Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag…oder doch nicht?
Viele Menschen richten sich nach dem Motto „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag“. Auf der anderen Seite gewinnt Intervallfasten, bei dem oft das Frühstück bewusst ausgelassen wird, immer mehr an Beliebtheit. Wie passt das zusammen?
Was, wie viel und wann man essen sollte, ist ein viel diskutiertes Thema mit unzähligen Meinungen. Wer kennt zum Beispiel nicht das Sprichwort „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag“? Die meisten würden es vielleicht der Weisheit und Lebenserfahrung ihrer Großeltern zuschreiben, doch tatsächlich ist dieses Sprichwort ein Werbeslogan für Kellogg’s Frühstücksflocken aus dem Jahr 1917 (Cooper, 1917).
Gleichzeitig gewinnt Intervallfasten an Popularität und wird als gesundheitsförderlich angepriesen (Mattson, 2022). Dabei handelt es sich um eine Ernährungsform, bei der man seine Nahrungszufuhr auf ein vorgegebenes Zeitfenster beschränkt, also zum Beispiel das Frühstück auslässt. Was stimmt nun aber? Muss ich frühstücken, um gesund und leistungsfähig zu sein? Oder nicht?
Diese Frage inspirierte einiges an Forschung zum Einfluss von Frühstück auf schulische Leistungen. Ein Übersichtsartikel hat mehrere Studien zu diesem Thema zusammengefasst (Adolphus et al., 2016). In diesen wurde – überwiegend experimentell – untersucht, wie leistungsfähig Schüler*innen an einem Morgen waren, an dem sie gefrühstückt hatten, verglichen mit einem Morgen, an dem sie nicht gefrühstückt hatten. Insgesamt konnte sich die Schülerschaft an Tagen mit Frühstück morgens länger konzentrieren als an Tagen ohne Frühstück. Leistungseinbußen an Tagen ohne Frühstück betrafen hauptsächlich Aufmerksamkeit, exekutive Fähigkeiten und das Gedächtnis. Diese Effekte waren aber eher von kurzer Dauer und besonders ausgeprägt bei Schüler*innen, die zu Hause eine weniger gesunde Ernährung erhielten. Um die Ergebnisse vom Labor auf den realen Schulalltag übertragen zu können, ist allerdings weitere Forschung notwendig.
Wie sieht der Sachverhalt bei Erwachsenen aus? In einem weiteren Übersichtsartikel wurden mehrere Studien zum Auslassen von Frühstück bei erwachsenen Versuchspersonen zusammengefasst. Hier wurden ähnliche Ergebnisse gefunden: Frühstückende Studienteilnehmende zeigten gegenüber Nichtfrühstückenden leichte Vorteile bezüglich ihrer Gedächtnisleistung (Galioto & Spitznagel, 2016). Auf der anderen Seite konnte für Erwachsene jedoch kein eindeutiger Effekt in Bezug auf Aufmerksamkeit und exekutive Fähigkeiten gefunden werden. Das Forschungsteam untersuchte außerdem, ob es eine Rolle spielt, was man zum Frühstück isst. Hierzu gab es jedoch letzten Endes nicht ausreichend belastbare Studien, um eine zusammenfassende Aussage treffen zu können.
Auch wenn einige der untersuchten Studien nur begrenzt aussagekräftig sind, lässt sich vermuten, dass es - zumindest kurzfristig - Vorteile haben kann, zu frühstücken, auch wenn der Zusammenhang bei Erwachsenen weniger stark zu sein scheint als bei Schulkindern. Die Ergebnisse kann man auf unterschiedliche Weisen interpretieren. Beispielsweise ist zu bedenken, dass das Gehirn Energie benötigt. Diese erhält es unter anderem durch das Frühstück und kann dadurch Leistung erbringen. Außerdem sind es viele Menschen gewohnt, morgens ihre Frühstücksflocken zu essen. Wenn man als Versuchsperson also angewiesen wird, das Frühstück auszulassen, kann dies für viele ungewohnt sein und mit einer Stimmungsverschlechterung einhergehen (Adolphus et al., 2016). Diese Verschlechterung der Stimmung - und nicht unbedingt der Mangel an Energie - könnte dann zu einer geringeren Motivation und Leistungsfähigkeit führen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Auslassen von Frühstück für Personen, die es gewohnt sind, zu frühstücken, zu einer begrenzten, kurzfristigen Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen kann. Dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag ist, ist durch diese Ergebnisse jedoch noch nicht bewiesen und sollte individuell entschieden werden.
Literaturverzeichnis
Adolphus, K., Lawton, C. L., Champ, C. L., & Dye, L. (2016). The Effects of Breakfast and Breakfast Composition on Cognition in Children and Adolescents: A Systematic Review. Advances in Nutrition, 7(3), 590-612. https://doi.org/10.3945/an.115.010256
Cooper, L. F. (1917). How to cut food costs. Good Health Publishing Company.
Galioto, R., & Spitznagel, M. B. (2016). The Effects of Breakfast and Breakfast Composition on Cognition in Adults. Advances in Nutrition, 7(3), 576-589. https://doi.org/10.3945/an.115.010231
Mattson, M. P. (2022). Intermittent Fasting Revolution: The science of optimizing health and enhancing performance. MIT PRESS.
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