943
Bildquelle:
stevepb via Pixabay: https://pixabay.com/de/photos/eist%C3%BCte-schmelzen-hei%C3%9F-1274894/
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