„Ich schaffe das!" Selbstwirksame SportlerInnen erbringen bessere Leistung und treffen bessere Entscheidungen

An sich und das eigene Können zu glauben, macht uns besser. Der Glaube, durch die eigenen Fähigkeiten (schwierige) Aufgaben lösen und (herausfordernde) Situationen meistern zu können, ist nach Albert Bandura (1997) als Selbstwirksamkeitserwartung definiert. Selbstwirksamkeit hat positive Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche und begünstigt neben unserem Gesundheitsverhalten auch Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft.

Ein Mann vor einem BasketballkorbDie meisten Menschen kennen Aufgaben oder Situationen, in denen sie gedacht habenDas schaffe ich niemals!. Für die/den eine(n) war es vielleicht die Matheabiturklausur, für die/den andere(n) der Sporteignungstest zur Aufnahme an der Sporthochschule. Wenn wir an unserem Können zweifeln, also unsere Selbstwirksamkeitserwartung gering ist, nehmen wir Aufgaben eher als Misserfolgsrisiko wahr, und gehen davon aus, dass wir nicht erfolgreich sein werden. Sind wir hingegen davon überzeugt, dass wir die Klausur oder die sportlichen Aufgaben bewältigen können, nehmen wir die Situation als Herausforderung wahr und glauben an unseren Erfolg. Die mit der Ausprägung unserer Selbstwirksamkeit einhergehenden Kognitionen beeinflussen wiederum unsere tatsächliche Leistung.

Personen mit höherer Selbstwirksamkeit zeigen sowohl im schulischen und akademischen als auch im sportlichen Bereich bessere Leistungen. Eine Metaanalyse im Sport zeigte basierend auf 45 Studien und 120 Korrelationen, dass zwischen Selbstwirksamkeitserwartung und sportlicher Leistung ein mittlerer Zusammenhang besteht (Moritz et al., 2001). Interessanterweise begünstigt der Glaube an die eigenen Fähigkeiten nicht nur die sportliche Leistung allgemein, sondern auch spezifische kognitive Prozesse, die im Sport relevant sind (Hepler & Feltz, 2012). In einer Studie mit BasketballspielerInnen wurde untersucht, ob Selbstwirksamkeit auch mit konkreten Entscheidungen in Spielsportsituationen zusammenhängt, z.B. zu welcher/-m SpielerIn man passt oder ob man auf den Korb wirft. In einem sportspezifischen, videobasierten Entscheidungstest nannten SpielerInnen, die eine höhere Selbstwirksamkeit aufwiesen, tatsächlich bessere Handlungsoptionen, entschieden sich besser und vertrauten häufiger auf ihre erste, intuitive Option (Hepler & Feltz, 2012).

Ein aktuelles Ereignis aus dem Fußball veranschaulicht den Zusammenhang von Selbstwirksamkeit, Entscheidung und sportlicher Leistung. Im Champions-League-Viertelfiale 2018 zwischen Real Madrid und Juventus Turin entschied Christiano Ronaldo in der siebten Minute der Nachspielzeit das Spiel für Real. Bei 0:3 Rückstand entschied der Schiedsrichter auf Foulelfmeter; Christiano Ronaldo entschied, selbst zu schießen, und zwar entschlossen in den rechten Winkelkeine Chance für den Juve-Ersatzkeeper. Jener mit beeindruckender Präzision verwandelte Elfmeter zeugt von effektivem Umgang mit Druck, der auch auf eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung des Profis zurückgeführt werden kann. Einen Elfmeter unter Druck zu schießen, stellt außerdem ein lehrbuchartiges Exempel für sportpsychologisches Selbstwirksamkeitstraining, das sogenannte Prognose-Training, dar.

Für die (Sport-)Praxis bedeuten die Befunde, dass neben den technischen und taktischen Fertigkeiten auch psychologische Aspekte wie die Selbstwirksamkeitserwartung beachtet und gezielt gefördert werden sollten, um bestmögliche Leistungen zu begünstigen.

Quellen:

Bandura, A. (1977). Self-efficacy: toward a unifying theory of behavioral change. Psychological Review, 84(2), 191–215. http://doi.org/10.1037/0033-295X.84.2.191

Hepler, T. J., & Feltz, D. L. (2012). Take the first heuristic, self-efficacy, and decision-making in sport. Journal of Experimental Psychology: Applied, 18(2), 154–161. http://doi.org/10.1037/a0027807

Moritz, S. E., Feltz, D. L., Fahrbach, K. R., & Mack, D. E. (2000). The relation of self-efficacy measures to sport performance: A meta-analytic review. Research Quarterly for Exercise and Sport, 71(3), 280–294. http://doi.org/10.1080/02701367.2000.10608908 

 

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